Der Schiedsrichter und die Kultur

Bitburg · Der garantiert bekannteste Ex-Schiedsrichter der Eifel widmet sich ab sofort neuen Herausforderungen: Herbert Fandel ist Leiter des neu eingerichteten Kulturamtes im Eifelkreis Bitburg-Prüm.

Den Schiedsrichter Herbert Fandel gibt es nicht mehr. "Das ist vorbei", sagt Fandel lächelnd und man will es kaum glauben. War doch sein Name in den vergangenen Jahren selbst für die größten Fußballbanausen untrennbar mit Trillerpfeifen, bunten Karten und rollenden Bällen verbunden. Doch der Schiedsrichter, den Fußballstars und Fußballfans in der ganzen Welt kennen, ist nur einer von zwei Fandels.

Der andere, der musische Fandel, sitzt gerade in seinem neuen Büro im Kreishaus und richtet sich ein. Denn ab sofort ist der studierte Pianist nicht mehr nur Leiter der Kreismusikschule, sondern auch des neuen Kulturamtes im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Dieses neue Amt soll eine Art Portal, Zentrale und Impulsgeber für Kulturschaffende sein. Es soll eine Zusammenarbeit aller Kulturtreibenden des Eifelkreises ermöglichen. Es soll junge Menschen für Kultur begeistern und Veranstaltungen organisieren. Weil dazu natürlich auch Geld nötig ist, das neue Amt aber nicht über mehr Geld verfügen wird als die bis vor Kurzem im Personalbüro angesiedelte Kulturabteilung, wird es unter anderem Fandels Aufgabe sein, Sponsoren zu finden.

"Es muss aber auch gelingen, mit relativ wenig Geld etwas zu bewegen", sagt der Ex-Schiedsrichter. Er hat auch schon Visionen: jene von einem Kreiskulturfestival zum Beispiel. "Hier gibt es so tolle Sachen in allen Bereichen: großartige Orchester, bildende Künstler, Festivals ...", schwärmt er und beginnt sichtlich begeistert eine lange Aufzählung. Für Firlefanz sei in der Eifel allerdings kein Platz, betont er mit Blick Richtung Wittlich, dessen umstrittener Kulturamtsleiter im Februar seinen Posten räumen musste. Er sei ein fest verwurzelter Eifeler, ein bodenständiger Mensch. Die Kulturarbeit will er "natürlich entwickeln", aus dem, was es bereits gibt.

Doch zunächst gilt es, die Hausaufgaben nach innen zu machen - das bedeutet viel Verwaltungsarbeit. Etwas, womit sich Alfred Marder, Fandels Stellvertreter, bestens auskennt. Er wird sich auch um eine andere wichtige Aufgabe kümmern, die dem neuen Amt obliegt: die Schulen und damit die schwierige Neuordnung der Schullandschaft. Dass neben Schulen und Denkmalpflege auch der Sport im Kulturamt seinen Platz gefunden hat, freut Fandel sehr und er hofft, dass die Kinder und Jugendlichen sich darüber freuen, wenn er bei den Bundesjugend- oder den Landratspokalspielen zu ihnen stößt.

Natürlich wird das nicht alles an Fußball gewesen sein, was der bekannteste Ex-Schiedsrichter der Eifel sich noch gönnt: Jetzt, wo er nicht mehr selbst pfeift, will er Chef der deutschen Schiedsrichter werden. Wen wundert's? War doch seine Liebe zum Fußball immer schon mindestens genauso groß wie jene zur Musik.

Extra Das neue Kulturamt des Eifelkreises ist nicht nur zuständig für die Kulturförderung, sondern auch für Kreismuseum, -musikschule, -medienzentrum, -archiv und -volkshochschule und zudem für Schulen, Denkmalpflege und Sport. (kah) Extra Der 1964 in Kyllburg geborene Herbert Fandel dürfte den meisten eher als Schiedsrichter denn als Pianist bekannt sein. 1989 hat er als DFB-Schiedsrichter seine sportliche Karriere begonnen und seitdem Hunderte wichtige Fußballspiele gepfiffen. Um das tun zu können, musste er allerdings eine andere Karriere aufgeben, nämlich die des Konzertpianisten. In Köln, Wien und Salzburg hatte er Klavier studiert, beim Mendelssohn-Wettbewerb in Köln 1988 den Sieg errungen, Rundfunkaufnahmen eingespielt und Konzerte gegeben - und sich dann für den Fußball entschieden. Allerdings nicht hauptberuflich: 1993 wurde Fandel stellvertretender Leiter der Kreismusikschule Bitburg-Prüm, 1999 ihr Leiter. Und das bleibt er trotz der neuen Aufgaben, die er als Kulturamtsleiter des Eifelkreises übernimmt, auch weiterhin. Fandel lebt in Kyllburg, ist verheiratet und hat zwei Kinder. (kah)

Meinung

Unhöflich, aber gut

Man kann sich zwar wundern, warum der scheidende Landrat hingeht und den Laden nochmal neu ordnet, ehe der neue Landrat kommt. Sehr höflich Herrn Streit gegenüber ist das nicht. Aber eine gute Sache und deshalb: Schwamm drüber. Denn der Kultur in der Kreisverwaltung einen eigenen Raum zu geben, ist genauso sinnvoll wie die Personalentscheidung. Wer könnte als neuer Kulturamtsleiter geeigneter sein als Herbert Fandel? Er ist bekannt. Und er kennt sich auch aus. Nicht nur im Sport, den er künftig auch betreuen darf, sondern ebenso mit Musik und - noch viel wichtiger - mit Land und Leuten. Also: Viel Erfolg bei der Arbeit! k.hammermann@volksfreund.de

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