DVD-Player-Software reagiert flexibel auf Formate

München/Kaarst (dpa/gms) - Sie gehören zur Standardausstattung jedes modernen Multimediacomputers: DVD-Abspielprogramme. Doch wie unterscheiden sich die Software-DVD-Player eigentlich von ihrer Konkurrenz, die silbern oder schwarz neben dem Fernseher steht?

Und was kann die Software, was ein Stand-Alone-Gerät nicht leistet? „Was Rohlinge oder Spezialformate wie DivX betrifft, sind sie mit einer DVD-Software besser bedient, weil sie zukunftssicherer ist“, sagt Tobias Weidemann von der in München erscheinenden Zeitschrift „PC-Welt“. Einen so genannten Stand-Alone-Player nachzurüsten, sei schwierig bis unmöglich. „Mit einem Rechner können sie schnell einen Codec nachrüsten, und die Sache ist geritzt.“ Codecs, das sind die Programme zum Codieren und Decodieren, also zum Ablesen von DVDs.

Volker Maxisch vom Software-Unternehmen Cyberlink in München sieht es ähnlich: „Der Hauptvorteil ist die Flexibilität, die man mit einem Software-DVD-Player hat.“ Die Programme ließen sich schneller an neue Standards anpassen, etwa an die Videoformate MPEG-2 mit High Definition oder MPEG-4. „Ein Stand-Alone-Gerät hat dagegen die Codierung fest in seinem Chipsatz, der nicht erweitert werden kann.“

Die aktuelle Version 7 der Software „Win DVD Gold“ etwa spielt neben DVDs auch Real-Player-, Quick-Time- und Windows-Media-Videodateien. Hinzu kommen die Formate AVI, DivX 6 und 3GPP/3GP2. Auch Musikstücke, die als Wave-, MP3-, MP2-, M2A-, AC-3 und DTS-Dateien vorliegen, können abgespielt werden.

Ein weiterer Vorteil der Software-Player: Mit kleinen Zusätzen - Tools - lassen sich die lästigen Regionalcodes ausblenden, die dafür sorgen, dass etwa in den USA gekaufte DVDs nicht auf einem europäischen DVD-Player laufen. Das klappt jedoch nur, wenn dieser das Wechseln des Regionalcodes unterstützt. „Im Gegensatz zum Kopierschutz dürfen die Regionalcodes umgangen werden“, sagt Tobias Weidemann. „Außerdem bietet die Software Lösungen zur Bildverbesserung. Das bringt je nach Fernseher gewisse Vorteile.“

Heiko Wenzel von Intervideo in Kaarst bei Düsseldorf hängt die Messlatte für die Programme tiefer: „Ein Software-DVD-Player soll vor allem dafür sorgen, handelsübliche DVDs bei voller Qualität auf einem Computer abzuspielen.“ Einen Mehrwert im Vergleich zu Stand-Alone-Geräten habe man dabei nicht unbedingt. Ob die Software ein optimales Ergebnis liefern kann, hänge zudem von der Leistung des Computers ab.

Der Markt für Software-DVD-Player ist übersichtlich: „Cyberlink und Intervideo sind die beiden, die in diesem Bereich Geld investiert haben“, erklärt Weidemann. Alles andere basiere im Prinzip auf der Technik der beiden Produkte „Win DVD“ (Intervideo) und „Power DVD“ (Cyberlink). Vielfach werden die Player in so genannten OEM-Versionen mit neuen Computern verkauft. Die Retail-Variante - also das Produkt in der Box - von „Power DVD“ habe zum Beispiel noch ein paar Zusatzfunktionen im Bereich Bildstabilisierung und -qualität.

Kostenlose Freeware lohnt sich im Zusammenspiel mit den Software-DVD-Playern nach Weidemanns Ansicht nicht: „Sie müssen sich in der Regel die Codecs anderweitig besorgen und nachinstallieren.“ Das kostet Geld, weil die Codecs durch Lizenzen geschützt sind.

Videoenthusiasten finden bei den Software-Playern zudem nützliche und mitunter spaßige Zusatzfunktionen: Mit „Power DVD“ lassen sich zum Beispiel Bildschirm-Schnappschüsse in der originalen oder einer vom Anwender gewünschten Größe aus einem Video erstellen.

Auch „Win DVD Gold“ bietet in der aktuellen Version 7 Spielereien: Mit einer Lesezeichenfunktion springen Nutzer direkt zu den für sie interessanten Szenen einer DVD. Ein integrierter Zoom vergrößert die Bilder stufenlos. Mit der „QuickClip“-Funktion verwandelt das Programm Ausschnitte von Videodateien in GIF-Animationen.

Mehr Auswahl bieten Software-DVD-Player laut Intervideo-Sprecher Heiko Wenzel beim Ton: „Sie können unterschiedliche Qualitäten einstellen und zum Beispiel die Akustik eines Theaters simulieren.“ Gut zur Geltung komme das vor allem mit Kopfhörern.

„Win DVD Gold“ kann noch etwas, das mit einem Stand-Alone-Gerät nicht möglich ist: Wer unter Zeitdruck steht, kann einen Film schneller laufen lassen, ohne dass die Tonhöhe verändert wird. Dank des so genannten Time Stretching dauert ein Zwei-Stunden-Film dann nur eineinhalb Stunden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort