186 Hüttinger sind gegen den Steinbruch

HÜTTINGEN. Bevor der Gemeinderat am 15. September darüber entscheiden wird, ob Hüttingen einen Steinbruch bekommen wird oder nicht, stand das Thema am Dienstagabend auf einer Einwohnerversammlung zur Debatte.

"Hoffentlich kommen auch ein paar Leute", sagt Werner Jondral. Aus Sorge, die Hüttinger könnten sich nicht für die Frage "Steinbruch - Ja oder Nein" interessieren, hatte er sogar Flugblätter mit Hinweis auf die anstehende Einwohnerversammlung verteilt. Doch der Saal in der Alten Schule ist am Dienstagabend, 19 Uhr, bis auf den letzten Platz besetzt. Ungefähr 60 Hüttinger sind gekommen, um die neuen Pläne für die Wiederinbetriebnahme zu diskutieren. Zur Bürgerversammlung eingeladen hatte der Ortsbürgermeister Leo Maus, nachdem ihm die "Bürgerinitiative gegen den Steinbruch" eine mehrseitige Unterschriftensammlung überreicht hatte. 186 von 265 wahlberechtigten Hüttingern haben sich damit gegen den Steinbruch ausgesprochen, den die Straßen- und Tiefbaufirma Lehnen auf 20 500 Quadratmeter Gemeindefläche betreiben will. Später soll der Steinbruch auf die angrenzenden Flächen, die Privateigentum sind, ausgeweitet werden."Mit unseren Unterschriften haben wir ja eigentlich schon unsere Ablehnung kundgetan", bemerkt Marita Singh zu Beginn der Versammlung. Im Grunde gebe es ja nichts mehr zu diskutieren. Allerdings sei sie interessiert zu erfahren, welche finanziellen Vorteile ein Steinbruch der Gemeinde bringe. Doch Leo Maus schüttelt den Kopf. "Das könne man nicht so genau sagen", erklärt er. Gemeinderatsmitglied Rudolf Pohlen weiß mehr: Er habe auf Grundlage der Zahlen, die die Firma Lehnen vorgelegt habe, ausgerechnet, was für die Gemeinde abfällt: bei einer Laufzeit von 30 Jahren seien es 8000 bis 10 000 Euro pro Jahr (Gewerbesteuereinnahmen nicht eingerechnet). "Diese Einnahmen werden die Gemeinde nicht retten", sagt Rudolf Pohlen.Abschreckend: die Aussicht auf Lärm und Staub

"Geld ist nicht alles", bekräftigt auch Gegner Werner Jondral, für den keine Summe die Umweltbelastung durch einen Steinbruch aufwiegen kann. Für ihn ist ein entscheidendes Gegenargument die Belastung des Naturschutzgebietes, das direkt an das Gelände angrenzt."Was ist mit dem Lärm und dem Staub, den ein solcher Betrieb verursacht", wollen die Hüttinger wissen. Man arbeite in die Tiefe, daher werde der Lärm abgedämpft und Lärmschutzwerte würden sogar unterschritten, erklärt der Landschaftsplaner der Firma Lehnen. Sprengungen wären jedoch nicht zu vermeiden, gibt Leo Maus zu. Zudem interessiert die Bürger, ob sie mit LKW-Lärm und verschmutzten Straßen in ihrem Ort rechnen müssen. Schließlich sollen 40 Ladungen pro Tag abtransportieren werden. Firmenchef Franz Lehnen bietet eine Lösung an: Damit die LKW nicht durch den Ort fahren müssen, soll ein Landwirtschaftsweg bis zur B 50 zu einer Straße ausgebaut werden."Was ist im Winter, wenn die Strecke vereist ist? Was ist mit fremden Fahrern, die sich nicht auskennen?", fragen die Bürger. Leo Maus räumt ein: "Ja, der ein oder andere LKW wird wohl auch mal durchs Dorf fahren."Dass der Steinstaub, der bei den Arbeiten entsteht, vom Wald - dem Naturschutzgebiet - wie ein "natürlicher Filter" abgefangen wird und daher nicht über Hüttingen rieseln kann, glauben die Bürger dem Landschaftsexperten der Firma Lehnen ebenfalls nicht.Nach zwei Stunden scheinen die Argumente für einen Steinbruch nicht überzeugend. "Das ist mir zu wenig Vorteil", sagt Marita Singh. "Die einzigen, die profitieren, sind die Privatleute, die ihr Land verkaufen können. Der Gemeinderat als Bürgervertretung muss unsere Entscheidung akzeptieren", appelliert sie an Maus. Am 15. September wird der Gemeinderat um 16 Uhr in einer nicht öffentlichen Sitzung darüber entscheiden.

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