Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Als Pate über das kleine Gotteshaus in Daudistel hatte der Gewerbeverein Neuerburg bei den umfangreichen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten Regie geführt. Jetzt wurde gefeiert. Ab sofort ist die Kapelle als Ort der Besinnung und des stillen Gebetes wieder für jedermann, vor allem für Pilger und Wanderer, zugänglich.

 Norbert Klinkhammer vor dem Altar in der Quintinuskapelle mit der Figur des Patrons. Hunderte Arbeitsstunden und 11 000 Euro wurden in die Renovierung der Kapelle investiert. TV-Foto: Elmar Kanz

Norbert Klinkhammer vor dem Altar in der Quintinuskapelle mit der Figur des Patrons. Hunderte Arbeitsstunden und 11 000 Euro wurden in die Renovierung der Kapelle investiert. TV-Foto: Elmar Kanz

Neuerburg-Daudistel. (ka) Neuerburgs Stadtbürgermeister Willi Hermes bezeichnete die idyllisch im Enztal gelegene, um 1676 erbaute Quintinuskapelle als "tief in der Bevölkerung verwurzeltes, kulturhistorisches Kleinod". Jahrhunderte lang seien von weither die Prozessionen gekommen. "Oft durfte ich meine Mutter hier hin begleiten", erinnert sich der Bürgermeister, "gemeinsam haben wir gebetet und gelobt, drei Bänke zu spenden, wenn der Vater gesund aus dem Krieg heimkommen würde". Das Gelübde wurde gehalten.

Ähnlich vertraut mit dem kleinen Kirchlein ist Norbert Klinkhammer. Als renommierter Malermeister in Neuerburg und Spezialist in Sachen Renovierung und Restaurierung leitet er seit Jahren die Maßnahmen zur Erhaltung der Kapelle. "Sie ist mein halbes Leben", scherzte Klinkhammer bei der Vorstellung seiner umfangreichen Bestandsaufnahmen, Dokumentationen und Pläne. Nach ihnen hatte er seine schwierige Aufgabe akribisch, kreativ und ästhetisch gemeistert. Viel Zeit musste er in vestieren, war doch vieles, was der Rekonstruktion dienen konnte, gestohlen, in desolatem Zustand oder einfach ver schwunden. Beim Auffinden der Quintinusfigur war der Detektiv Klinkhammer gefragt. Den heiligen Judas Thadäus - er wird als Zweitheiliger in der Quintinuskapelle verehrt - fand er in einer Mülltüte unter altem Gerümpel auf dem Speicher eines Hauses in Daudistel. Doch auch aus dem Leben des heiligen Quintinus berichtete Norbert Klinkhammer. Er war Römer und Christ. Als Märtyrer, zerfleischt und mit siedendem Öl übergossen, starb er im Jahre 300 nach Christus. Wegen zwei eiserner Ringe, die dem Heiligen um den Kopf gelegt wurden, erhoffen sich die Gläubigen von ihm vor allem Befreiung von Kopfschmerzen.

Wie es im Jahre 2000 zur Patenschaft des Gewerbevereins kam, schilderte dessen langjähriger Vorsitzender Lothar Fallis. Aus der ursprünglichen Namensgebung für einen bis heute aktuellen verkaufsoffenen Sonntag wurde die aktive Sorge um die kleine Kapelle im Enztal. Die jetzt benötigten circa 11 000 Euro Instandsetzungskosten wurden Fallis zufolge vom Gewerbeverein Neuerburg, von der Kulturstiftung der KSK Bitburg-Prüm, der Volksbank Bitburg, von der Firma Fallis und einzelnen Sponsoren aufgebracht; dazu mehrere hundert ehrenamtliche Arbeitstunden. Lothar Fallis: "Auch in Zukunft wird der Gewerbeverein über die Kapelle wachen, weil sie ein Ort ist, der uns allen am Herzen liegt". Ein Vorsatz, dem sich Fallis selbst ganz besonders verpflichtet fühlt. Fällt doch sein Geburtstag ebenso wie der des Quintinus auf den 31. Oktober.

Von April bis Ende Oktober ist die Kapelle geöffnet. Danach Einzel- oder Gruppenbesichtigungen nach Vereinbarung mit dem Stadtbüro, Telefon 06564/2678.

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