Eine Reise durch die Nacht

BITBURG. (red) "Orgel Furore": Die von der Liebfrauenkirche initiierte hochkarätige Konzertreihe bietet ein ideales Forum, ihre Winterhalter-Orgel zu präsentieren. Den Anfang machte ein Chor- und Orgelkonzert mit dem Titel "Aber der Mond bleibt aus" – eine musikalisch-poetische Reise durch die Nacht mit der "Compagnia Vocale Hamburg" sowie den Orgelvirtuosen Helmut Schwindling und Thomas Netter.

Geistliche A-cappella-Musik von der Renaissance bis zur Gegenwart ist die Domäne der Hamburger Sänger, einem Ensemble von seltener stimmlicher Ausgewogenheit. Auf dem Probenplan steht doppelchörige Musikliteratur und sogar solche für bis zu sechzehn Stimmen. Beim Konzert in Bitburg erklangen Werke alter Meister und zeitgenössischer Komponisten. Gründer und Leiter der Compagnia Vocale ist der 1947 in Zwickau geborene Christoph Joram, seit 1950 Kantor und Organist an der Kreuzkirche in Hamburg. Bestens mit dem sakralen Repertoire der Compagnia Vocale harmonierten die von Liebfrauen-Kantor a.D. Helmut Schwindling und seinem Nachfolger, Dekanatskantor Thomas Netter, vierhändig vorgetragenen Orgelkompositionen von Franz Lachner, Franz Schubert und Johannes Brahms. Poetisches Bindeglied zwischen Sängern und Instrumentalisten waren stimmungsvoll-besinnliche Gedichte von Clemens Brentano, Johann Wolfgang Goethe, Matthias Claudius, William Shakespeare und Cäsar Flaischlen. "Aber der Mond bleibt aus". Die Titelzeile ist dem Stück "Der schwarze Mond" von Harald Genzner entnommen. Das Konzertprogramm steht für eine musikalische Chronologie der Nacht mit all ihren Geheimnissen und ihren für die Menschen so unterschiedlichen Phasen und Stimmungslagen. "Es will Abend werden", heißt es zunächst. Zufriedenheit und Behaglichkeit herrschen vor. Alsbald sind Frohsinn und Lebensfreude angesagt. "Lasst uns singen, spielen und trinken". Doch die Nacht schreitet voran. "Warte nur, balde ruhest du auch". Das Goethe-Zitat erweist sich als doppelsinnig. Was ist der Sinn des Lebens? "Hilf, dass ich nicht zuschanden werd", singt der Chor. Die Dunkelheit verbirgt Sorgen und Ängste. Gedanken an Tod und Verderben beschleichen die Schläfer. Die Nacht wird zum Albtraum. Bald aber ertönt der erste Hahnenschrei. Der neue Tag erwacht. Das Leben ist wieder leicht und frei und voller Tatendrang.

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