Hier Chef, da (Wein-)König

Wenn man ihn nicht daran erinnert hätte, wäre die Sache spurlos an ihm vorüber gezogen. Als er das bevorstehende Ereignis dann zur Kenntnis nahm, wollte er zunächst keinen großen Bahnhof. Inzwischen freut er sich doch auf die Feier, außerdem gibt es ohnehin kein Zurück mehr. Deshalb steht fest: Am Freitag wird gefeiert, und das mit Grund: Hans-Michael Bröhl, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Irrel, ist seit 25 Jahren im Amt.

Irrel. Oft sind es die vermeintlichen Nebensächlichkeiten, die dem Gespräch die entscheidende Wende geben. So wie gestern in Irrel. "25-jähriges Dienstjubiläum von VG-Chef Hans-Michael Bröhl" lautet eigentlich der Arbeitstitel für den Reporter. Doch dadurch, dass der Jubilar einen Teller Weintrauben auftischt und erzählt, was es damit auf sich hat, tritt der berufliche Werdegang zunächst in der Hintergrund. Und wer Hans-Michael Bröhl ein wenig kennt, der weiß auch, dass er nicht nur Bürgermeister ist, sondern auch Mensch, und zwar einer, der sowohl ausgefallene Ideen hat als auch einer, der gerne lacht.Da darf es also niemanden wundern, dass Hans-Michael Bröhl nach dem ersten Verkosten der Trauben sein Interesse auf den Oechsle-Grad richtet. Immerhin stammen die Früchte aus dem VG-eigenen Weinberg zwischen Minden und Echternacherbrück. Werbetrommel rühren für das Wein-Projekt

700 Rebstöcke gebe es dort, erzählt Bröhl, der davon ausgeht, 2009 die erste Flasche echten Amtsweins präsentieren zu können. Eine Flasche hat er schon im Büro stehen. "In den Mündener Leien-Klosterlay" steht auf dem Etikett. In Wahrheit aber, gesteht Bröhl schmunzelnd, befindet sich in der Flasche ein "normaler Riesling".Doch Bürgermeister Bröhl muss ja die Werbetrommel schlagen für das Wein-Projekt, das den Tourismus in der Verbandsgemeinde Irrel vorantreiben soll. Auch Wirtschaftsminister Hendrik Hering weiß schon davon, schließlich hat Hans-Michael Bröhl ihm erst kürzlich eine Flasche überreicht. Doch so ganz am Lebenslauf kommen wir denn doch nicht vorbei. Hans-Michael Bröhl wurde am 25. Februar 1944 in Engers geboren. 1949 zog die Familie nach Neuerburg. Dort ließ sich der Vater als Notar nieder. 1961 ging es nach Prüm, wo Hans-Michael Bröhl unter anderem Oscar Lafontaine kennen lernte, der seinerzeit dort ebenfalls das Regino-Gymnasium besuchte. Das "Geschäft" bei der Kreisverwaltung gelernt

Nach dem Abitur studierte Bröhl Jura und Geschichte, und zwar in Lausanne, Genf, Freiburg und Mainz. Fast wäre der Irreler Verwaltungschef Journalist geworden, doch er bekam die Kurve, wechselte rasch zur Verwaltungs- Hochschule nach Speyer, bevor er sich endgültig für die Kommunalverwaltung entschied."Ich wollte das eigentlich immer", sagt Hans-Michael Bröhl auch heute noch mit einem hohen Grad von Zufriedenheit, und denkt zurück an die Zeit als Dezernent bei der Kreisverwaltung in Daun. "Dort habe ich das Geschäft gelernt."Das Geschäft, das er im September 1982 "eröffnete", hat also immer noch denselben Chef. Der setzte sich seinerzeit bei der Bürgermeister-Wahl, die damals noch vom Rat vorgenommen wurde, gegen drei Mitbewerber durch. Zehn Jahre später hatte er keinen Gegner, wurde einstimmig vom Rat gewählt. Ohne Gegner war er derweil auch 2001, als die Bürger der Verbandsgemeinde Irrel ihren Rathauschef in Urwahl im Amt bestätigten.Am 31. Dezember 2009 läuft die Amtszeit von Hans-Michael Bröhl aus. "Solange mache ich das noch gerne", sagt er und parliert munter über die positiven Erlebnisse in seiner Amtszeit. Er nennt zum Beispiel über die Anerkennung der Ortsentwicklung der Gemeinde Irrel und die Anerkennung der Franziskus-Hauptschule Irrel als Regionale Schule beziehungsweise Ganztagsschule. Von negativen Ereignissen will Hans-Michael Bröhl indes nichts wissen. "Wir hatten eigentlich immer Konsens", sagt er und kommt stattdessen wieder auf das Thema Wein zu sprechen. Der einzige Weinkönig auf der Klosterlay

Dabei zeigt er stolz die Hacke, die man ihm bei der feierlichen Ernennung zum Weinkönig verliehen hat. Dabei versteht sich von selbst, dass Hans-Michael Bröhl nicht nur der erste Weinkönig auf der Mindener Klosterlay ist, sondern auch noch der einzige. Es kann halt nur einen, und zwar einen wirklich Unverfälschten geben; und der heißt: Hans-Michael Bröhl.

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