Gebündelte Kompetenz der Eifel

In der Eifel stehen die meisten Biogas-Anlagen in Rheinland-Pfalz, und deshalb wird hier auch die Kompetenz gebündelt: Ab Mitte November nimmt das Beratungszentrum für Bio-Energie am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel seine Arbeit auf. Zwei zusätzliche Personalstellen schafft das Land dafür am DLR-Standort Bitburg.

 Energie der Zukunft: Anders als Erdöl, Steinkohle und Erdgas ist das Material, mit dem Biogas-Anlagen wie diese in Meckel bestückt wird, nicht endlich. Aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Raps, Gras und Reststoffen wie Gülle oder Müll wird mit solchen Anlagen Strom erzeugt. TV-Foto: Archiv/Katharina Hammermann

Energie der Zukunft: Anders als Erdöl, Steinkohle und Erdgas ist das Material, mit dem Biogas-Anlagen wie diese in Meckel bestückt wird, nicht endlich. Aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Raps, Gras und Reststoffen wie Gülle oder Müll wird mit solchen Anlagen Strom erzeugt. TV-Foto: Archiv/Katharina Hammermann

Bitburg. "Das ist auf jeden Fall eine Stärkung unseres Standorts", sagt Johann Mücken, Leiter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Eifel. Mehr als 150 Bewerber zählte das DLR Eifel auf seine überregionale Stellen-Ausschreibung für die beiden neuen Posten am Beratungszentrum für Bio-Energie. Als zusätzlicher Mitarbeiter kommt Jürgen Bohr aus Bendorf, der an der Fachhochschule Bingen Agrarwissenschaften studiert hat. Gruppenleiter des Beratungszentrums wird Dr. Herbert von Francken-Welz, der derzeit noch das niedersächsische Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe leitet und ab Mitte November seine Arbeit in Bitburg aufnimmt. Unterstützt werden die beiden "Neuen" von den DLR-Mitarbeitern Helmut Mutsch (Schwerpunkt: wirtschaftliche Betriebsführung), Werner Roth (Schwerpunkt: Boden- und Pflanzenschutz) und Nikolaus Schackmann (Schwerpunkt: Ölsaaten).

Genug Strom für die Hälfte der Privathäuser im Kreis

Dass das Beratungszentrum in die Eifel kommt, ist kein Zufall. Schließlich stehen von den rund 100 rheinland-pfälzischen Biogas-Anlagen allein 60 in der Region Trier und davon knapp 40 im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Die produzieren genug Strom für die Hälfte aller Privathaushalte im Kreis.

Den Vorwurf, dass sich auf den Feldern verstärkt Monokulturen entwickelt haben, lässt Mücken nicht gelten: "Von 80 000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche im Kreis wird gerade mal auf 7000 Hektar Silo-Mais angebaut und auf 1400 Hektar steht Raps."

Fest steht aber für den DLR-Leiter auch, dass Biogas-Anlagen noch wirtschaftlicher betrieben werden können. Und: "Bevor man in Bio-Energie investiert, sollte man sich auf jeden Fall beraten lassen", sagt Mücken. Beratung bietet das DLR etwa zu Fruchtfolgen, die im Hinblick auf die Boden-Erosion besonders günstig sind, oder zu Nutzungskonzepten, womit überhaupt die Anlage "gefüttert" werden kann. So brauche ein Landwirt, um eine 280-kW-Anlage betreiben zu können, im Schnitt rund 125 Hektar Anbaufläche.

In solchen Fragen hat das DLR natürlich auch schon bislang beraten - und für solche Fragen stehen auch an den fünf weiteren rheinland-pfälzischen DLR-Standorten Ansprechpartner bereit. Hauptaufgabe des neuen DLR-Beratungszentrums in Bitburg ist vor allem das Bilden eines Netzwerks, in dem sich Fachleute zum Thema Bio-Energie (siehe Extra) zusammenschließen, Forschungsaufgaben entwickeln und mit Vorträgen, Info-Veranstaltungen und Broschüren das Wissen vermitteln. Dabei geht es auch darum, wie Reststoffe (etwa Müll) in Biogasanlagen verwertet werden können, wie die Gas-Ausbeute optimiert werden kann, welche schnell wachsenden Gräser-Neuzüchtungen sich zum Bestücken der Anlagen zukünftig anbieten, wie Grünschnitte aus Naturschutzgebieten verwertet werden können und natürlich auch, wie die Wärme der Anlagen, die derzeit zu rund 60 Prozent verloren geht, genutzt werden kann.

Neben Ideen, die Wärme zum Betreiben von Pellet-Trocknungs-Anlagen - wie etwa in Nusbaum - oder zur Beheizung eines Schwimmbads zu nutzen, ist Mücken überzeugt: "Die Zukunft wird sein, das Gas direkt ins Netz einzuspeisen, statt wie bislang in Strom umzuwandeln."

Vortrag: "Bio-Energie - Stromerzeugung oder Nahrungsmittelproduktion: Ist der Bauer Ölscheich von morgen oder Zuteiler von Nahrungsmitteln?" lautet das Thema bei der Jahresversammlung landwirtschaftlicher Fachschul-Absolventen am Montag, 19. November, 20 Uhr, im Bitburger Hotel "Eifelstern". Das Kompetenz-Netzwerk Das DLR Eifel ist eins von sechs in Rheinland-Pfalz und zuständig für die Region Trier. Wenn das Beratungszentrum für Bioenergie am DLR Eifel Mitte November seine Arbeit aufnimmt, wird es für den neuen Gruppenleiter und sein vierköpfiges Team zunächst darum gehen, alle Fachleute an einen Tisch zu bringen. Gedacht ist an eine Expertenrunde mit Mitgliedern vom Institut für angewandtes Stoffstrom-Management der Fachhochschule (FH) Trier über Agrarwissenschaftler von der FH Bingen und der Forschungsgruppe "Agroscience" aus Neustadt bis zu Vertretern der Landwirtschafts-, Umwelt- und Bildungsministerien, den Bauernverbänden, der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt Speyer, dem Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens, dem Umwelt-Campus Birkenfeld und den Bioenergie-Ansprechpartnern der fünf weiteren rheinland-pfälzischen DLR. Aufgabe des neuen Beratungszentrums ist es, die Energie der Zukunft weiterzuentwickeln sowie die Forschungsarbeit und Wissensvermittlung zu koordinieren - diese Aufgabe übernimmt das Beratungszentrum in Bitburg zentral für Rheinland-Pfalz. (scho)

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