Feurige Fahrt 300 Meter über der Eifel

BITBURG/GILZEM. Seit Oktober machen die Ballonfreunde Eifel mit einer von "Regionen aktiv" gesponsorten Hülle Werbung für die Eifel. TV-Redakteur Marcus Hormes hat sich an Bord gewagt und dabei Überraschendes erlebt.

Seit Wochen fiebere ich dem Start entgegen. Noch eine halbe Stunde, dann soll ich zum ersten Mal in einem Weidenkorb stehend den sicheren Boden verlassen und mich dem Wind anvertrauen. Pilot Friedrich Schmidt aus Übereisenbach braucht nur 15 Minuten, um Korb und Brenner auf dem Flugplatz Bitburg fertig zu machen. In 15 weiteren Minuten ist die Nylon-Hülle zunächst mit Luft, dann mit Propangas gefüllt und startklar. Wir kappen das Sicherungsseil und heben ab - völlig losgelöst. Erstaunlich rasch geht es steil nach oben. Zum Nachdenken bleibt keine Zeit - das Gefühl des freien Schwebens raubt mir den Atem. Bedenken wegen der Sicherheit bleiben mit den immer kleiner werdenden Helfern am Boden zurück."Wir sind so schnell wie der Wind"

"50 Meter über der Erde sagen wir ,Du‘", stellt "Friedel" Schmidt fest. Mit an Bord: Christina Gastager (40) aus Nimshuscheid und Walter Hermes (65) aus Sinspelt, die die Fahrt jeweils zum Geburtstag geschenkt bekommen haben. Alle Gäste wundern sich darüber, dass im Korb praktisch kein Luftzug weht. Vorsorglich mitgebrachte Jacken und Mützen bleiben ungenutzt. "Wir sind so schnell wie der Wind. Deshalb spüren wir ihn nicht", erklärt Schmidt. Na, logisch. Mit gerade mal zwei bis drei Knoten (vier bis sechs Kilometer pro Stunde) lassen wir uns in Richtung Süden treiben. Mal 100, mal 300 Meter hoch. Direkt über Scharfbillig fallen Christina Gastager besonders akkurat angelegte und gepflegte Blumenbeete auf. Erst auf den zweiten Blick wird ihr klar, dass sie zum Friedhof gehören. Vom Boden aus winken und rufen uns Menschen freundlich zu. Ein Heißluftballon, noch dazu ein so schöner, ist eben immer eine Attraktion. Die Windrichtung und damit die Fahrtrichtung können wir begrenzt durchaus beeinflussen, denn sie ändert sich je nach Höhe. Dicht über den Baumwipfeln geht die Reise weiter entlang der B 51 zwischen Sülm und Meilbrück. Dort an der Raststätte hält der Kleinbus von Ulrike Schmidt, die uns später einsammeln soll. "Eigentlich heißen die Verfolger bei uns Ballonfahrern Erdferkel, aber so kann ich meine Frau ja nicht nennen", meint Friedel Schmidt augenzwinkernd. Geraten wir zu nah an den Boden, befeuert der Pilot den Ballon besonders kräftig. Aus Rücksicht auf Tiere kann er bei Bedarf den leiseren "Kuhbrenner" einsetzen. Hin und wieder scheuchen wir ein Reh oder ein Karnickel auf, das durch die goldgelben Kornfelder flüchtet. Will der Pilot sinken, hebt er per Seilzug eine Art Deckelplane (Parachut), um warme Luft abzulassen. Nach 40 Minuten Fahrt ist die erste Gasflasche leer - drei bleiben übrig. In Höhe Idenheim sichten wir die charakteristischen Doppeltürme der Dorfkirche. Ringsum genießen wir die Weite der Landschaft in der Abendsonne bei überwiegend lautloser Fahrt. So langsam hält Friedel Schmidt nach einem Landeplatz Ausschau. Wald und Hochspannungsleitungen zwingen uns bei Helenenberg mehrfach zum Durchstarten. Bei zwei kurzen Bodenberührungen in einem Maisfeld werden wir leicht durchgeschüttelt - das macht richtig Spaß. Rechtzeitig vor Sonnenuntergang erreichen wir eine Wiese zwischen Gilzem und Eisenach. Der Korb streift einige Meter weit die Grashalme und kommt schließlich sicher zum Stehen. Danke, Friedel! Wer Lust auf eine Ballonfahrt bekommen hat, kann sich bei Familie Schmidt, Telefon 06524/7054 oder 02203/62585, sowie im Internet unter der Adresse www.eifelballon.de informieren.

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