Der Zeit um 50 000 Jahre voraus

SCHÖNECKEN. (kth) Der rheinland-pfälzische Kultursommer, der in diesem Jahr unter dem Motto "Kunst und Wissenschaft" steht, nähert sich seinem Ende. Noch bis zum 3. Oktober sind an drei verschiedenen Standorten in Schönecken Malereien, Zeichnungen und Objekte des Ausstellungs-Zyklus zu sehen, der im Mai des Jahres begonnen hat.

Hilda Dogan ist mit dem bisherigen Verlauf der Ausstellungsrunde zum anpruchsvollen Thema "Kunst und Wissenschaft" zufrieden. Und auch für die neue und letzte im "Alten Amt", in der Burgkapelle und in der alten Kirche am Friedhof präsentierten "Kunst und Wissenschaft"-Reihe, rechnet die Vorsitzende des Schönecker "Kulturkreises Altes Amt" mit positiver Resonanz. Schon im Foyer mit Vitrinenraum und dem angrenzenden Sitzungssaal des Alten Amts wird der Besucher mit Wissenschaft und Technik konfrontiert, so wie sie der Künstler Hans Achim Mehler sieht und künstlerisch ausdrückt. Dabei arbeitet der Architekt und Diplom-Ingenieur nicht nur mit Holz, Metallen und Plastik sondern vor allem auch mit dem Faktor Zeit. Seit einigen Jahren gilt Mehlers intensive künstlerische Arbeit jenen Skulpturen und Zeichnungen, die sich mit der Idee von "Raum-Archen" befassen. Mehler bezeichnet seine Plastiken mit einem großen "W" und nennt sie "Funde aus der Zukunft". Die utopischen Archen soll es aber erst 50 000 nach Christus geben, wenn unsere hoch technisierte Zivilisation sich selbst und die Erde längst zerstört hat. Die wenigen Überlebenden der Spezies "Homo sapiens" wissen nicht mehr, wie es früher einmal auf der Erde war. Raum-Archen von kaum vorstellbaren Dimensionen, wie Mehler sie in seiner künstlerischen Vorstellungskraft im Maßstab 1:500 geschaffen hat, sollen die Überlebenden in eine imaginäre neue Heimat im Weltall katapultieren. Werke ganz anderer Art zum Thema Kunst und Wissenschaft sind im Mittelgeschoss des Hauses zu sehen. Holz und Silikon in vielen Farben ist das Arbeitsmaterial von Thomas Peter. Der in Schalkenmehren lebende Maler und Bildhauer formt Gebilde, die aus einem gentechnischen Labor stammen könnten oder wie sie Mediziner und Zellforscher unter einem Mikroskop sehen. Kunstkenner bewundern vor allem die Installation "Atomic Garden" mit 225 Silikonkugeln in vielen Formen und verschiedenen Farben. Dabei beeindruckt jedes Gebilde einzeln betrachtet als Kunstwerk. Noch bis zum Ende des Kultursommers sind im Treppenhaus und Kellergeschoss des Alten Amts die Arbeiten der experimentierfreudigen Malerin und Goldschmiedin Svenja Ritter aus Karlsruhe zu sehen. Und auch der Aufstieg zur Burgkapelle lohnt sich, wo die Französin Bernadette Nel kulturgeschichtliche Arbeiten zeigt, die von den prähistorischen Anfängen bis ins virtuelle Zeitalter reichen. "Seelenbretter" lautet der Titel der Werke, die die Augsburger Künstlerin Bali Tollak in der alten Schönecker Kircheausgestellt. Die Autodidaktin befasst sich in ihren Werken mit dem Ausgrenzen des Todes aus dem Leben und dem anonymen Sterben in einer modernen Gesellschaft. Die letzte Ausstellung des Kultursommers 2005 ist bis einschließlich 3. Oktober geöffnet - im Alten Amt und in der alten Kirche mittwochs, donnerstags und sonntags von 14.30 bis 16.30 Uhr; in der Burgkapelle montags, dienstags, samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr (außer bei Regen). Führungen für Gruppen können telefonisch vereinbart werden unter 06553/3389.

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