"Boom-Town" Bitburg und die Kaufkraft

Bitburg boomt. In der Kreisstadt besteht zurzeit ein Nachholbedarf für rund 300 Wohnungen. Spätestens wenn die Amerikaner die Housing räumen, könnte es so richtig eng werden.

 Ansturm auf die Kreisstadt: In den kommenden Jahren gilt es in Bitburg nicht nur, Wohnraum zu schaffen, sondern auch den guten Ruf als Auto-Stadt zu verteidigen. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Ansturm auf die Kreisstadt: In den kommenden Jahren gilt es in Bitburg nicht nur, Wohnraum zu schaffen, sondern auch den guten Ruf als Auto-Stadt zu verteidigen. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Bitburg. Im Rathaus am Römerwall hält man den Rechenschieber längst fest in Händen. Weil sich die Stadt in einem massiven wirtschaftlichen Aufschwung befindet, könnte der Wohnungsmarkt schon bald in akute Schieflage geraten. Erschwerend hinzu kommt, dass die Amerikaner mittelfristig die Housing räumen werden.Aktueller Bedarf: 279 Wohnungen

Insgesamt wohnen in Bitburg immerhin noch rund 2400 US-Bürger, und zwar in der Housing und in privat vermieteten Häusern. Da die Amerikaner nicht meldepflichtig sind, ist eine Differenzierung nicht möglich. Die Gesamteinwohnerzahl der Stadt liegt derweil aktuell bei 13 750 (ohne Amerikaner).Um für den Tag X gerüstet zu sein, gibt es inzwischen eine Studie des Raumentwicklers Hilmar Schimming. Unter der Überschrift "Perspektiven für die Bitburg Housing" stellt er klar: "Da zwischen 1987 und 2004 der Wohnungsbestand in Bitburg um durchschnittlich 57 Wohnungen im Jahr anwuchs, wird für den Prognosezeitraum (bis 2019, Anm. d. Red.) eine jährliche Wohnbauleistung von rund 60 Wohnungen angenommen."Mit Blick auf die Freimachung der Housing geht Schimming derzeit von einem aktuellen Bedarf von 279 Wohnungen aus. Im besten Fall, das heißt, wenn alle Amerikaner nach der Aufgabe der Housing in Bitburg wohnen bleiben, entsteht nach seinen Berechnungen sogar ein Bedarf von 507 Wohneinheiten.Die US-Regierung hat unterdessen die umfassende Umstrukturierung ihres Militärwohnungsbestands beschlossen. Das Pentagon zielt damit in erster Linie auf eine qualitative Anpassung der Wohnverhältnisse von Soldaten und deren Familienangehörigen hin. Für Bitburg interessant ist dabei vor allem die Klientel aus Spangdahlem. Die Marschrichtung der Amerikaner jedenfalls zeigt den Weg sehr deutlich: Einfamilienhäuser als Ersatz für die bisherigen Geschosswohnungen. Parallel soll nach Zusagen der Landesregierung ein "adäquater Ersatz in größerem Umfang auf dem freien Wohnungsmarkt" erfolgen.Das lässt Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit aufhorchen. "Natürlich ist mir daran gelegen, dass die Amerikaner in der Stadt bleiben", sagt er auf TV-Anfrage. Die, die in Bitburg lebten, konsumierten. Nicht nur im Einzelhandel und auf dem Automarkt. Jede Gemeinde kann ein Stück vom Kuchen haben

Für den Fall nämlich, dass es gelänge, in Bitburg 300 Häuser als Mietobjekte zu errichten, errechne sich bei einem Preis von durchschnittlich 250 000 Euro ein Volumen von 75 Millionen Euro. "Für wesentlich" halte er gleichzeitig, dass sich einzelne Gemeinden, die auch ein Stück vom Kuchen abhaben wollten, zeitig meldeten, "damit eine gute Durchmischung in der Region stattfinden kann", betont Streit.Vor dem Hintergrund, dass das Land eine Projektentwicklungsgesellschaft gründet, die gemeinsam mit den Amerikanern die künftigen Wohnprozesse steuern soll, denkt der Bürgermeister auch bereits über Flächen nach, die in Bitburg in Frage kommen. Stadtnah gelegen sei beispielsweise die "Schleifmühle", wo 190 Wohnungen geschaffen werden könnten. Ebenso geht man in der Verwaltung von 29 Baustellen auf dem "Stahler Kopf II" aus, von 48 auf "Hammerwies II", von 20 bis 60 in Masholder, 22 in Mötsch und 40 am Rautenberg. Macht unter dem Strich 377 Wohneinheiten, immer noch 130 weniger als die Prognose, die im besten Fall von 507 ausgeht. "Wie es auch immer kommen mag. Uns muss daran gelegen sein, die Kaufkraft in Bitburg zu binden", resümiert Bürgermeister Streit. Gleichzeitig sollen die Baugebiete nicht einzig und allein von Amerikanern bewohnt werden. Eine Durchmischung wäre auf jeden Fall wünschenswert. Bürgermeister Streit: "Wir möchten keine Ghettos. Das kann nicht Ziel der Stadtentwicklung sein."

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