Die meisten Biogasanlagen im Eifelkreis Bitburg-Prüm erwirtschaften viel weniger, als sie könnten

Bitburg/Prüm · Mehr als ein Drittel der landesweit rund 160 Biogasanlagen stehen im Eifelkreis. Die meisten davon wurden bereits vor mehr als zehn Jahren entwickelt. Und das in erster Linie zur Stromproduktion. Die dabei entstehende Wärme wird in vielen Fällen aber kaum genutzt, weshalb die Energieagentur Rheinland-Pfalz die Betreiber zu einer besseren Nutzung der Energieanlagen bewegen will.

Die meisten Biogasanlagen im Eifelkreis Bitburg-Prüm erwirtschaften viel weniger, als sie könnten
Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Bitburg/Prüm. Es sei ja keineswegs so, dass den Landwirten an einer Verbesserung ihres Betriebsergebnisses nicht gelegen sei, stellt Herbert von Francken-Welz klar. Doch in vielen Fällen hänge es einfach an den fehlenden Möglichkeiten. "Als damals die ersten Biogasanlagen geplant wurden, stand bei der Standortfrage die Nutzung der Abwärme nicht im Blickpunkt", erklärt von Francken-Welz, der beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel den Bereich Energie und Landwirtschaft betreut.

Stattdessen sei mehr darauf geachtet worden, die Anlagen so zu errichten, dass sie wenig stören, fügt er hinzu. Und deshalb seien viele Anlagen möglichst weit entfernt von der Ortslage im Außenbereich geplant worden. Und das wiederum erschwere die nachträgliche Nutzung der Abwärme, die bei der Umwandlung von Biogas in Strom entsteht. Denn je länger das Nahwärmenetz, desto mehr Wärme geht auf dem Weg zwischen Erzeuger und Abnehmer verloren. Sodass sich die Investitionen dann nicht mehr rechnen. Joachim Duprez hat investiert.

Der Landwirt aus Habscheid betreibt eine Biogasanlage im Ort und versorgt seit 2011 über ein Nahwärmenetz mehrere Gebäude mit Energie in Form von warmem Wasser. Seine größten Kunden sind der örtliche Kindergarten und das Seniorenheim. Duprez hat dabei seinen Energiepreis an den Ölpreis gekoppelt. Der Preis für die Energie aus dem Nahwärmenetz ist laut Duprez immer 40 Prozent günstiger, steigt und fällt also mit dem Ölpreis.
Ist der Ölpreis - so wie derzeit - im Keller, verdient der Landwirt an seiner Energie also auch deutlich weniger. "Wir stehen im Moment schlechter da, als 2011 gedacht", sagt Duprez, der auf Einladung der Energieagentur Rheinland-Pfalz zu einem Workshop in die Bitburger DLR-Geschäftsstelle gekommen ist, um dort über seine bisherigen Erfahrungen zu berichten. "Für zehn Jahre sind wir an die Ölpreis-Koppelung gebunden", erklärt er. "Was danach kommt, muss man sehen."Bald keine Anlagen mehr?


25 Haushalte seien derzeit angeschlossen, sagt der Betreiber der Biogasanlage. Es gebe durchaus weitere Haushalte, die an einem Anschluss interessiert seien, so Duprez. "Im Moment aber gibt das unsere Wärmemenge nicht her", fügt er hinzu.
Die Hoffnungen des Landwirts ruhen deshalb auf einer effizienteren Vermarktung des Stroms. Was nicht zuletzt auch der Grund ist, warum Duprez seinen Betrieb von einem Energieberatungsunternehmen hat prüfen lassen. Der Landwirt will wissen, wie er die Einnahmen steigern kann. "Wenn wir nicht wirklich zeigen, wozu Biogas gut ist, dann werden wir in 20 Jahren keine Anlagen mehr haben", sagt Uwe Welteke-Fabricius vom Ingenieurbüro Cube Engineering aus Kassel, das den Betrieb von Duprez unter die Lupe genommen hat.

Für Welteke-Fabricius liegt die Lösung vor allem in einer bedarfsgerechten Einspeisung des Biostroms ins Netz.
"Wir haben bereits jetzt schon im Norden der Republik das Problem, dass Anlagen abgeschaltet werden müssen, weil zeitweise zu viel Strom im Netz ist", erklärt der Ingenieur. "Wenn wir dann auch noch den Strom aus Biogas einspeisen, dann machen wir was falsch."
Welteke-Fabricius rät deshalb auch mit Blick auf die Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (siehe Extra) zu einem flexiblen Anlagenbetrieb, also dazu, den Strom nur zu den Tageszeiten ins Netz einzuspeisen, zu denen wirklich Bedarf herrsche. Schließlich richte sich der Preis für den eingespeisten Strom nach Angebot und Nachfrage.

Für eine flexible Einspeisung seien natürlich zunächst hohe Investitionen nötig, beispielsweise für die Errichtung eines Biogasspeichers, räumt der Experte ein. Doch diese Ausgaben würden sich über einen langen Zeitraum gesehen in den meisten Fällen rechnen.Extra

Im Zuge der Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wurde die Einspeisevergütung für Strom aus Biogasanlagen abgeschafft. Während es also in der Vergangenheit für eine Laufzeit von 20 Jahren einen staatlich garantierten Betrag für jede eingespeiste Kilowattstunde gab, muss bei Anlagen, die jetzt in Betrieb genommen werden, der Strom direkt vermarktet werden. Für die alten Anlagen gilt nach wie vor die garantierte Einspeisevergütung, wobei die Anlagenbetreiber auch die Möglichkeit haben, den Weg über die Direktvermarktung zu gehen. uhe

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