"Das muss man in die Zukunft denken"

Im "Virtuellen Kraftwerk" sollen sich nach den Plänen des Energiekonzerns RWE mehrere Kleinkraftwerks-Betreiber zusammenschließen, um im Verbund die Mindestmenge von 20 000 Kilowatt zu erreichen, um an der Stromhandelsbörse auftreten zu können und dort bessere Preise zu erzielen. Doch ausgerechnet für die vielen Biogas-Anlagen-Betreiber ist das unlukrativ.

Bitburg. Mehr als 80 Stromerzeuger waren der Einladung von Stadtverwaltung und RWE zum Info-Abend "Virtuelles Kraftwerk" gefolgt. Joachim Busch, Leiter des Bereichs "Kommunale Partner" bei der RWE Rhein-Ruhr AG, stellt die Idee vor: Ausgerüstet mit einer neuen Mess-Technik, die die produzierten Strommengen der Kleinkraftwerke an einen zentralen RWE-Rechner übermittelt, erreichen diese im Verbund die Mindestmenge von 20 000 Kilowatt, um an der Leipziger Stromhandelsbörse EEX (European Energy Exchange) zu handeln. Erlös-Steigerung vor allem bei Blockkraft-Heizwerken

Besonders gute Preise können am sogenannten Spotmarkt erzielt werden, wo der Strom nach dem Prinzip "heute für morgen" gehandelt wird. Am Beispiel eines Blockkraft-Heizwerks rechnete Busch vor, dass dieses 2006, wenn es das "Virtuelle Kraftwerk" schon gegeben hätte, rund 3500 Euro im Jahr mehr gebracht hätte - eine Erlös-Steigerung von mehr als sieben Prozent. Solche Mehrerlöse sind vor allem für Blockkraft-Heizwerke drin, was das Projekt auch für einige Kommunen interessant macht. Bei Biogas-Anlagen, die mit nachwachsenden Rohstoffen bestückt werden, liegt die im Erneuerbaren-Energien-Gesetz festgelegte Einspeise-Vergütung mit rund 16 Cent pro Kilowatt-Stunde bereits jetzt über den Preisen, die im Schnitt an der Stromhandelsbörse zu erzielen sind (rund 6,5 Cent pro Kilowatt-Stunde). Entsprechend groß war denn auch die Enttäuschung unter den vielen Biogas-Anlagen-Betreibern: "Dann sind wir ja umsonst hier", raunte es durch die Sitzreihen. "Sie sollten diese Veranstaltung nicht als sinnlos betrachten, auch wenn das für keinen von uns derzeit interessant ist", sagte Karl Donkel vom Bauern- und Winzerverband. Seine Devise: "Das muss man in die Zukunft denken." So sah es auch Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit: "Wenn der Strompreis in den nächsten Jahren ähnlich steigt, wie der Öl- und Gaspreis, dann sind auf einmal viele wieder mit dabei."Im Bereich der RWE Rhein-Ruhr haben bereits drei Betreiber von je 8000-Kilowatt-Anlagen ihr Mitwirken im "Virtuellen Kraftwerk" zugesagt. Die zweijährige Projektphase startet am 1. Januar 2008. Weitere Infos bei Joachim Busch vom RWE, Telefon 06781/553425 (E-Mail: joachim.busch@rwe.com).

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