Der Herr der Whiskys: Tagestour zur Kyrburg - Zu Besuch bei Horst Kroll und seinen edlen Tropfen

Horst Kroll findet immer einen Grund zum Trinken. Zum Whiskytrinken, genauer gesagt. Und dabei – und das wissen wahre Whiskytrinker – geht es nicht um das schnelle Erreichen eines heiter-beschwipsten Zustandes, sondern um den Genuss eines Getränks, das eine eigene, in Düfte und Aromen gepackte Geschichte zu erzählen hat.

Der Herr der Whiskys: Tagestour zur Kyrburg - Zu Besuch bei Horst Kroll und seinen edlen Tropfen
Foto: Alexander Schumitz

Für Horst Kroll war diese Geschichte so faszinierend, dass er - obwohl, wie er sagt, damals jeder gesagt habe, er hätte sie nicht mehr alle - vor etwa 25 Jahren nicht nur das Restaurant auf der Kyrburg in Kirn (Kreis Bad Kreuznach) gepachtet, sondern dort im Keller auch ein Whisky-Museum eröffnet hat.

Wir - also mein Kollege und ich - wussten bis zum Besuch bei Horst Kroll über Whisky nur, dass es eben ein alkoholisches Getränk ist. Ein sehr hochprozentiges. Das sollte sich aber ändern. Diese Erfahrung machen wohl viele der Besucher, die sich jedes Wochenende von Kroll bei mehrstündigen Whisky-Tastings die edelsten Tropfen vorsetzen lassen und dafür gar aus ganz Deutschland anreisen.

Ein Keller voller Raritäten

Dort im Museum, in einem alten Gewölbekeller, inmitten von 4000 Whiskyflaschen, wo altes Küferei-Werkzeug an der Wand hängt und der Nachbau einer Schwarzbrenner-Brennblase aufgebaut ist, steht er nun, Horst Kroll, das viel geschätzte Nosing-Glas, bei dem sich das Aroma des Whiskys durch die bauchige Form ausbreiten kann, in der Hand - das einzig wahre, wie er sagt -, und gewährt uns einen kurzen Blick in die, nein, in seine Welt der Whiskys.

Die Flaschen, die hier in den Regalen stehen, hat er auf der ganzen Welt zusammengetragen. Hier gibt es Raritäten wie den Macallan von 1886, den wohl ältesten Whisky in seiner Sammlung, und eine Flasche des Whiskys, der einst auf der Hochzeit von Prinz Charles und Prinzessin Diana getrunken wurde. Kroll erzählt uns auch die Geschichte vom Shackleton-Whisky, der 2010 nach mehr als 100 Jahren aus einer Hütte in der Antarktis geborgen und so gekonnt nachgebrannt wurde, dass hinterher nicht mal Experten mehr einen Unterschied schmecken konnten.

Gute Geschmacksknospen und noch bessere Geruchsnerven - genau das ist es, was man braucht, wenn man wissen will, worum es beim Whisky geht. Kroll schenkt uns nicht einfach nur Whisky aus. Er entführt uns in eine andere, uns unbekannte, so nie wahrgenommene Welt.

Aber Kroll weiß, was uns da auf der Zunge brennt, kennt nicht nur den Whisky in- und auswendig, sondern merkt uns auch unsere Fragen an, bevor wir sie überhaupt stellen.

Wir wollen wissen, wie lange es dauert, bis man sich so gut auskennt wie der 57-Jährige. "Das kommt ganz darauf an, wie viel man trinkt", sagt er. "Und ich hab früh angefangen." Das Wort Experte mag Kroll für sich aber nicht gelten lassen. "Ich bin Liebhaber", sagt er.

Die Liebe zum Whisky hat er in England und Schottland entdeckt, wo er als Jungkoch gearbeitet hat. Mit seinem letzten Lehrlingsgehalt ist der Pfälzer in jungen Jahren ausgewandert. Sein Herz schlägt für die Schotten - die Menschen und die Whiskys. Eine Ausnahme hat er bei seiner Frau gemacht. Sie ist Engländerin. "Aber sie hat rote Haare. Das muss reichen." Die meisten seiner Whiskys sind Single Malts. Schottische natürlich. Für deutsche Whiskys hat er nicht allzu viel übrig. "Ich esse ja auch keine schottischen Weißwürste", sagt er. Eine so große Aromenvielfalt wie beim Whisky sei ihm nirgendwo sonst begegnet, sagt er. Und wer sollte das besser beurteilen können als Kroll, der von Beruf Koch ist.

Und dann holt er Gläser herbei und Flaschen voll mit Whisky, einen nach dem anderen: Whisky, der nach Pfirsich schmeckt. Whisky, der nach Zimt schmeckt und einen an Weihnachten erinnert. Einen Ardbeg, einen Imperial, einen Glenfiddich. Whisky, der trüb wird, nachdem Kroll Wasser hineingeträufelt hat - ein Zeichen für die Reinheit des Whiskys, wie er erklärt. Whisky, der zwei Komponenten vereint, wie sie schlichter nicht sein könnten, Salz und Pfeffer. "Und jetzt hole ich einen", sagt er, freudig-aufgeregt, "der riecht nach nassem Pferd und Stallmist!"

Kroll hat auch einen Hauswhisky, den zehn Jahre alten Glenmorangie. Der steht bei ihm nicht nur im Museum, sondern auch in der Küche und auf dem Nachttisch. Wie der Mann, der 4000 Whiskys im Keller stehen hat, dann doch einem immer wieder den Vorzug geben kann? Ganz einfach: Es war sein erster.

Von Eileen Blädel
Extra: Whisky-Tastings auf der Kyrburg


Das Whiskymuseum kann nach telefonischer Absprache besichtigt werden. Jeden Freitag und Samstag veranstaltet Horst Kroll zudem Whisky-Tastings. Die Gäste werden mit Dudelsackmusik und Lagerfeuer im Burghof begrüßt. Nach einem Drei-Gänge-Menü im Restaurant gibt es je nach Thema - von klassischen Malts bis zu Raritäten - acht bis zehn Whiskys. Horst Kroll führt selbst durch das Tasting, danach gibt es Live-Musik vom Hausmusiker, dem Trierer Stadtführer Andreas Sittmann. Die Preise liegen zwischen 70 und 95 Euro, Begleitpersonen zahlen 35 Euro.

Kontakt: Restaurant & Whiskymuseum auf der Kyrburg, Kirn, Telefon: 06752/91190, www.kyrburg.de

eib
Krolls Whisky-Weisheiten


Ich wehre mich gegen eine ganze Handvoll Eis im Whiskyglas. Dann kann man auch gleich Klosterfrau Melissengeist trinken, denn dann schmeckt man eh nix mehr.

Mit Whisky kochen funktioniert nicht. Ein Tropfen zu viel oder zu wenig, und schon ist das gelaufen.

Whisky ist kein Essensbegleiter. Zum Essen braucht man Flüssigkeit, also lieber zu zwei Bier oder einer Flasche Wein greifen.

Whisky schmeckt aber zu Räucherlachs, Austern oder Crème Brulée.

Whisky und Schokolade ist ganz großes Kino.

Der gleiche Whisky kann in einer anderen Situation völlig anders schmecken.

Lagavulin trinkt man nicht einfach. Den braucht man, weil man in einer scheiß Situation ist.

Ich hatte noch nie einen Whisky-Kater - wenn, dann lag das an den zwei Flaschen Wein hinterher.

eib

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