"Der Staat fördert, aber er fordert nicht"

IRRHAUSEN. Die Bau-Firmengruppe Weiland mit Stammsitz in Irrhausen bei Arzfeld will im benachbarten Luxemburg wachsen. Geschäftsführer Wolfgang Weiland weist hartnäckige Gerüchte, der deutsche Zweig der Gruppe werde in Insolvenz gehen, entschieden zurück.

Seit Wochen kursieren die wildesten Gerüchte über das Bauunternehmen Weiland. Die seit Generationen familiengeführte Firma (siehe Hintergrund) , einer der größten Arbeitgeber in der Region, soll pleite sein. So ist es von vielen Seiten zu hören. Es wäre angesichts immer neuer Insolvenz-Rekorde auch kein Wunder. Ein trauriger Anlass zur Berichterstattung? Geschäftsführer Wolfgang Weiland empfängt den TV-Redakteur dennoch mit einem Lächeln. "Was erzählt man sich denn so?", will Weiland wissen. Die jüngste Version: Der deutsche Teil der Firmengruppe soll platt gemacht, in Luxemburg mit einer Rumpftruppe weitergemacht werden. "Diese Version höre ich zum ersten Mal. Wir wissen nicht, wer diese Dinge in die Welt setzt. Aber da ist nichts dran", versichert der Chef. "Wir machen weiter und haben nicht vor, Mitarbeiter zu entlassen." "Wir würden sofort 20 Mitarbeiter einstellen"

Im Gegenteil: Weiland will weiter wachsen, im jährlichen Durchschnitt um rund fünf Prozent. Und weil Deutschland derzeit alles andere als ein Wachstumsmarkt ist, sollen verstärkt die Chancen jenseits der Grenze genutzt werden. Luxemburg gilt als starker Baumarkt, sowohl bei öffentlichen, als auch bei privaten Investitionen. Hinzu kommt: Während in der Eifel ein hoher Anschlussgrad ans Abwassernetz von 80 bis 90 Prozent erreicht ist, gibt es im Großherzogtum (rund 30 Prozent) noch einen großen Nachholbedarf. Der Sitz des luxemburgischen Tochterunternehmens wird nach Ostern von Mersch nach Holsthum bei Hosingen verlagert. Dort soll kräftig investiert werden. Wegen der geringen Abgaben ist eine Beschäftigung im "Ländchen" auch für Arbeitnehmer sehr attraktiv. Weiland: "Unser Haus kippt nicht, weil eines der Beine mal schwächer ist. Wir haben Substanz, derzeit allein 20 Hektar Betriebsflächen." Auch im Kreis Bitburg-Prüm ist bereits ein zusätzlichen Standort ins Auge gefasst. Doch wo hakt es derzeit? Woran krankt das System? Bei der Frostperiode im Februar hatte Weiland erstmals kurzfristig 40 Mitarbeiter entlassen, da das Schlechtwettergeld nicht mehr gegriffen hatte. Diese Leute sind inzwischen wieder eingestellt. "Wir würden sofort 20 weitere Mitarbeiter einstellen, wenn wir willige, fähige Leute bekämen. Der Staat fördert, aber er fordert nicht." Die Gesetze zur Mobilisierung der Arbeitslosen würden nicht konsequent angewandt, die Vermittlung stocke. Der strenge Kündigungsschutz behindere Neueinstellungen. Gefragt sei eine positive Grundeinstellung auf beiden Seiten, um als Arbeitnehmer eine Arbeitsstelle zu finden und als Unternehmer die Firma weiterzuentwickeln. Wegen der hohen Ausgaben zur Finanzierung der Arbeitslosigkeit bleibe dem Staat nichts zum Investieren übrig. Darunter leide wiederum die Wirtschaft - ein Teufelskreis. Arbeitnehmern bleibe von Jahr zu Jahr netto weniger übrig, was den Konsum bremse. Weilands Fazit: "Der Faktor Arbeit muss dringend entlastet werden." Bis dahin und bis zum Anspringen der Konjunktur soll die eigene Firma Stehvermögen beweisen: "Wer die Delle durchhält, steht danach gut da."

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