Die nackte Wahrheit

Als eine der ersten Kommunen in Rheinland-Pfalz hat Bitburg Anfang 2007 von der Kameralistik auf die kommunale Doppik umgestellt. Spätestens zum Ende dieses Jahres soll nach dem städtischen Haushalt auch das übrige Vermögen der Stadt in der Eröffnungsbilanz erfasst sein.

Bitburg. Straßen, Häuser, Lampen und Gräber: Alles, was die Stadt Bitburg an Vermögen hat, wird erfasst und bewertet, um dann seinen Platz in der Eröffnungsbilanz zu finden. Ist diese fertig, dann herrscht Klarheit - oder, wie es ein Mitglied des Bitburger Stadtrats bei einer Haushaltssitzung formulierte: "Die Zeit des Lügens ist vorbei." Das war im Frühjahr 2007, wenige Wochen nachdem Bitburg von der jahrhundertealten Kameralistik zur Doppik (eine Verfahrensweise in der doppelten Buchführung) gewechselt hatte.

Betrieb musste zweigleisig laufen

"Die Umstellung war schon sehr zeitaufwendig", sagt Paul Treuke von der städtischen Abteilung für Finanzen- und Kostenmanagement, weil neben dem üblichen Tagesgeschäft die Umstellung gestemmt werden musste. "Und die Frage war auch, wie das ganze EDV-technisch zu realisieren ist", fügt Treuke hinzu, "schließlich mussten wir den Betrieb zweigleisig aufrechterhalten." Doch es hat funktioniert, so dass der Stadtrat am morgigen Donnerstag bereits zum zweiten Mal die Haushaltssitzung auf Grundlage der neuen Buchführung bestreiten wird.

Der Mitarbeiter der Stadtverwaltung rechnet damit, dass im Laufe dieses Jahres nach dem Haushalt der Stadt auch der Wert der übrigen Einrichtungen wie beispielsweise Cascade, Stiftung Bürgerhospital oder aber der Stadtwerke erfasst sein wird.

Doch mit Hilfe der doppelten Buchführung wird nicht nur das gesamte Vermögen der Stadt aufgelistet, sondern zwangsläufig auch die Schulden, so dass unterm Strich der Betrag steht, der nach dem Verkauf sämtlichen Vermögens übrig bliebe. Dieses mitunter ernüchternde Ergebnis, das für andere Kommunen wie etwa die VG Bitburg-Land erst im November 2009 ermittelt sein muss, bildet dann eine Basis, die weitaus aussagekräftiger als das ist, was bisher bei der Kameralistik hinter getrennten und unübersichtlichen Zahlenwerken versteckt war.

Laut einer Befragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG gehen zudem über 80 Prozent der Städte und 60 Prozent der Kreise davon aus, dass die Doppik dazu geeignet ist, die Haushaltskonsolidierung zu unterstützen.

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