Drei Herren und eine Dame

LICHTENBORN. Schon in rund einer Woche werden wieder die Maibäume aufgestellt. Das ist auch die Zeit, in der die Wiesen allmählich ergrünen und die Bäume ihre Blätter bekommen. Aber schon kurze Zeit später treten sie ihr Regiment an: die so genannten "Eisheiligen". In der Eifel sind sie gefürchtet wie kein Patron im Kirchenkalender.

Es ist Wonnemonat - die Gärten sind bepflanzt. Schon lugen die ersten Saubohnen aus dem Erdboden und die Geranien blühen auf den Fensterbänken. Die kluge Hausfrau weiß: Jetzt heißt es aufpassen, das Wetter beobachten, die Vorhersagen im Radio hören. Für den 12. Mai ist Pankratius angesagt, ihm folgen dann auf dem Fuß Servatius, Bonifatius und schließlich mit viel Gehabe die "Kalte Sophie". Die Eifeler Bauernweisheit hat diese vier Tage mit einer Fülle von Wettersprüchen und -regeln verknüpft, basierend auf langer Wetterbeobachtung. Eisheilige "schlagen" alle zwei Jahre zu

Dieses winterliche Intermezzo steht allerdings in keiner Beziehung zum Leben der vier Heiligen. Pankratius wird in ganz Europa verehrt als Patron der Pflanzen und Blüten, Servatius, der Patron der Lichtenborner Pfarrkirche, wird angerufen bei Frostschäden, Rheumatismus und Mäuseplage. Bonifatius, Apostel der Deutschen und Großmissionar, wird in allen Nöten als Patron verehrt. Die heilige Sophie schließlich ist die Patronin gegen späte Fröste und für das Wachstum der Feldfrüchte. Übrigens: Rein statistisch treten die Eisheiligen ihre "Frostarbeit" im Mai jedes zweite Jahr an. Kein Wunder also, dass man in der rauen Eifel nicht nur Ehrfurcht aufbringt, sondern auch ein gerüttelt Maß Furcht. Denn nach alter Bauernweisheit hat der Wonnemonat "den Reif noch hinter den Ohren". Wetterregeln Selbst des Maien Mitte hat für den Winter noch ein' Hütte. Vor der kalten Sophie werden nie Buschbohnen gesetzt. Trockener Mai - Wehgeschrei, feuchter Mai bringt Glück herbei.

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