"Eine Zensur findet nicht statt"

Bei der heutigen Vielzahl der verschiedenartigen Medien machen sich nur wenige Gedanken, dass die Presse- und Meinungsfreiheit ein ausgesprochen hohes Gut ist. Die Pressefreiheit in Deutschland ist im Grundgesetz verankert. Dort heißt es in Artikel 5: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten... Eine Zensur findet nicht statt."

 Kopf der Titelseite des „Intelligenz-Blatts“. TV-Foto: Alois Mayer

Kopf der Titelseite des „Intelligenz-Blatts“. TV-Foto: Alois Mayer

Daun. Pressefreiheit ist ein hart erstrittenes Gut. Vor genau 160 Jahren, im Revolutionsjahr von 1848, kämpften unsere Vorfahren um einen freiheitlichen Geist. Repressionen und Gefängnisstrafen nahmen sie dafür in Kauf.Jahrhundertelang waren ihre Meinungen und Presseveröffentlichungen durch eine Zensur unterdrückt worden. So stand 1848 die Forderung nach Pressefreiheit mit an erster Stelle, gefolgt von den Wünschen nach Versammlungsrecht und einem gesamtdeutschen Parlament.

Nur wenige Zeitungen überlebten lange

Und die vielen Demonstrationen und Aufstände führten letztlich zum Erfolg. Am 17. März 1848 war es dann soweit. In Preußen fiel die Zensur. Der damalige Bundestag und das Königshaus gewährten Pressefreiheit. Überall kam es nun zu einer Reihe von Zeitungsneugründungen, von denen aber nur wenige etliche Jahrzehnte überlebten. So auch in den Eifelkreisen. Dort erschien nun das "Intelligenz-Blatt für die Kreise Prüm, Bitburg und Daun". Es löste damit das "Intelligenz-Blatt" ab, das seit 1841 von Karl Plaum in Prüm zweimal wöchentlich herausgegeben worden war. Auch die neue Zeitung erschien ebenfalls zweimal wöchentlich, nämlich donnerstags und sonntags. Aber nun durften auch in dieser relativ kleinen Zeitung unter 20 Druckbogen politische Artikel aufgenommen und öffentlich diskutiert werden.

Diese "Freiheit der Presse" war für viele nicht nur neu, sondern auch teilweise missverständlich.

So blieb dem Eifeler "Intelligenz-Blatt" nichts anderes übrig, als seine Leser über dieses Grundrecht aufzuklären. Der heute zum Schmunzeln anregende Bericht von 1848 liest sich wie folgt (gekürzt):

"Die Presse ist frei, haben sich viele der lieben Landleute, welche nicht begreifen konnten, was dies heißt, so ausgelegt, als ob nun alle Steuern und Abgaben aufhören würden. Sie waren der Meinung, dass man die Steuern und sonstigen Abgaben bisher aus ihnen herausgepresst hätte, und dies nun nicht mehr sein sollte.

Aber Ihr lieben Mitbürger und Leute vom Land, das kann nicht sein, ohne Steuern und Abgaben kann keine Regierung und ohne eine gute Regierung keine Ordnung bestehen.

Dass die Regierung künftig alles aufbieten wird, uns so wenig Steuern und Abgaben aufzuladen wie nur irgend möglich, davon können wir jetzt schon überzeugt sein.

Geduldet euch daher und habt volles Vertrauen auf die Regierung und die Behörden, alle Willkür wird fortan aufhören, und die Männer des Volks werden die Rechte des Volkes schützen und bewachen.

Die Presse ist frei muss so ausgelegt werden: Wenn Ihr bisher von Euren vorgesetzten Behörden Euer Recht nicht erlangen konntet, wenn ihr unnötigerweise hin- und hergeschickt, grob und nicht nach dem Gesetz behandelt wurdet, so konntet Ihr in der Regel nichts dagegen machen, jetzt aber ist es anders!

Wenn Euch irgend ein Unrecht geschieht, wenn Behörden Euch grob behandeln oder Euch den verpflichteten Dienst verweigern, so teilt es der Redaktion dieses Blattes mit, es darf dann, weil ,die Presse frei ist', öffentlich gedruckt, den höheren Behörden, der Regierung und dem Publikum zur Kenntnis gebracht werden; die Regierung wird dann die Behörde oder den Staatsdiener, welcher Euch zu Unrecht behandelt hat, zur Verantwortung ziehen, welche zu einem tüchtigen Verweis, Strafe bis zur Entlassung aus dem Dienste führen kann. Ihr seht also, welches wichtige Recht ,die freie Presse ist'."

In einer der nächsten Ausgaben wurde ein sehr langes Gedicht veröffentlicht, das sich sehr breit und voller glücklicher Emotionen ergießt über das neu gewonnene Grundrecht - der Freiheit der Presse (hier nur zwei Strophen):

"Mein Loblied dir, du freie Presse,

die wahrhaft geistiges Int'resse durch ihre Zauberkraft erweckt. Du gibst der Armut Glanz der Krone, nie hat ein Machtgebot vom Throne, nie Herrscherwillkür dich erschreckt.

Du herrschest frei und ungebunden, und zu den schönsten Lebensstunden, gehören die, die du geweiht. Du forderst durch die eigne Klarheit vom Lügner selbst die strengste Wahrheit, wenn er mit dir und sich im Streit."

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