Ein Ende ohne offene Worte

Dass die Hauptschule in Idenheim aufgrund der geringen Schülerzahl geschlossen werden muss, ist unumgänglich. Unklar ist allerdings, wann und in welcher Form. Im Rahmen einer Info-Veranstaltung haben am Dienstagabend Schulträger und -aufsicht die Eltern über die Situation informiert. Dabei wurden Erwartungen enttäuscht und Fragen offen gelassen.

 „Die Entscheidung ist noch nicht gefallen“, sagt Regierungsschuldirektor Bernhard Herbrand (links), meint damit jedoch nicht die Zukunft der Hauptschule Idenheim, sondern lediglich die Art und Weise der Schließung. Auch seine Kollegin Margret Meier und die beiden VG-Bürgermeister Jürgen Backes (Bitburg-Land) und Wolfgang Reiland (Trier-Land) sehen keine Möglichkeit, das Aus der Einrichtung zu verhindern. TV-Foto: Uwe Hentschel

„Die Entscheidung ist noch nicht gefallen“, sagt Regierungsschuldirektor Bernhard Herbrand (links), meint damit jedoch nicht die Zukunft der Hauptschule Idenheim, sondern lediglich die Art und Weise der Schließung. Auch seine Kollegin Margret Meier und die beiden VG-Bürgermeister Jürgen Backes (Bitburg-Land) und Wolfgang Reiland (Trier-Land) sehen keine Möglichkeit, das Aus der Einrichtung zu verhindern. TV-Foto: Uwe Hentschel

Idenheim. 53 Schüler besuchen derzeit die Konrad-Adenauer-Hauptschule in Idenheim - 53 Schüler, verteilt auf fünf Jahrgänge. Der einzig stabile Jahrgang der Schule ist die neunte Klasse, und wenn diese im kommenden Sommer die Schule verlässt, dann sind nur noch 34 Kinder übrig. Es sei denn, es kommen 2008 noch neue Fünftklässler hinzu. Doch dazu wird es nicht kommen. "Wir haben lange Zeit mit dem Prinzip Hoffnung gearbeitet", sagt Regierungsschuldirektor Bernhard Herbrand von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD), doch mit nur sechs Neuanmeldungen in diesem Jahr "ist der Tiefpunkt erreicht". Es habe Gespräche mit Schulträgern, dem Lehrerkollegium und dem Elternbeirat gegeben, sagt Herbrand, "und wir sind jetzt gefordert, eine Entscheidung zu treffen".Für viele der über 40 anwesenden Väter und Mütter, die zu dem Info-Abend in die Schule gekommen sind, hört sich das zunächst so an, als ginge es bei dieser Entscheidung um die Zukunft der Schule. Doch dass die Einrichtung geschlossen wird, ist beschlossene Sache (der TV berichtete), auch wenn sich Herbrand und seine ADD-Kollegin Margret Meier schwer damit tun, das offen auszusprechen."Das Gerücht mit der Schließung haben andere in die Welt gesetzt, nicht wir", sagt die Regierungsschuldirektorin, und selbst auf die konkrete Frage eines Vaters: "Geht es hier um die Zukunft der Schule, oder ist der Stab bereits gebrochen?", ist nur von "Handlungsnotwendigkeit" die Rede. "Wenn der Stab bereits gebrochen wäre, würden wir das Gespräch nicht suchen", sagt Herbrand. Erst wenig später räumt Meier ein, dass die Schließung der Schule schon im Frühjahr offensichtlich gewesen sei. "Doch hätten wir das bereits vor den Ferien bekanntgegeben, dann wären die drei Schüler, die bis dahin angemeldet waren, auch noch abgesprungen", erklärt Herbrand. "Wir haben alles vermieden, um Schließungsgerüchten Futter zu geben", fügt er hinzu, auch wenn diese Entwicklung - wie von Herbrand zuvor mehrfach betont - absehbar und unausweichlich gewesen sei.Die Suche nach dem gemeinsamen Weg

Für die Eltern, die ihre Kinder in Idenheim angemeldet haben, ist das ein schwacher Trost. "Das Urteil ist doch längst gefällt worden", sagt ein verärgerter Vater, und ein anderer Zuhörer, der nach eineinhalb Stunden Informationsaustausch auf demselben Wissensstand wie zu Beginn des Elternabends ist, fragt schließlich: "Ja, was habt ihr denn vor?"Es sei "ein Prozess, der zu laufen beginnt, aber mit welchem Ziel, das kann ich nicht sagen", erklärt Herbrand, und nennt die beiden Extreme, zwischen denen irgendwie ein Weg gefunden werden müsse: "Entweder wir schaffen die Schule im nächsten Jahr ab, oder wir lassen sie ganz auslaufen." Letzteres würde bedeuten, dass der Schulbetrieb so lange aufrechterhalten bleibt, bis auch die jetzigen Fünftklässler die Neunte hinter sich haben. Allerdings ist diese Variante unwahrscheinlich. "Je mehr beim Auslauf die Schule verlassen, desto schwieriger wird es, die Organisation aufrechtzuerhalten", sagt Herbrand, und auch Kollegin Meier gibt zu Bedenken, dass mit sinkender Schülerzahl auch das Lehrerkollegium schrumpfe."Möglich wäre auch, dass Klassenverbände erhalten bleiben und an anderen Schulen weiter bestehen", sagt der Regierungsschuldirektor, und deshalb sollten die Eltern in den kommenden Wochen zunächst selbst darüber beraten, welches Ende das für die Gesamtheit der Schüler verträglichste wäre, sodass gemeinsam ein Weg gefunden werden könnte. Ein Weg, der im kommenden Sommer beginnt und allerspätestens im Jahr 2012 zu Ende sein wird. Alles andere wäre ein Gerücht. Meinung Information tut Not! Dass die Hauptschule Idenheim geschlossen werden muss, ist gewiss nicht die Schuld der Schule - und gemäß der demografischen Entwicklung wird es gewiss auch nicht die einzige Schule bleiben. Was sich Schule und die ADD Trier aber vorwerfen lassen müssen, ist eine dürftige Informationspolitik - zumal sich das Problem bereits im Frühjahr abgezeichnet hat. Obwohl schon fürs kommende Schuljahr keine Fünftklässler mehr angenommen werden und spätestens 2012 in Idenheim ganz Schluss ist, weiß derzeit keiner, ob es 2009 in Idenheim, Bitburg oder sonst wo für die derzeitigen Schüler weitergeht. Das provoziert zwangsläufig Unsicherheit und Verärgerung. Dabei ist es keine Frage, dass noch nicht der ganze Schließungs-Prozess bis ins letzte Detail geplant sein kann. Aber ein Informationsabend, der seinen Namen auch verdient, sollte Eltern nicht ratloser zurücklassen, als sie angesichts der prekären Lage ohnehin schon sind. Schule und ADD müssen anfangen, Klartext zu reden, statt sich um den "heißen Brei" zu drücken, und konkrete - auch finanziell und organisatorisch tragbare - Lösungen aufzeigen. Erst dann macht es Sinn, die Eltern am Entscheidungsprozess zu beteiligen. d.schommer@volksfreund.de

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