Freude am Bau, Unmut über den Zeitpunkt

BETTINGEN. (ako) Der Ortskern von Bettingen wird saniert, Ziel ist ein attraktiveres Erscheinungsbild, das auch den Gewerbetreibenden zu Gute kommt. Doch vor allem eine zweiwöchige Pause in den Bauarbeiten bereitet einigen Anwohnern Kopfzerbrechen und Umsatzrückgänge.

"Generell finde ich die Umgestaltung des Ortskerns gut. Ich weiß auch, dass es mir am Ende ein gepflasterter Platz möglich machen wird, gemütliche Caféstühle und Tische vor meiner Bäckerei aufzustellen", sagt Sabine Schwedler. Sie stimmt dem Projekt generell zu, das derzeit die Straße vor ihrem kleinen Laden in eine Baustelle verwandelt. Als Existenzgründerin nach Arbeitslosigkeit hat sie im März das Geschäft übernommen, das sonst geschlossen worden wäre, und sie trägt so zu einem lebendigen Dorfkern bei. Aber die Bauarbeiten vor ihrer Tür machen ihr zu schaffen: "Ich habe seitdem pro Tag zwischen achtzig und hundert Euro Umsatzrückgang. Das wird für mich eng." Die Miete und die Investitionen in eine Teilrenovierung des Ladens schlagen weiterhin zu Buche. Vor allem die Zeitplanung irritiert sie, denn die Baustelle war zwei Wochen lang in Betrieb. Danach machte die beauftragte Baufirma zwei Wochen Urlaub: "Warum konnte man das Ganze nicht bis Ende August verschieben, dann hätte ich noch ein normales Sommergeschäft gehabt", fragt sie und weist darauf hin, dass auch andere Geschäftsleute negativ betroffen seien. Zudem sei sie erst zufällig am Tag zuvor vom Baubeginn informiert worden. Eine Bürgerversammlung, die über die Konsequenzen der Maßnahme aufkläre, habe es nicht gegeben, kritisiert die Geschäftsfrau. Ortsbürgermeister Jürgen Holbach hält dagegen, dass - allerdings schon vor längerer Zeit - durchaus solche Veranstaltungen stattgefunden hätten.Bauleiter bittet Anwohner um Verständnis

"Während der ganzen letzten Legislaturperiode war viel Zeit und Gelegenheit, mitzureden, aber es hatten damals nur rund 50 Leute Interesse daran." Dass die Baustelle eine "missliche Lage" für die ansässigen Gewerbetreibenden darstellt, sieht auch er, aber: "Die Zufahrten zu den Geschäften sind gesichert. Und wir können froh sein, dass wir die 815 000 Euro aus der Städtebauförderung bekommen, das ist letztlich gut für alle." Die zeitliche Planung sei so gewählt worden, um keine Schlechtwetterperiode am Ende der Bauarbeiten zu riskieren, und auch, weil der Bauunternehmer sonst mit Folgeaufträgen Probleme bekommen hätte: "An diese Arbeitsplätze mussten wir ebenfalls denken." Auch Bauleiter Helmut Fink bittet bei seinen Bettinger Mitbewohnern um Verständnis: "Wir nutzen den zweiwöchigen Urlaub der Baufirma, um Leitungen zu verlegen und am Gasthaus Ambros mit schwerem Gerät Erweiterungsbaumaßnahmen vorzunehmen, die zeitgleich mit dem Tiefbau in der Straße nicht möglich sind." Insgesamt habe man bei dem Projekt "erhebliche Koordinationsfragen zu klären" gehabt. Es sei eine "schwierige Baustelle und eine komplizierte Engstelle". Er sieht die Bauarbeiten während des Sommers als Vorteil, wenn man an die Schulkinder denke. "Leider konnten wir es nicht allen recht machen." Es werde noch schätzungsweise ein halbes Jahr dauern, bis der Ortskern in neuem Gewand erstrahlt.

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