"Das ist eine wahre Pracht"

IRREL. Naturschützer haben bei einer Begehung im Irreler Gebiet "Auf Rockelshostert" Orchideen-Standorte kartografiert. Die Ergebnisse werden den Behörden zur Verfügung gestellt, die mit der Genehmigung des Irreler Steinbruchs befasst sind.

Eine fünfköpfige Gruppe trifft sich an der Irreler Mühle zur Expedition ins Tier- und Pflanzenreich: Matthias Schneider und Peter Wagner vom Förderverein Fauna-Flora-Habitat Rockelshostert als Gastgeber, Hennecke Tank als Vorsitzender des Arbeitskreises Heimische Orchideen (AKHO) Rheinland-Pfalz/Saarland, Werner Becker als Leiter der AKHO-Regionalgruppe Trier und schließlich ein Experte im Sachgebiet Flora-Fauna-Habitat.Orchideen lieben Klima und Kalkstein

An der Nims entlang marschierend erreichen sie nach wenigen Minuten Wiesen, die einst zur landwirtschaftlichen Nutzung terrassenförmig angelegt wurden. Dort blühen viele Orchideen. Besonders das stark vertretene lila Purpurknabenkraut fällt ins Auge. Im Umkreis weniger Meter stößt die Gruppe auf die besonders seltenen Arten Hummelragwurz und Bienenragwurz, später auf Bocksriemenzunge, Vogelnestwurz und Fliegenragwurz. Insgesamt 16 Orchideen-Arten sind nach Angaben des AKHO in diesem Gebiet nachgewiesen. "Das ist eine wahre Pracht", freut sich Tank. "Die weite Anfahrt hat sich gelohnt. Die Orchideen lieben das Klima und den Kalkstein." Mit Hilfe des satellitengestützten Global Positional System (GPS) nehmen die Orchideen-Freunde die genauen Standorte der Pflanzen auf. Das fertige Verzeichnis geht an die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord als Obere Landespflegebehörde sowie an die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm als Untere Landespflegebehörde. Tank: "Mit solchen Behörden arbeiten wir oft zusammen und beraten sie in unserem Fachgebiet." Für Werner Becker ist der Rockelshostert längst kein Geheimtipp mehr. Der Gusterather verfolgt seit Jahren die Entwicklung der Pflanzenwelt in dem Irreler Biotop. Sein Urteil: "Einer der schönsten und artenreichsten Orchideenstandorte in der Region." Förderverein und Arbeitskreis befürchten schwere Schäden unter anderem für die seltenen Blumen, da das Zwischenlager des Steinbruchs auf einem unmittelbar angrenzenden Plateau eingerichtet werden soll. Markus Thies aus Pronsfeld beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Fledermäusen (der TV berichtete). Das Gebiet Rockelshostert hält er für ein "hervorragendes Biotop". Der Trockenrasen bietet viele unterschiedliche Insektenarten und damit Nahrung für die nachtaktiven Flugtiere, die sich gerne in Felsspalten zurückziehen. Bei einem ersten Netzfang im alten Steinbruch wies Thies Fransenfledermäuse und Zwergfledermäuse nach. "Dort gibt es mit Sicherheit weitere Arten, die aber in dieser kalten Nacht nicht so aktiv waren", erklärt Thies. In einigen Wochen möchte er einen neuen Versuch starten. "Wir wollen eine Umweltverträglichkeitsprüfung erreichen", bekräftigt Matthias Schneider, der als freier Einzelbewerber auch Ortsbürgermeisterkandidat in Irrel ist, das vorrangige Ziel des Fördervereins.Standortbezogene Einzelfallprüfung

In einem Schreiben, das dem TV vorliegt, kündigt die Kreisverwaltung eine "standortbezogene Einzelfallprüfung" an. Die Verwaltung schreibt: "Besteht nach dem Ergebnis dieser Prüfung eine Umweltverträglichkeits-Prüfungspflicht, so wird das Genehmigungsverfahren (…) förmlich mit Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt." Bisher läuft ein vereinfachtes Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

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