Bräuche vor Vergessen bewahrt

FLIESSEM. (red) Die Gemeindechronik von Fließem ist fertig. Pünktlich zum Abschluss des Jubiläumsjahrs wird sie am Sonntag, 19. Dezember, ab 13 Uhr bei einer kleinen Feierstunde im Fließemer Gemeindehaus präsentiert.

Vor zwei Jahren haben die Planungen für das Projekt begonnen. Auch wenn damals der Termin für die Vorstellungen der Gemeindechronik von Fließem noch in Ferne lag, war den Initiatoren schon damals ein Anliegen besonders wichtig: aus der Vergangenheit Gegenwart in die Zukunft zu gestalten. Drei Säulen tragen das inhaltliche Konzept der Chronik: Zum einen ist es die römische Geschichte, verbunden mit der Villa Otrang und den wertvollen Mosaikböden, die zufällig bei Ackerarbeiten im Bereich von Weilerbüsch im Jahr 1827 gefunden wurden. Eine weitere Säule ist die Geschichte des Ortes selbst. Die erste Urkunde stammt aus dem Jahr 804. Mit dieser wurden Güter in der Gemarkung Fließem getauscht. Tauschpartner waren die Benediktiner aus Prüm. Weitere Belege dokumentieren eine klösterliche Mühle im Kylltal belegen. Dritte Säule ist der Einzug des Christentums in Fließem. Möglicherweise geschah dies schon im siebten oder achten Jahrhhundert. Nachgewiesen ist, dass der Ort im 11. Jahrhundert eine eigenständige Pfarrkirche hatte. 41 Autoren haben sich für die Erstellung der Chronik eingesetzt. Koordinator war Ortsbürgermeister Klaus Schnarrbach, der sich auch mit verschiedenen Entwicklungen in der Gemeinde auseinander gesetzt hat. Schwerpunkte der mit mehr als 500 Fotografien bebilderten und 656 Seiten starken Chronik sind Landwirtschaft, Arbeits- und Wirtschaftsleben, das Schulwesen, Priester und Ordensleute aus und in Fließem, die Gedenken an die Kriege, Gedichte und Legenden um Fließem und um Otrang, das Vereinsleben und das Brauchtum im Ort. Dabei wird gerade die Landwirtschaft, die das Leben im Dorf über Jahrhunderte hinweg geprägt hat, beleuchtet und dargestellt. Gerd Grebener vom Zentrum der Rinderunion hat zusammen mit den örtlichen Kennern des Bauernstands Vergangenheit und Gegenwart unter die Lupe genommen und wagt auch einen Blick in die Zukunft der Landwirtschaft. Besonders erfreulich findet es Klaus Schnarrbach, dass auch Kinder mit ihren Beiträgen zum Brauchtum einen Platz in der Chronik gefunden haben. "Für mich sind diese Beiträge besonders wichtig", sagt Schnarrbach. "Nicht nur, dass man das Brauchtum das Jahr hindurch pflegt, die Kinder haben sich auch damit beschäftigt und die Bedeutung erkundet. Dadurch wird Tradition bewusst gelebt und weitergegeben." Mehrere Bräuche wurden dabei neu entdeckt. "Sie waren schon fast vergessen. Man hat zwar darüber gesprochen, aber es war nur noch wenig bekannt."Schöffenräte waren reformresistent

Fließem war fast 100 Jahre lang eigenständige Bürgermeisterei, zu einer Zeit, als für das Gebiet der heutigen Verbandsgemeinde Bitburg-Land noch 20 Verbandsgemeinden zuständig waren. Da konnte auch der damaligen Landrat und spätere preußische Innenminister Ferdinand von Westphalen die Schöffenräte nicht dazu bewegen, eine Gebietsreform zu beschließen. Von den 22 Räten im alten Kreis Bitburg waren nur sechs (Kyllburg, Malberg, Speicher, Auw, Messerich und Dockendorf) für eine solche Reform. Es folgten zwar Anordnungen aus Berlin, und es kam eine erste Gemeindeordnung heraus. Aber es dauerte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, bis sich nennenswerte Reformen durchsetzten. Die Vorstellung der Gemeindechronik Fließem ist am Sonntag, 19. Dezember, ab 13 Uhr im Rahmen einer Feierstunde im Fließemer Gemeindehaus. Musikverein und Kirchenchor werden die Buchvorstellung übernehmen. Die Autoren werden ihre Beiträge erläutern und an diesem Tag die ersten Exemplare der Chronik handschriftlich signieren.

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