"Alles andere als fair"

SPANGDAHLEM/MAINZ. Auf der Air-Base Spangdahlem werden 79 neue Wohneinheiten entstehen, ein Millionen-Projekt des amerikanischen Kongresses. Doch bereits vor der Vergabe von Bauaufträgen gab es Ärger, da mögliche Bieter erst einmal eine Vorauswahl überstehen mussten (der TV berichtete). 23 von 29 Betrieben, die diese erste Runde überstanden haben, kommen aus der Region. Dennoch ist die Handwerkskammer unzufrieden.

45,4 Millionen US-Dollar, umgerechnet rund 38,1 Millionen Euro. Diese Summe wollen die Amerikaner in den Bau von Häusern und die Infrastruktur allein in die US-Air-Base Spangdahlem investieren. Bei derart großen Bauaufträgen dürfte die krisengeschüttelte Baubranche einen Luftsprung nach dem nächsten machen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Handwerkskammer (HWK) Trier moniert die Art der Auftragsvergabe. Bevor die Firmen überhaupt ein Angebot abgeben dürfen, mussten sie eine Vorauswahl überstehen. Der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung Trier (LBB), der die Planung des Projekts von den Amerikanern übernommen hat, wählte aus den Meldungen die ihrer Meinung nach am besten geeigneten aus. Drei Lose wollen sie später vergeben. Dieses erste Auswahlverfahren ist mittlerweile abgeschlossen. 29 Firmen haben das erste "Casting" überstanden und dürfen nun zum eigentlichen Geschäft kommen: 23 der zugelassenen Anbieter kommen nach TV-Informationen aus der Region Trier. Sie dürfen nun ihr Angebot einreichen.Gefahr von Subunternehmerketten

Dennoch ist Josef Adams, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der HWK Trier, nicht zufrieden. "Man kann hier nicht von einer fairen Beteiligung sprechen", beklagt er sich. Betriebe aus der Region hätten bei dieser Art des Wettbewerbs höchstens eine Chance, als Subunternehmer einen Zuschlag zu bekommen. "Von anderen Generalübernehmervergaben weiß ich, dass es regelrechte Subunternehmerketten gibt", berichtet Adams aus der Praxis. Hierbei sei es problematisch, dass man sich oft nicht immer an das deutsche Vergaberecht halte. "Teilweise gibt es keine öffentlichen Ausschreibungen, und die Sub- oder Subsubunternehmer bekommen spezielle Verträge, in denen Risiken auf sie abgewälzt werden", sagt Adams. Ein Problem sei auch ein möglicher Ausfall in einer solchen Subunternehmerkette. "Bei der Insolvenz der Firma Walter-Bau hatten wir das schon erlebt. Die Subunternehmer, die danach kamen, gingen leer aus", erinnert sich der stellvertretende Geschäftsführer der Handwerkskammer Trier. Auch im Vorfeld der jüngsten Landtagswahl wurde teils heftig über dieses Thema diskutiert. Drei Monate nach der Wahl freut sich Michael Billen, Landtagsabgeordneter der CDU, zwar mehr als die 23 Betriebe aus der Region, die die erste Hürde erfolgreich genommen haben, "nichtsdestotrotz halte ich diese Vergabepraxis für falsch". Falsch sei auch die Behauptung der LBB, sie werde von den Amerikanern gezwungen, nur drei Lose auszuschreiben. "Ich stelle die Behauptung auf, dass die LBB es sich nur einfach machen wollte", sagt Billen. Monika Fink, SPD-Landtagsabgeordnete, sieht das jedoch anders: "Mir ist vom Finanzministerium zugesichert worden, dass die LBB das genauso macht, wie die Amerikaner das wünschen." Außerdem habe die regionale Wirtschaft in der Vergangenheit immer von Bauprojekten der Amerikaner profitiert. "Und wenn jetzt 23 Betriebe aus der Region mitbieten dürfen, können wir ja zufrieden sein", sagt Fink.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort