Anerkennung im Scheckkartenformat

Biersdorf · Das aktuelle Beispiel der Flüchtlingshilfe zeigt, wie wichtig die freiwillige Hilfe von Menschen ist. Und auch im kulturellen und sportlichen Bereich wird der größte Teil der Arbeit durch Ehrenamtliche geleistet. Um dieses Engagement zu würdigen, soll die vom Land im vergangenen Jahr eingeführte Ehrenamtskarte nun auch im Bitburger Land zum Einsatz kommen.

Biersdorf. Wären alle zuhause geblieben, die diesen Job ehrenamtlich machen, wäre das Biersdorfer Gemeindehaus recht leer. Dann säßen der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, sein hauptamtlicher Beigeordneter und das halbe Dutzend Verwaltungsmitarbeiter alleine dort. Wahrscheinlich hätte auch keiner vorher die Heizung hochgedreht, die Stühle und Tische platziert und die Getränke auf den Tischen verteilt. Die Sitzung des Verbandsgemeinderats müsste also ausfallen. Wobei das auch nicht weiter schlimm wäre. Denn ohne ehrenamtliches Engagement gäbe es überhaupt keinen Verbandsgemeinderat. Es gäbe auch keine Feuerwehrleute, keine Fußballtrainer, keine Musikvereine und keine Frauengemeinschaften. Ohne den freiwilligen Einsatz aus der Bevölkerung läge das kulturelle und gesellschaftliche Leben auf dem Land brach.
Rund 1,4 Millionen Rheinland-Pfälzer leisten laut Statistik gemeinnützige Arbeit. Das sind 41 Prozent der Einwohner über 14 Jahre, bundesweit ein Spitzenwert. Im Land ist man sich der Bedeutung dieses Engagements durchaus bewusst und hat deshalb im vergangenen Jahr die Ehrenamtskarte eingeführt. In Kooperation mit Kommunen ermöglicht diese Karte Vergünstigungen beim Besuch bestimmter Einrichtungen (siehe Extra). Landesweit haben bereits rund 50 Kommunen eine solche Karte eingeführt oder zumindest einen entsprechenden Beschluss gefasst. In der Region zählen dazu die Stadt Trier sowie die VG Arzfeld. Und bald möglicherweise auch die VG Bitburger Land.
Kosten und Aufwand prüfen


Einstimmig fasst der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Donnerstagabend nämlich den Beschluss, die Ehrenamtskarte einzuführen. Allerdings ist diese Entscheidung zunächst nur eine Art Grundsatzbeschluss, auf dessen Grundlage nun Möglichkeiten, Kosten und Aufwand geprüft werden sollen. Denn es gibt im Rat auch Bedenken. "Es wird viel Arbeit auf uns zukommen", meint Verwaltungschef Josef Junk. Schließlich müsse die Verwaltung in jedem Fall prüfen, ob der Antragsteller Anspruch auf die Karte habe. Ob er also mindestens fünf Stunden pro Woche ehrenamtlich im Einsatz ist. "Ich weiß nicht, ob wir nicht mit weniger Aufwand und weniger Mitteln mehr erreichen können", meint dazu Christoph Dillenburg (CDU).
Und auch der dritte Beigeordnete, Joachim Schmitt (FWG), hält die Rabattkarte nicht unbedingt für notwendig. Er ist der Meinung, dass das Engagement auch so in der Öffentlichkeit ausreichend wahrgenommen und gewürdigt werde.
Sein Fraktionskollege Edgar Comes sieht das jedoch anders. "Wir reden seit Jahren über nichts anderes als die Stärkung des Ehrenamts", so Comes. "Und jetzt haben wir die Chance, endlich etwas zu tun." Auch Manfred Schwickerath (Die Grünen) spricht sich für die Einführung der Karte aus. "Fünf Stunden pro Woche sind schon recht viel, da wird der Personenkreis nicht so groß sein", sagt Schwickerath.
Nico Steinbach (SPD) sieht das ähnlich. "Das ist ein Vorschlag, den man nur unterstützen kann", sagt er und verweist auf andere Kommunen des Landes, die mit der Karte bereits gute Erfahrungen gemacht hätten. Und auch der zweite Beigeordnete, Dieter Lichter (SPD), hält den Aufwand für vertretbar: "Man muss das ja nicht so prüfen, wie wenn jemand einen Sozialhilfeantrag stellt."Extra

Möchte eine Kommune die Ehrenamtskarte einführen, schließt sie dafür eine Kooperationsvereinbarung mit dem Land ab. Jede Kommune muss mindestens zwei Einrichtungen stellen, in denen dann für die Inhaber der Ehrenamtskarte Ermäßigungen oder sonstige Sonderkonditionen gelten. Idealerweise sind das kommunale Einrichtungen - im Fall der VG Bitburger Land wäre das beispielsweise das Kyllburger Freibad -, wobei das nicht zwingend sein muss. Es gibt in vielen Kommunen auch Dienstleister und Geschäfte, die sich mit Rabatten an diesem Modell beteiligen. Die Ehrenamtskarte ist dabei landesweit gültig, sodass der Inhaber sämtliche Angebote nutzen kann. Voraussetzung für die Ausstellung einer Ehrenamtskarte ist der Nachweis von durchschnittlich mindestens fünf ehrenamtlichen Stunden pro Woche beziehungsweise mindestens 250 Stunden pro Jahr. Die Karte hat eine Gültigkeit von zwei Jahren und muss danach neu beantragt werden. uhe

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