Abschied von der Heimat

PRÜM. Im "Konvikt - Haus der Kultur" in Prüm ist derzeit eine aufschlussreiche Ausstellung zu sehen, die sich eingehend mit der Auswanderung speziell aus dem Kreis Bitburg-Prüm nach Nordamerika im 19. Jahrhundert befasst.

In dem Zeitraum von 1840 bis 1899 verließen schätzungsweise mehr als 10 000 Menschen die damals zu Preußen gehörenden Landkreise Bitburg, Prüm und Daun. Die Eifeler kehrten ihrer Heimat den Rücken und wanderten aus in die "neue Welt" - nach Nordamerika. Viele siedelten in den heutigen amerikanischen Bundesstaaten Ohio, Illinois oder Wisconsin. Die Menschen suchten jenseits des Atlantiks nach besseren Lebenschancen. Karger Eifelboden und der damit verbundene geringe Ernteertrag, Missernten und darauf folgende Hungerjahre gehörten zu den Hauptgründen der Bewohner, die Eifel zu verlassen. Vielfach waren es Tagelöhner, Ackerer und Gerber, aber auch Handwerker wie Schlosser, Schmiede und Stellmacher, die sich auf die Reise in eine erhoffte bessere Zukunft machten. Dabei war allein die oft wochenlange Überfahrt von Bremerhaven, Hamburg, Antwerpen, Cherburg oder Le Harve schon abenteuerlich, besonders für Familien mit großer Kinderschar. Initiatorin der von der Kreissparkasse Bitburg-Prüm und der Dr.-Hans-Simon-Stiftung geförderten Ausstellung ist Dr. Birgit Nolte-Schuster. Die Migrations-Wissenschaftlerin hat lange Zeit intensiv geforscht. Dabei hat sie unter anderem wertvolle Unterlagen im Landeshauptarchiv in Koblenz, im Stadtarchiv Trier oder im Museum der Verbandsgemeinde Prüm gefunden. Hinweise erhielt sie auch von Nachfahren der Auswanderer, zum Beispiel von der Familie Henkes aus Auw.Tausend Namen auf 95 Blättern

Es gibt kaum ein Dorf in der Eifel, in dem es im 19. Jahrhundert keine Amerika-Auswanderer gab. In der Ausstellung hat Nolte-Schuster auf 95 Blättern rund tausend Namen übersichtlich aufgelistet. Meistens handelt es sich dabei um legale Auswanderer, die von der preußischen Bezirksregierung in Trier nach Erledigung einer Reihe von Formalitäten einen so genannten Consens erhalten hatten. Es gab aber auch viele illegale Auswanderer. In den meisten Fällen waren das Männer im Alter zwischen 18 bis 25 Jahren, die sich vor dem Militärdienst in der preußischen Armee drücken wollten. Aufschlüsse zur Thematik geben auch Ausgaben der Deutschen Auswandererzeitung von 1866, das Intelligenzblatt für Prüm-Bitburg-Daun von 1852 sowie verschiedene Amtsblätter der königlich-preußischen Regierung. Zur Eröffnung der Ausstellung waren zahlreiche Besucher gekommen, begrüßt von Landrat Roger Graef und Bürgermeister Aloysius Söhngen. Die Ausstellung ist geöffnet bis einschließlich 23. November, dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr. Führung nach vorheriger Terminabsprache - auch für Schulklassen, unter Telefon 06551/147891.

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