Heroin-Versteck im Autositz

BITBURG/PRÜM. Folgen einer Dienstreise: Bei Prüm haben Zollbeamte zwei Männer geschnappt, die sich nun wegen Drogenhandels in großem Stil vor dem Amtsgericht Bitburg verantworten müssen. Einer ist geständig, der andere streitet die Vorwürfe ab.

30. Januar 2006, auf der A 60 zwischen der belgischen Grenze und Prüm. Der Mobilen Kontrollgruppe des Zolls fällt ein roter Golf mit Pforzheimer Nummernschild auf. Fahrer Valdas U. (29) und Beifahrer Niklas P. (35) (Namen von der Redaktion geändert) aus Litauen sind angeblich wegen einer "Maschine" in Belgien gewesen. Eine Adresse können sie nicht nennen. Eine Sandwichverpackung mit niederländischer Aufschrift macht die Fahnder stutzig. Als ein so genannter Drogen-Wischtest bei beiden Männern deutlich positiv anschlägt, suchen die Beamten noch intensiver. Im Schaumstoff der Auto-Rückbank finden sie schließlich neben Streckmitteln umgerechnet 91,6 Gramm reines Heroin.Zwei Jahre und zehn Monate Haft

Vor Beginn der Hauptverhandlung verständigen sich die Parteien eine Stunde lang informell. Das Ergebnis wird schnell deutlich: Niklas P. räumt die Drogenbeschaffung zum Weiterverkauf im Großraum Karlsruhe ein. Das Urteil des Schöffengerichts lautet zwei Jahre und zehn Monate Haft (ohne Bewährung). Vorsitzender Richter Werner von Schichau verweist auf den ungewöhnlich großen Heroinfund (das 55-fache der so genannten nicht geringen Menge), hält dem Angeklagten jedoch sein Geständnis zugute. Wegen Rechtsmittelverzichts wird das Urteil noch im Gerichtssaal rechtskräftig. Im abgetrennten Verfahren gegen Valdas U. beteuert der Angeklagte seine Unschuld. Er sei Anfang des Jahres mit Niklas P. nach Deutschland gereist, um ein Auto nach Litauen zu überführen. Den Abstecher nach Belgien habe er auf Bitten seines Kollegen mitgemacht, der sich dort einen weiteren Gebrauchtwagen habe anschauen wollen. Bei einer Pause sei sein Kollege längere Zeit weg gewesen, ohne sein Verhalten zu erklären."Hier, Chef, kannst du gucken"

Mehrere Zollbeamte beschreiben als Zeugen die Szene, als einer der beiden Verdächtigen einem Fahnder beim Filzen des Wagens zur Hand ging. Mit den Worten "Hier, Chef, kannst du gucken" habe Niklas P. möglicherweise vom Versteck ablenken wollen, denn in diesem Moment tastete der Beamte gerade die Stelle ab, wo er später das Drogenpaket fand. Als weiterer Zeuge sagt ein 36-jähriger Pforzheimer aus. Er fuhr den roten Golf, den Valdas U. angeblich nach Litauen überführen sollte. Von einem solchen Plan will der 36-Jährige jedoch nichts gewusst haben. Der Golf sei lediglich auf ihn angemeldet gewesen, habe aber Niklas P. gehört. Belasten könnten den Angeklagten Kurznachrichten, die er per Handy an seine Freundin schickte. Eine dieser SMS soll den Wortlaut haben: "Ich bin in Holland, meine Kleine. Ich bin mit Arbeit zugeschüttet." Valdas U. will jedoch vor der umstrittenen Fahrt mit Niklas P. nie in den Niederlanden gewesen sein. In einer Sitzungsunterbrechung unterhält sich Valdas U. mit seinem Anwalt über das neue Beweismittel - ohne Änderung seiner Aussage. Daraufhin vertagt Richter von Schichau die Verhandlung, um einen Sachverständigen zu laden, der die SMS-Dokumentation erläutert. Der Prozess wird am Mittwoch, 2. August, um 14 Uhr fortgesetzt.

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