Bürger lassen Fusion platzen: Neuheilenbach will alleine bleiben

Balesfeld/Neidenbach/Neuheilenbach · Fusion geplatzt: Neuheilenbach will lieber eigenständig bleiben. Nach einer Bürgerversammlung hat die Gemeinde entschieden, sich vorerst nicht freiwillig mit einem Nachbarn zusammentun. Angeklopft hatten Balesfeld und Neidenbach.

 Einzelgänger: Neuheilenbach will auch weiterhin alleine bleiben.

Einzelgänger: Neuheilenbach will auch weiterhin alleine bleiben.

Foto: Klaus Kimmling

Alle sind sich einig, dass sie sich nicht einig sind: Balesfeld hätte gerne mit Neuheilenbach fusioniert, mit eben diesem Ort hätte sich auch Neidenbach gerne zusammengetan. Bevor jetzt irgendwer schon Hochzeitsglocken läuten hört: Nein, aus der Sache wird nun doch nichts.

Theo Marx, Bürgermeister von Neuheilenbach, fasst zusammen: "Beide sind direkte Nachbargemeinden zu uns, und beide sind unabhängig voneinander auf uns zugekommen. Wir haben dann Anfang des Jahres ganz locker mit den Fusionsgesprächen begonnen."

Und Neuheilenbach fackelte da nicht lange: "Wir wollten, bevor wir Zeit und Arbeit in die Sache investieren, zuallererst die Meinung der Bürger wissen", sagt Marx. Und hat deshalb zur Bürgerversammlung geladen. Das Ergebnis: "95 Prozent haben gesagt, sie möchten lieber alleine bleiben", sagt Marx - von mehr als 80 Bürgern, die gekommen waren.

Damit sei auch für den Rat klar gewesen: "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine freiwillige Fusion", sagt Marx. Mit keinem der beiden Bewerber. "Wir haben eine intakte Dorfgemeinschaft, es herrscht eine gute Zusammenarbeit im Rat. Und diese Dinge wollen wir nun auch fortführen."

Damit hat sich die Sache auch für Ralf Banz erledigt. Der Mann, der seit mehr als einem Jahr als erster Beigeordneter die Geschäfte des Bürgermeisters in Balesfeld führt, hätte sich die Fusion aber gewünscht - das sagt er auch ganz offen: "Wir reden schon länger über das Thema." Da habe es das mit der Prämie von der Verbandsgemeinde Bitburger Land (siehe Extra) noch gar nicht gegeben. Seine Argumente: "Wir haben viele Gemeinsamkeiten mit Neuheilenbach: dieselbe Größe, Struktur, Einwohnerzahl, einen gemeinsamen Forst. Mir hätte das gefallen."

Die Entscheidung aus der Nachbargemeinde aber akzeptiere er: "Das war eine klasse Diskussion, die da geführt wurde. Das Ergebnis war eben: Wir haben ein super Dorfleben und wollen lieber alleine bleiben. Das muss mir dann reichen. Und ich weiß auch nicht, ob es hier bei uns nicht genauso gelaufen wäre."

Denn aus Gesprächen mit Bürgern aus Balesfeld habe er zuvor "auch so ziemlich alles" rausgehört: "von ‚das kannste net bringen' bis ‚warum eigentlich nicht?' Ich hätte nur raten können." Gefragt hätte der Rat die Bürger dort auch, sagt Banz - muss er nun aber nicht mehr.

Von Zwang hält Banz nichts, und "ein Dorf, das die Dinge alleine auf die Reihe bekommt, soll um Himmels willen auch alleine bleiben". Dass Balesfeld immer noch ohne Bürgermeister ist, "hätte natürlich sehr für einen Zusammenschluss gesprochen", sagt er. "Wir haben gesucht, aber keinen gefunden." Erstmal lasse man nun eben alles, wie es ist.

Auch Edwin Mattes, Bürgermeister von Neidenbach, hätte sich über einen freiwilligen Zusammenschluss mit Neuheilenbach gefreut. Nun sagt er: Es habe "wohl vielschichtige Gründe" vonseiten des Nachbars gegeben, die gegen eben diesen gesprochen hätten. Vielleicht habe man auch nicht verstanden, dass "wir uns als gleichwertige Partner betrachtet hätten".

Natürlich hätten Eckdaten finanzieller Natur eine Rolle gespielt, dennoch sei die Prämie der Verbandsgemeinde kein vorrangiger Grund gewesen. Die Argumente, die für ihn ausschlaggebend gewesen seien: "Wir hätten eine andere Größe erreicht, vielleicht wie Badem oder Rittersdorf, und wären bedeutender geworden in der VG."

Verwaltungstechnisch sei dies alles auch nicht einfach, sagt er, aber machbar. "Aber dann liegt da ja auch noch ein Gesetz in der Schublade." Er glaubt, bis dahin werden noch ein paar Jahre draufgehen. Vielleicht zeige sich Neuheilenbach auch nochmal gesprächsbereit. Für jetzt gelte: "Die guten nachbarlichen Beziehungen werden bestehen bleiben", sagt Mattes.
Extra VG-Prämie

Orte, die freiwillig fusionieren, erhalten pro Einwohner 100 Euro - mit diesem Anreiz möchte die Verbandsgemeinde Bitburger Land ihre Kleinstdörfer zu Zusammenschlüssen mit Nachbarorten bewegen.

Das Ziel: Verwaltungseinheiten sollen verringert, leistungsfähigere Gemeinden geschaffen werden - alles auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Die Verbandsgemeinde Bitburger Land umfasst 72 Ortsgemeinden. Laut Satzung gilt die Förderung vorerst für den Zeitraum 2016 bis 2019. Zur Berechnung der Förderprämie werden die Einwohnerzahlen (Hauptwohnsitze) zum Stichtag 31. Dezember 2015 herangezogen.
Dabei gilt jedoch: Die Gemeinden sollen mindestens 10.000 Euro, höchstens aber 50.000 Euro erhalten.
Extra Geschichte

Eigentlich war Neuheilenbach einst ein Ortsteil von Balesfeld. Denn bei dem Ort handelte es sich um eine von Heilenbach aus gegründete Siedlung, übrigens erstmals im Jahr 1831 erwähnt. Selbstständige Gemeinde wurde Neuheilenbach am 1. September 1960.

Heute hat Neuheilenbach nach Angaben des Statistischen Landesamts Rheinland-Pfalz 244 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2015). Und damit etwa so viele wie Balesfeld, wo 226 Menschen leben. Der Ort wurde 893 im Prümer Urbar erstmals urkundlich erwähnt.

Und es gibt auch eine historische Verbindungen zum - wesentlich größeren - Neidenbach, das 876 Einwohner zählt: Einst verlief die Römerstraße von Trier nach Köln über den Höhen zwischen den beiden Dörfern.
Meinung: Gemeinsam stärker

Da hätte alles gepasst: die Idee, die Partner, der Zeitpunkt. Aber die Verantwortlichen wollten es freiwillig tun, und die Freiwilligkeit war, das hat bereits die erste Bürgerversammlung gezeigt, eben nicht gegeben. Insofern haben sie auch hier alles richtig gemacht. Dennoch sollte das andere Gemeinden nicht davon abhalten, sich trotzdem zusammenzutun. Am Ende war man noch immer gemeinsam stärker.
e.blaedel@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort