Helmut Pleines hat vor 50 Jahren Oberweiser Freibad mit Sprung eingeweiht - Morgen springt er wieder

Oberweis/Bitburg · Sie gehören zum Eifelkreis wie der Kaffee zum Frühstück - in einem gemütlichen Camping-Urlaub: Das Prümtal-Freibad in Oberweis und Vollblut-Sportler Helmut Pleines feiern Geburtstag. Grund genug, sich mit Pleines (80) und den Eigentümern des Freizeitzentrums Oberweis, Alwin Köhler (67) und Sohn Daniel (32), zu unterhalten.

Helmut Pleines hat vor 50 Jahren Oberweiser Freibad mit Sprung eingeweiht - Morgen springt er wieder
Foto: (e_eifel )

Oberweis/Bitburg. Eine besondere Beziehung prägt sie. Kein Wunder, fiel ihre erste Begegnung doch buchstäblich ins Wasser. Die Rede ist vom Oberweiser Prümtal-Freibad, das am Freitag, 15. Juli, 50-jähriges Bestehen feiert. Und: Helmut Pleines - Lokalmatador, Ehrenamtler und Vollblut-Sportler. Er weihte damals das Freibad offiziell mit seinem Sprung vom Einmeterbrett ein. Und ihm gebührt auch die Ehre, die Party zum 50. Geburtstag zu eröffnen, nachdem er am Dienstag, 12. Juli, selbst 80 Jahre - jung - geworden ist (wir gratulieren). Wie er das macht? Die Frage beantwortet sich fast von alleine.

Herr Pleines, mit kerzengerader Haltung schienen Sie 1966 regelrecht übers Wasser zu fliegen …
Helmut Pleines: Wir waren mit der DLRG hier, um das Bad einzuweihen - die DLRG Oberweis gab‘s übrigens zu dieser Zeit noch gar nicht, das war die Ortsgruppe Bitburg. Und es gab nicht viele, die so gesprungen sind wie ich.
Der TV-Reporter kannte mich und sagte: Helmut geh mal springen. Und das hab‘ ich eben gemacht. Dabei ist dieses Bild entstanden. Das ist jetzt 50 Jahre her. Als ich im Alter von 73 Jahren in Bitburg gesprungen bin für den Artikel Ihrer Kollegin ("Ein Leben für den Sport", 2009), wollten mich einige ärgern und sagten: Du bist ein Feigling. Du holst wahrscheinlich einfach die Bilder von vor 40 Jahren und übergibst die der Zeitung. Und um zu beweisen, dass das nicht stimmt, habe ich in Oberweis Bescheid gesagt, dass ich wieder springe, wenn das Bad 50 Jahre besteht. Soweit sind wir inzwischen.

Alwin Köhler: Er war der Initiator, sozusagen. Auf die Idee kam im Vorfeld gar niemand, dass Helmut hier zur Feier des Tages springen könnte. Schließlich hat er dann die Kugel ins Rollen gebracht. Aber was ich auch mal betonen möchte: Es gab ja in der Vergangenheit viele Kontroversen mit Blick auf die ganze Anlage zwischen Ortsgemeinde und Verbandsgemeinde.
Heute ist das erfreulicherweise vorbei. Wir haben eine neue Zukunft eingeläutet. Es besteht ein super Einvernehmen mit Ortsgemeinde und DLRG wie auch mit den ortsansässigen Vereinen und allen Parteien. Wir arbeiten alle sehr gut zusammen. Und deswegen haben wir uns auch dazu entschlossen, das Fest gemeinsam zu organisieren.

Und was erwartet die Gäste zur Geburtstagsparty?
Daniel Köhler: Wir müssen unterscheiden: Am Freitag ist die Jubiläumsfeier für geladene Gäste. Landrat Joachim Streit kommt zum Beispiel - oder auch Michael Billen. Es werden Reden gehalten, auf die wir natürlich schon gespannt sind. Dann gehen wir ans Becken, wo wir Teil der Segnung eines neuen DLRG-Bootes sein werden. Auch eine Rettungsvorführung werden wir sehen. Und dann: wird Helmut mit seinem Sprung vom Brett die Live-Musik einläuten. Von 18.30 bis 23 Uhr tritt eine dreiköpfige Band auf. Das Schwimmbadfest der DLRG am Samstag und Sonntag steht natürlich auch im Zeichen des Jubiläums. Da haben wir Live-Musik, ein Schauschwimmen, Schwimmwettbewerbe, Animation, am Sonntag ein Frühschoppen-Konzert mit Musikvereinen, wie gewohnt das Mittagessen. Also das wird ein schönes Fest.

Wenn Sie sich heute umschauen, Herr Pleines: Hätten Sie sich damals vorstellen können, welche Ausmaße die ganze Anlage annehmen würde?
Helmut Pleines: Nein, als das Bitburger Cascade-Bad eröffnet hat, habe ich gedacht: Jetzt kommen alle nach Bitburg. In Oberweis war es eher klein, mit viele Holzbauten. Aber es hat sich unheimlich gut entwickelt und ich war überrascht, als ich gesehen habe, was die Köhlers aus dem Bad gemacht haben.

Daniel Köhler: Es gab hier tatsächlich das Becken und ansonsten nur Liegewiese. Das Bademeisterhäuschen war lediglich ein kleiner Unterschlupf. Und auch technisch gesehen war das ja eine komplett andere Geschichte. Was heute immer wieder gelobt wird, ist die Wasserqualität. Will heißen, dass man - selbst wenn man ohne Taucherbrille schwimmt - keine Probleme mit den Augen hat. Vor 50 Jahren ging man ja in jedem Bad so Pi mal Daumen an die Vorschriftssache heran. Heute wird das natürlich technisch ganz genau überwacht.

Haben Sie auch schon einmal hier gecampt, Herr Pleines?
Helmut Pleines: Hier zwar noch nicht, aber an der Mosel. Aus einem ganz einfachen Grund: Ich wollte Wasserski fahren. Das habe ich neben Skifahren, Turnen, Judo, Fußball und anderen Sportarten ja auch gelernt. Aber hier kann ich meine 40 Bahnen schwimmen (wohlgemerkt: 1000 Meter, Anm. d. Autors) - darauf kommt es an. Ich mache ja jedes Jahr das Sportabzeichen. Vier Disziplinen: Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Schwimmen. Nächstes Jahr mache ich es zum 60. Mal!

Schaffen die Köhlers auch 40 Bahnen?
Daniel Köhler: Mittlerweile schon; aber nur, weil ich mir auch mal angewöhnt habe, ein paar Mal in der Woche morgens eine Stunde schwimmen zu gehen. Sorgt für den körperlichen Ausgleich.

Alwin Köhler: Ich habe vor, sie zu schaffen (lacht). Ich hatte es aus Zeitgründen nie fertiggebracht, viel zu schwimmen. Ich war immer rund um die Uhr mit der Anlage beschäftigt. Jetzt, wo meine Söhne Daniel und Thomas sich hauptsächlich um die Geschäfte kümmern, will ich auch nochmal öfter ins Becken steigen. Wobei ich die freigewordene Zeit eigentlich viel lieber mit meinen vier Enkelchen verbringe.

Nunmehr 22 Jahre führen Sie den Camping-Betrieb. Das Schwimmbad ist 2013 in Ihr Eigentum übergegangen. Gibt es Gäste oder Erlebnisse, die besonders in Erinnerung geblieben sind?
Alwin Köhler: Vor acht Jahren reiste ein Mann mit seinen Kindern an - ohne Reservierung, aber ein Riesen-Wohnwagen. Er wolle unbedingt nur zwei Tage bleiben, das mache er immer so, sagte er. Nach drei Tagen sagte er, er würde gerne verlängern, weil die Kinder schon Freundschaften geschlossen hätten. Im Endeffekt hatte er viermal verlängert und war drei Wochen da. Das Schöne sei gewesen, sagte er damals, dass sie drei tolle Wochen hier gehabt hätten. Das Schlimme: dass seine Kinder sich schon fürs nächste Jahr verabredet hätten. Das sei ihm wohl noch nie passiert. Von da an hatte er den Platz auch im Freundeskreis empfohlen, bis er mehrere Jahre lang mit bis zu zehn weiteren Familien eine - im übertragenen Sinne - eigene Insel für sich und seine Bekannten wollte. Was auch schön ist, dass die Kinder von ehemaligen Campern nun mit eigenen Kindern kommen. Das ist unbezahlbar.

Negative Erfahrungen?
Alwin Köhler: Vandalismus macht uns eigentlich keine Probleme. Wenn sich solche Leute untermischen wollen - das bleibt leider nicht aus bei der Vielzahl an Gästen - fackeln wir nicht lange: Im Falle eines Falles gibt es eine Ermahnung, dann folgt die Verwarnung, und wenn sich am Verhalten immer noch nichts ändert, kommt der Platzverweis. Und der bleibt dann auch. Da sind konsequent.

Herr Pleines, wie feiern Sie ihr Jubiläum?
Helmut Pleines: Ich habe für Samstag 120 Gäste eingeladen. Warum für Samstag: weil wir ja gerade erst das Folklore-Festival hinter uns haben. Da sind die noch alle platt (lacht). Aber am Wochenende stelle ich dann zwei Zelte auf einem Grillplatz auf - alles in Eigenregie. Ich hoffe, dass alles gut klappt.

Alwin Köhler scherzt: Mit Sicherheit! Du bist doch ein Perfektionist.Extra

Familie Marek aus Holland: Wir sind übers Internet auf den Platz aufmerksam geworden. Das Schwimmbad ist toll, und wir mögen die natürliche Umgebung für die Kinder. Außerdem: nur freundliche und gut gelaunte Menschen. Anke und Uwe aus Harsefeld: Wir sind zum ersten Mal hier, weil wir unseren Bully erst seit vier Wochen haben. Insbesondere gefällt uns das Schwimmbad und die Sanitär-Anlagen. Familie Köhler ist auch sehr freundlich. Wir können uns auf jeden Fall vorstellen wiederzukommen. jokExtra

Alwin Köhler hat 1989 die "Camping-Klausel" in Oberweis übernommen, die er ursprünglich als reinen Sommerbetrieb führen wollte. 1994 baute er das Restaurant "Köhler-Stuben" und übernahm zusätzlich den Camping-Platz. Im Jahr 2009 stiegen die Söhne Thomas und Daniel in die Geschäftsführung ein. Seit 2013 befindet sich die gesamte Anlage samt Freibad, die seit 2014 komplett mit Öko-Strom betrieben wird, in Familienbesitz. Rund zwei Millionen Euro wurden seitdem investiert. jokExtra

 Alwin Köhler.

Alwin Köhler.

Foto: (e_eifel )
 Helmut Pleines.

Helmut Pleines.

Foto: (e_eifel )

Helmut Pleines hat Metzger gelernt, den Beruf dann aber zugunsten eines eigenen Getränkebetriebs auf Eis gelegt. Die Freundschaft zu Alwin Köhler besteht, seit dessen Bruder in dem Getränkebetrieb eingestiegen war. Seit über 50 Jahren arbeitet er ehrenamtlich für die DLRG Bitburg. jok

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