Andere Töne im Fabrikambiente

JÜNKERATH. (sn) Wo sonst 250 Mitarbeiter hochwertige Gussteile konstruieren und produzieren, erklingen am Sonntag, 13. November, Werke von Mozart und Beethoven. Die Firma Demag ergotech in Jünkerath ist der außergewöhnlichste Veranstaltungsort der Mozartwochen Eifel.

Noch surrt der Putzereikran und fährt tonnenschwere Gussteile hin und her. Noch müssen Besucher einen weißen Zettel am Werkstor ausfüllen, wenn sie auf das Betriebsgelände der Firma Demag ergotech wollen. Doch schon am Sonntag werden dort ganz andere Töne erklingen. Dann spielt die Bläserharmonie Köln Werke von Mozart und Beethoven in der Werkshalle, in der sonst hochwertige Gussteile hergestellt werden. Das ist schwer vorstellbar, denn zur Zeit stehen in der Halle noch etliche Produkte, die nicht gerade Federgewichte sind und mal eben beiseite geräumt werden können. Mitten im Raum thront beispielsweise, imposant anzusehen, ein Leitschaufelträger mit einem Gewicht von 20 Tonnen. "Das Umräumen der Halle ist kein Problem, das haben wir mit zehn Mann am Samstag schnell erledigt", sagt Hansjörg Schneider, Direktor der Firma Demag. Darin hätten seine Leute schon Übung. Schließlich werde die Halle nicht zum ersten Mal für solche Veranstaltungen genutzt. Einzigartige Atmosphäre

Industrie und Kultur - wie passt das zusammen? Sehr gut, da sind sich die Organisatoren der Mozartwochen Eifel sicher. Die Aufführung bei Demag sei der Höhepunkt der Mozartreihe, sagt Georg Sternitzke, Organisationsleiter der Mozartwochen. Die Atmosphäre in der Halle sei einzigartig, halt etwas ganz Besonderes, betont er. Wie der Firmendirektor überhaupt auf die Idee gekommen sei, Industriekultur zu veranstalten, "das sei eine dolle Geschichte", sagt Schneider. Im vergangenen Jahr besuchte ein junger Unternehmer aus Hillesheim, der auch Mitglied des Ensembles Collegium Vocale ist, die Jünkerather Firma. In der Prüfhalle klopfte er an ein Gussteil, lauschte dem Klang nach und stellte fest: "Hier ist eine wunderbare Akustik, hier würde ich gerne mal singen." Warum nicht, dachte sich Hansjörg Schneider. Im Juni 2004 wurde die Idee erfolgreich in die Tat umgesetzt. Im Frühjahr 2005 wurde die Industriekultur mit der Coverband von Udo Jürgens "Sahnemix" fortgesetzt. Und bald gibt es klassische Klänge. "Mozart wurde 1756 geboren. Die Firma Demag wurde 1687 gegründet - Mozart hätte theoretisch bei uns arbeiten können", scherzt Schneider über sein Engagement bei den Mozartwochen. Außerdem diene der Einsatz im kulturellen Bereich dazu, der Firma ein anderes Image zu verpassen. Mit diesen Veranstaltungen sei man in der Öffentlichkeit präsent. Die Verbindung von Industrie und Kultur in außergewöhnlichen Räumen lässt jedenfalls eine ganz andere Stimmung zu, als dies im Konzertsaal oder in der Kirche der Fall wäre. Die Zuhörer erfahren die Musik in einem anderen Licht und bekommen andere Höreindrücke. Georg Mais, künstlerischer Leiter der Konzertreihe, hat Demag schon zweimal besucht. Von der Akustik her hat er keine Bedenken. Mit der Besetzung eines Bläserensembles in der Werkhalle sind die Verhältnisse im Veranstaltungssaal sehr bewusst bedacht, weiß Sternitzke. Die Bläserharmonie Köln spielt am Sonntag, 13. November, 17 Uhr, in der Werkshalle Demag ergotech in Jünkerath. Eintrittspreise: 15 Euro Abendkasse, 13 Euro Vorverkauf. Info und Vorverkauf, Telefon: 06597/120 Firma Demag ergotech. Am Samstag, 12. November, gastieren um 20 Uhr Kaoru Yamamoto, Violine, und Juki Ohira, Klavier, im Festsaal des Hauses Beda.

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