Als das Meer die Eifel überflutete

WEINSFELD. (red) Auf einer Wiese östlich von Weinsfeld blicken Forscher ab Montag, 14. April, in ein Loch. Die Forschungsbohrung dient dazu, neue Erkenntnisse über die Entwicklung des Landschaftsbildes im Raum Prüm zu gewinnen.

150 Meter tief soll das Loch werden. Bis es soweit ist, müssen Arbeiter etwa vier bis fünf Wochen baggern. Dann werden die Forscher östlich von Weinsfeld endlich in die Tiefe blicken können. Dadurch hoffen die Forscher, neue Erkenntnisse über die Entwicklung des Landschaftsbildes im Raum Prüm zu einer Zeit vor etwa 400 Millionen Jahren - im so genannten Unterdevon - zu gewinnen. Zu dieser Zeit waren die Landmassen und Ozeane auf der Erde noch völlig anders verteilt als heute. Damals befand sich das Gebiet der heutigen Eifel noch am Äquator, es herrschten dort tropische Klimaverhältnisse. Ein Großteil des Gebietes war von Meer bedeckt, während man für die Gegend von Prüm Festland annimmt. Der genaue Verlauf der damaligen Küstenlinie ist aber noch unbekannt, doch wurde auch diese Gegend allmählich vom Meer überflutet. Die erbohrten Gesteine und Fossilien ermöglichen den Wissenschaftlern, sich das Landschaftsbild der Eifel von vor 400 Millionen Jahren vorzustellen und zu beschreiben. Dabei werden die durchbohrten Gesteine mit Hilfe von fossilen Sporen zeitlich gegliedert. Chemische und physikalische Daten tragen zur Vervollständigung des Bildes von der damaligen Umwelt und ihrer Entwicklung wesentlich bei. Dieses Wissen über die erdgeschichtliche Vergangenheit ist wichtig, um die Entwicklung der Erde unter dem Einfluss des Menschen besser verstehen und für die Zukunft voraussagen zu können. Des weiteren sind die durch die Bohrung zu erwartenden Ergebnisse von großem internationalem Interesse. In Gesteinsschichten ähnlichen Alters hat es bereits mehrere Forschungsbohrungen in der Tschechischen Republik und in der Türkei gegeben. So fügt sich jetzt mit Hilfe der Prümer Bohrung das Puzzle vom Bild der Erde vor 400 Millionen Jahren zusammen. Die Bohrung ist Bestandteil eines größeren Forschungsprogrammes "Sedimentologie und Paläo-Ökologie des Emsiums der Prümer Mulde" (ESPEC). Kooperationspartner des Projektes sind das Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main (FIS), das Forschungszentrum Jülich (FZJ), das Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben in Hannover (GGA) sowie das Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz in Mainz (LGB). Die Finanzierung der vom LGB vorbereiteten Bohrung wird dabei über Mittel aus dem FZJ und der GGA sichergestellt. Das FIS übernimmt federführend die Betreuung der Bohrung vor Ort und anschließend den größten Teil der wissenschaftlichen Auswertung. Ansprechpartner für die Bohrung sind am Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main (FIS): Diplom-Geologin Simone Huwe, Dr. Rainer Brocke, Privat-Dozent Dr. Volker Wilde, Telefon 069/97075-160 oder -162.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort