Eine Chefsache mit Folgen

BITBURG. Premiere geglückt: Das erste Bitburger Bildhauersymposium ist mit einer Finissage zu Ende gegangen. Auf dem Platz neben der Eissporthalle, auf dem die acht Künstler fünf Wochen lang gemeißelt und gehämmert haben, kehrt nun wieder Ruhe ein.

 Zum Abschluss ein Foto: Vor der Skulptur von Fu Zhongwang posieren der Künstler selbst (rechts) und seine Kollegen (von links) Atsuo Okamoto, Mark Lorenz, Barbara Neuhäuser, Albert Hettinger, Barbara Falender, Daniel Bragoni und Christoph Mancke.Foto: Christian Bohrofen

Zum Abschluss ein Foto: Vor der Skulptur von Fu Zhongwang posieren der Künstler selbst (rechts) und seine Kollegen (von links) Atsuo Okamoto, Mark Lorenz, Barbara Neuhäuser, Albert Hettinger, Barbara Falender, Daniel Bragoni und Christoph Mancke.Foto: Christian Bohrofen

Albert Hettinger steht auf seiner etwa vier Meter hohen Skulptur und posiert für ein Foto. Marco Bragoni beanwortet geduldig auch die fünfte Frage danach, warum er seinen Stein in der Mitte gespalten hat. Fu Zhongwang bittet einen Gast, ein Foto von allen zu machen und ihre Künstlerkollegen plaudern bei Bier oder Apfelsaftschorle über Gott, die Welt und die Kunst. Entspannt und familiär sind geht es zu bei der Finissage des ersten Bitburger Bildhauersymposiums. Keine Chance gegen gute Laune

Den Kritiker mit spitzem Bleistift und elitärem Brett vorm Kopf sucht man neben der Eissporthalle vergeblich. Falls er doch da sein sollte, fällt er zumindest nicht auf. Denn gegen gute Laune der Künstler und Organisatoren hat er heute ohnehin keine Chance. Da stört es keinen, dass der Minister keine Zeit hatte, mal bei den acht Künstlern vorbeizuschauen, die fünf Wochen lang neben der Eissporthalle in Eifeler Sandstein gemeißelt und gehämmert haben. Auch Christoph Mancke aus Lünebach nicht, der zusammen mit seinem Kollegen Albert Hettinger Ideengeber für das Symposium war und gerade einer Jounalistin ins Blöckchen diktiert, dass die Zusammenarbeit "toll war, ganz ohne Konflikte und Konkurrenzdenken". Ein Lob springt auch für Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit heraus. "Durch seine spontane und couragierte Art hat er das Symposium zur Chefsache gemacht", sagt Albert Hettinger. Und Streit gibt die Blumen weiter an seine Mitarbeiter, die Bürgermeisterkollegen aus Bitburg-Land und Irrel, den Zweckverband Feriengebiet Bitburger Land, das Land und die Sponsoren. Letztere aufzutreiben sei fast ebenso schwer wie das breite Verständnis für die Daseinsberechtigung von Kunst herzustellen - gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Zumal, wenn die Kunst auch noch kritische Untertöne birgt - wie das Werk von Atsuo Okamoto, das ausgerechnet gegenüber der RWE-Umspannanlage bei Wolsfeld aufgestellt wird. Der Japaner nimmt mit seinem Werk - das die Form einer Bombe hat, aber laut Okamoto ein "Monolith" ist - Bezug auf den Atombombenabwurf in Hiroshima, an dessen Folgen Okamotos Mutter starb. In Kupferhülsen, die in den Stein eingelassen sind, befinden sich Hunderte aus Papier gefaltete Kraniche. "Der Wächter" kann weit sehen

Eine Anspielung auf die Geschichte, nach der ein an den Strahlenfolgen erkranktes Mädchen 1000 Papierkraniche falten sollte, um gesund zu werden. Dass ausgerechnet die RWE, die Atomenergie friedlich nutzt, das Werk sponsert, passt den Künstlern ins Konzept. Denn die Standorte entlang des Nimstal- und Prümtalradwegs sind mit Bedacht ausgewählt. So soll die säulenförmige Skulptur von Barbara Neuhäuser, die viele "den Wächter" nennen, gleich am Anfang des Skulpturenwegs bei Masholder stehen. "Ein exponierter Platz, von dem man weit sehen kann", sagt Mancke. Dessen gigantische Skulptur, die an ein Tor erinnert, wird am Ende des Skulpturenwegs im luxemburgischen Steinheim aufgestellt - nicht ganz ohne Hintergedanken. Die sollen sich die Radfahrer nach dem Willen der Künstler allerdings lieber selbst machen. Wenn alles glatt läuft, hat der Kran alle Werke bis zum Wochenende an Ort und Stelle verfrachtet - da sind die Kritiker längst zu Hause. Eine Übersicht mit allen Skulpturen und Standorten finden Sie demnächst im TV .

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