Ein Symbol der Menschlichkeit

SCHÖNECKEN. Mehr als acht Jahrzehnte haben Schwestern vom Vinzentinerinnen-Orden kranke und behinderte Menschen in Schönecken betreut. Auf Initiative des Kulturkreises Altes Amt wurde eine Sandstein-Statue eingeweiht, die an das Wirken der Schwestern erinnert.

Das Denkmal aus gelbem Sandstein ist unübersehbar. Es ist 3,30 Meter hoch und misst an der breitesten Stelle 90 Zentimeter. Mehr als zwei Monate hat Bildhauer Joan Thimmel aus dem Saarland an dem etwa sechs Tonnen schweren Rohling gearbeitet. Das Denkmal steht im Ortszentrum am Alten Markt gegenüber vom Alten Amt und in Sichtweite des Klösterchens, dem Domizil der Vinzentinerinnen von 1897 bis 1981. Schließlich ist das Denkmal auch dem Vinzentinerinnen-Orden gewidmet. Es soll an die Arbeit der Schwestern erinnern, die sich in Schönecken engagiert haben. Deshalb wurde die Einweihung der Statue gebührend gefeiert. Der Musikverein spielte, viele Schönecker hatten sich versammelt. Aus dem Provinzhaus der Vinzentinerinnen in Köln-Merheim war eine Delegation gekommen, darunter die Provinzoberin Schwester Hildegard und Schwester Oberin Medarta, die das Klösterchen von 1972 bis 1978 geleitet hatte. Erdal Dogan vom Schönecker Kulturkreis und Ortsbürgermeister Paul Ludwig dankten allen, die sich für das Projekt eingesetzt und finanziell unterstützt haben. Während Vinzentinerpater Norbert Tix aus Niederprüm das Denkmal segnete, würdigte VG-Bürgermeister Aloysius Söhngen die "von Opferbereitschaft und Zuwendung geprägte Arbeit" der Vinzentinerinnen in Schönecken. Die Statue symbolisiere die Menschlichkeit der Ordensschwestern. Alfons Jakobs, ehemaliger Rektor der Grund- und Hauptschule Schönecken, bestätigte dies. Er hat die karitative Arbeit der Schwestern im Klösterchen viele Jahre persönlich erlebt. Er erinnert sich noch an die Zeit des Nationalsozialismus, als den Schwestern die Leitung des Kindergartens entzogen wurde. Aber den Schwestern gelang es, viele Leben zu retten - die Leben der ihnen anvertrauten geistig Schwerbehinderten. Denn nach der so genannten Euthanasieverordnung der Nationalsozialisten galt die Existenz der Betroffenen als nicht lebenswert. Durch viel Mut und Beharrlichkeit und mit Hilfe des einflussreichen Schönecker Sanitätsrats Dr. Schreiber bewahrten die Vinzentinerinnen alle in ihrer Obhut befindlichen Zöglinge vor der Abschiebung in andere Krankenanstalten.Kampf gegen Grippe und Thyphus

Doch schon lange vor dem Krieg begann die Arbeit der Ordensfrauen in Schönecken. Das Klösterchen ist eine Stiftung des Wetteldorfer Pastors Joseph Martin und seiner Geschwister. Sie kauften das Haus 1893 und gaben es ein paar Jahre später in die Hände der Vinzentinerinnen. Zunächst waren es sechs Schwestern, die in Schönecken die Arbeit aufnahmen. Diese bestand in der ambulanten Krankenpflege und in der Betreuung und Pflege geistig behinderter Jugendlicher. Die Schwestern erteilten Mädchen und Frauen Haushaltungsunterricht, richteten einen Kindergarten und eine Wochenstation ein. Bei der Grippewelle nach dem Ersten Weltkrieg unterstützten sie den Schönecker Arzt ebenso wie bei der verheerenden Typhusepidemie, die 1926 viele Opfer forderte. 1981 verließen die Ordensfrauen Schönecken, weil es an Nachwuchs fehlte und die baulichen Bestimmungen für das Gebäude aus finanziellen Gründen nicht mehr erfüllt werden konnten. Aber die Verbundenheit der Schönecker mit den Schwestern ist bis heute geblieben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort