Die Eltern bleiben unersetzlich

PRÜM. Der Erziehungsauftrag liegt eindeutig bei den Eltern. Diese Grundthese vertritt der Leiter des katholischen Büros im Kommissariat der Bischöfe in Mainz, Bernhard Nacke. Der Fachmann sprach am Dienstagabend auf Einladung des CDU-Gemeindeverbands in Prüm.

 Familie im Blickpunkt von Politik und Kirche: Der Erziehungsauftrag ist nicht übertragbar.Foto: Friedemann Vetter

Familie im Blickpunkt von Politik und Kirche: Der Erziehungsauftrag ist nicht übertragbar.Foto: Friedemann Vetter

"DieEltern sind in der Erziehung unersetzlich." Bernhard Nacke,Familien-Experte im Büro der katholischen Bischöfe in Mainz,spricht vor einer Position der katholischen Kirche, die "sehrdeutlich" sei. Auch der Papst habe die Erziehungsaufgabe desElternhauses als "Urberufung" proklamiert. Denn: Es sei nichtmöglich, diese Aufgabe in ihrer Vollkommenheit zu übertragen,sagte Nacke. Der Kirchenmann berief sich auch auf den Mainzer Kardinal Karl Lehmann. Nach dessen Meinung müsse sehr wachsam beobachtet werden, wie die Veränderungen in der Gesellschaft verliefen. Genau hier liege der wunde Punkt, weil in den vergangenen Jahren "nicht genug gebohrt" worden sei, kritisierte Bernhard Nacke.

"Viele Familien sind heute nicht mehr in der Lage, ihre Probleme alleine zu lösen", stellte der Referent fest und sprach von der "Jagd nach mehr Einkommen", um Wohlstand zu erreichen und mit anderen gleich zu ziehen. Das Ergebnis: Immer weniger Eltern hätten genügend Zeit, ihrem Erziehungsauftrag nachzukommen. Nacke sprach sich für das Zahlen eines Familiengeldes aus, um eine gerechte Basis zu schaffen. Aber: "Manche Politiker scheuen sich davor, weil es dann grundlegender Umschichtungen bedarf", schimpfte der Redner. Bernhard Nacke forderte eine neue Familienpolitik mit einer überschaubaren "Unterstützungsstruktur". "Die Bedingungen müssen so sein, dass die jungen Leute zeitig wissen, wie es finanziell aussieht."

Unterdessen müssen laut Bernhard Nacke die Erziehungsaufträge in Kindergärten, Schulen und Elternhäusern klar definiert sein. Ob die Ganztagsschule das Problem löse, ließ der Referent mit skeptischem Blick offen.

Ausgeschöpft seien indes noch nicht die Chancen, auf kommunaler Ebene Verbesserungen zu schaffen. Verkehr, Sport, Spiel, Seniorenarbeit: Dies sei ein Feld, auf dem noch einiges bewegt werden könne. Deshalb forderte Nacke einen klaren "Perspektivenwechsel" und den Schritt hin zur Ursachenpolitik. Auf die Selbstheilungskräfte der Familie dürfe man sich jedenfalls nicht verlassen. Sein Credo: Weg von kompliziert verteilten Fördertöpfen, hin zu einer grundsätzlichen Bezuschussung. Gefragt sei ein institutioneller Ansatz, der dem Familienbild wirklich und wirksam gerecht werde. Doch auch in dieser Frage bleibe ein kleines Aber, schließlich lasse sich die Familie politisch nicht besonders gut verkaufen, resümierte Bernhard Nacke.

Die CDU-Landtagsabgeordnete Mathilde Weinandy hatte zu Beginn der Veranstaltung auf die Relevanz des Themas hingewiesen. "Das ist wichtig für die Parteien und deren politische Willensbildung", betonte Weinandy. Mit dem Vortrag wolle die Union den Sinn schärfen für Werte, die sich in Partnerschaft und Halt innerhalb der Familie zeigten. Und während Jugendamtschef Josef Winandy die zunehmende "Erziehungsunfähigkeit" beklagte, forderte Prüms Grundschulrektor Klaus Hack gar einen "Elternführerschein".

Der Trierische Volksfreund in Prüm wird in den nächsten Wochen das Thema Familie verstärkt aus Sicht der örtlichen Parteien beleuchten.

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