Die Sorge von Sefferweich

SEFFERWEICH. Der Windpark in Sefferweich ist vor drei Jahren gestartet. Zunächst ohne Probleme, seit einiger Zeit aber regt sich Unmut im Dorf: Die Watt GmbH von Jörg Temme kommt mit den vereinbarten Zahlungen nicht nach.

Bisher lief alles rund im Windpark Sefferweich. Im Dorf waren sich die Bürger einig, weil die gesamte Gemeinde von den elf Anlagen profitierte. Die schrillen Töne dies- und jenseits der Demarkationslinie von Windkraftgegnern und -befürwortern waren dort nicht zu hören. Nun aber steigen die Bürger dem Betreiber Jörg Temme und seiner Watt GmbH auf die Rotorblätter. Versammlung ohne Temme

Die Vorwürfe: Die Pachtzahlungen an die Grundstückseigentümer laufen nur schleppend, die Wege zu den Anlagen sind nach der Kabelverlegung zum großen Teil noch nicht instand gesetzt, aus dem mit der Gemeinde vereinbarten Geldtopf wird nichts gezahlt. So soll Temme als Sozialförderung zum Beispiel für jedes neugeborene Kind 50 Euro spendieren. Als ihn vor einiger Zeit eine Frau aus dem Dorf deshalb anrief, hieß es nur, sie solle erst einmal beweisen, dass sie die Mutter ist. Außerdem hat bisher noch kein Eigentümer eine Rückbaugarantie in der Hand. Vereinbart war aber ein Konto über 25 000 Euro zur Deckung der Kosten für den Fall, dass die Anlagen eines Tages wieder entfernt werden. Genug beunruhigende Gründe also für Ortsbürgermeister Richard Zeimetz, eine Einwohnerversammlung einzuberufen. Auch Jörg Temme hatte zugesagt, ließ sich aber dann doch von seinem Partner Clemens Puhe vertreten - aus privaten Gründen, wie dieser als Entschuldigung angab. "Seit sechs Monaten laufe ich Spießruten durchs Dorf und muss immer wieder Anfragen der Leute beantworten", sagte Zeimetz. "Wir wollen jetzt klarstellen: Wo stehen wir überhaupt mit Ihnen?" Clemens Puhe gab das "Fehlverhalten" unumwunden zu: "Alle diese Leute haben Recht. Wir können aber nicht alle Mäuler sofort stopfen." Denn man habe ein Problem mit dem "Windangebot". Das sei nämlich bis zu 30 Prozent "schlechter, als wir geplant haben". Eine Antwort, die gleich die nächsten Fragen aufwarf: Warum baue Temme dann anderswo millionenschwere neue Anlagen? Zumal in Walsdorf den Grundstückseigentümern Summen geboten würden, "bei denen man blass wird", wie ein Bürger sagte. Puhe dazu: Jede Betreiber-Gesellschaft und ihre Verträge seien gesondert zu betrachten. "Man kann nicht aus einer Firma die andere mit durchziehen." "Die Zusage kann ich Ihnen machen"

Gerade deshalb aber sei kürzlich die "Temme AG" gegründet worden. "Damit sind wir in der Lage, Geld aus der einen Gesellschaft in die andere zu übertragen." Der Bürgermeister beschied indessen, von zu wenig Wind stehe "in den Verträgen nichts drin. Und Verträge sind zu erfüllen. Wir haben Verständnis für finanzielle Probleme, aber dann erwarten wir von einem Vertragspartner, dass er auch auf die Leute zugeht." Stattdessen habe Temme seit Monaten auf keine einzige Anfrage reagiert. Zeimetz: "Wenn ich feststelle: Eine Firma kommt ihren Zahlungen nicht nach, und nimmt keinerlei Kontakt auf - dann nennt man so was Insolvenz." Auch beim Gemeinde-Fördertopf ließ Zeimetz nicht locker: Er habe die Befürchtung, dass die vereinbarten 14 500 Euro für das laufende Jahr dort nie eingezahlt worden seien. "Haben sie das Geld eingestellt oder nicht?" Puhe: "Nein." Ähnlich das Problem bei der Rückbaugarantie: Temme habe zwar eine auf ihn persönlich ausgestellte Bürgschaft über 1,5 Millionen Euro gefaxt, "aber davon haben wir gar nichts, wenn ihm was passiert oder wenn die Firma bankrott geht". Auch hier musste Puhe kapitulieren: Die Rückbaugarantie werde kommen. Er sagte den Grundstückseignern zu, dass sie "bis Ende der nächsten Woche" ein solches Papier in der Hand halten würden, bat um Zeit, Verständnis und Geduld: "Der Windpark hat das Potenzial, so zu wirtschaften, dass wir allen unseren Verpflichtungen nachkommen." Fazit des Ortsbürgermeisters: "In der Bibel steht: Nicht an ihren Worten sollt ihr sie messen, sondern an ihren Taten."

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