Dem Schrecken ein baldiges Ende machen

Das St.-Josefs-Haus wurde einst für die Kranken- und Armenpflege erbaut und ist verwaltungsmäßig als "Betreutes Wohnen" im Katharinen-Stift involviert.

 Von der Kinderverwahranstalt übers Lazarett zum Pflegeheim: das St.-Josefs-Haus in Hillesheim. TV-Foto: Felicitas Schulz

Von der Kinderverwahranstalt übers Lazarett zum Pflegeheim: das St.-Josefs-Haus in Hillesheim. TV-Foto: Felicitas Schulz

Hillesheim.Wegen "eben herrschenden großen Notstands und die mannigfachen in der Eifel auftretenden Krankheiten" wandte sich im Jahre 1883 der Dauner Landrat Gehle an den Trierer Bischof Korum. Er bat für die beiden größten Orte, Daun und Hillesheim, eine Schwesternniederlassung zur Krankenpflege zu genehmigen. Franziskanerinnen aus Waldbreitbach reisten alsbald an und begannen im 1. Stock des ehemaligen Augustinerklosters in spärlich eingerichteten fünf Zimmern und einer Küche für 120 Taler Jahresmiete mit ihrer barmherzigen Arbeit. Als eine Kinderverwahranstalt noch hinzukam, beschlossen der Gemeinderat und das Kirchenamt, die zunehmende Beengtheit in den Räumen durch ein eigenes Gebäude zu erleichtern. Im Frühjahr des Jahres 1890 nahm Dechant Pfriem die Einsegnung des St.- Josefs-Klosters in der Wiesbaumer Straße für das dazugehörige Einzugsgebiet Gerolstein und Lissendorf vor....und bald auch Platz für Kuh und Esel

Es dauerte nicht lange, und weitere Räumlichkeiten wie auch Stallungen für Kühe und einen Esel kamen hinzu. Besonders zur Zeit des Eisenbahnbaues von 1910 bis 1912 von der Kyll zum Rhein durch die Eifel über Dümpelfeld nach Remagen herrschte oftmals Bettenknappheit. Unfälle, Krankheiten und Messerstechereien brachten so manchen Aufenthalt dort mit sich, wo es neben durchdringenden Gerüchen von Äther und Chloroform auch Wohlriechendes aus der Küche im Kellergeschoss gab. Im Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude von der Militärverwaltung zum Lazarett umgestaltet, und sämtliche Züge mit Verwundeten mussten am Bahnhof halten. Dort wurden sie mit Getränken und frischen Verbänden versehen. Schwerstkranke kamen auf Karren und gelangten zur weiteren Behandlung in die christliche Fürsorgepflicht der barmherzigen Schwestern - für Freund wie Feind. Für das Jahr 1933 sind in der Chronik 4186 Pflegetage, 242 Nachtwachen und 353 Krankenbesuche außer Haus aufgeführt. Lebensmittel, Kleidungsstücke und 4589 Essen wurden an der Pforte ausgeteilt. Im Zweiten Weltkrieg wurden erneut Verwundete einquartiert, und die Kinderverwahranstalt wurde geschlossen. Als 1942 das kleine Klosterglöckchen von gerade mal 58 Kilo zum Einschmelzen für den Endsieg "in den Krieg ziehen musste", gab es viel Wehklagen und Gebete bei der Bevölkerung. Um vor feindlichen Fliegerangriffen besser vorbereitet zu sein, verordnete der Bürgermeister, in dem Gebäude eine Warnzentrale einzurichten. Ende 1944 ist in der Chronik der Schwestern vermerkt, der liebe Gott möge 1945 zum Friedensjahr machen und dem Schrecken ein baldiges Ende bereiten, was auch dann so geschah.Viele halfen alsbald mit, das "ahle Klösterchen", wie es im Volksmund auch heute noch heißt, wiederherzurichten. Standen schwierige Geburten an, so schickten die Hebammen die Frauen zu den Schwestern, wo mit deren Hilfe die Säuglinge das Licht der Welt erblickten.Kleinere Operationen wurden von den Ärzten im St. Josefs-Haus, dem Hillesheimer Krankenhaus, vorgenommen, und so mancher Blindarm landete dort. Nach der Schließung der Krankenstation zum Jahresende 1966 begann 1967 eine neue Phase als Pflege- und Altenheim. Seit 1971 versah der inzwischen verstorbene Pater Heinz Eich seinen Dienst als Hausgeistlicher, wobei ihn oftmals während der Messe seine Katze besitzergreifend in der Kapelle besuchte, wie sich damalige Mitarbeiter noch entsinnen. Heute dient die Kapelle als Speise- und Gesellschaftsraum, und dem Namen ist man treu geblieben, dem Kapellchen. Langwierige Verhandlungen zur zeitgemäßen, kostenaufwendigen Renovierung scheiterten und brachten zum 31. Dezember 1993 das Aus einer über 100-jährigen segensreichen Arbeit. Marlies Becker, langjährige Sekretärin: "Wir verließen unser St.-Josefs- Haus alle mit Bauchweh und waren wie auch die Ordensschwestern mit ihrer Oberin Sr. Christina, die mit Umsicht, Tatkraft und Mitgefühl dem Haus vorstand, sehr, sehr traurig."Die Angestellten und 50 Insassen siedelten zum 1. Januar 1994 in das nebenan gebaute, modern ausgestattete Katharinen-Stift um. Nach Jahren des Leerstandes gab es im Jahre 2000 abermals eine feierliche Eröffnung im St.-Josefs-Haus. Die neuen privaten Eigentümer hatten es zu 28 Wohneinheiten umgebaut, und als St.-Josefs- Haus dient es nun unter weltlicher, aber gewohnt umsichtiger Leitung dem Wohle älterer Bürger als "Betreutes Wohnen".Das ungebrochene Interesse des "ahlen Klösterchen" ist in einer Video/DVD-Aufnahme mit Interview der letzten Oberin Sr. Christina M. und drei Ordensschwestern in "Vom Bauerndorf zur europäischen Beispielstadt Hillesheim" durch Pfr. R. Hermann Meyer dokumentiert und bei ihm erhältlich.

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