Hilfe bei der Schicksalsfrage

NEUERBURG. In vielen Familien steht das Thema Ausbildung der Kinder zurzeit ganz oben auf der Tagesordnung. Bekommen die Kinder im angestrebten Beruf eine Lehrstelle, wenn sie im Sommer die Schule verlassen, und wie sieht die Zukunft aus? Fragen, mit denen die Grund- und Hauptschule Neuerburg Entlassschüler und ihre Familien nicht allein lässt.

Von 14Ausbildungsbetrieben waren die Inhaber oder ihre Vertreter zurGrund- und Hauptschule Neuerburg (GHS) gekommen. In lockererGesprächsrunde legten sie Schülern, Elternvertretern, Lehrern undBerufsberatern ihre Wünsche dar. Was muss ein idealer Lehrlingmitbringen? Gute Noten in Mathe und Deutsch muss er haben, damiter in der Berufsschule keine Probleme bekommt. DieBetriebsinhaber machten deutlich, dass sie es sich auswirtschaftlicher Sicht nicht erlauben können, einen Lehrlingauszubilden, der die Prüfung nicht schafft. Außerdem wünschensich die Lehrherren von ihren Auszubildenden ein gutes Benehmen,damit sie vor der Kundschaft bestehen können. Seit mehr als 30 Jahren pflegt die GHS einen guten Kontakt zu heimischen Ausbildungsbetrieben. Die Zusammenarbeit ermöglicht es den Schülern, am Beginn des neunten Schuljahres ein Betriebspraktikum ihrer Wahl zu absolvieren - eine wichtige Orientierungshilfe für die Schulabgänger bei Berufswahl und Ausbildungsplatzsuche. Die dreiwöchige Schnupperzeit gibt Lehrherren wie Auszubildenden Gelegenheit, ihre Wahl zu treffen. Die Zeit ist gesplittet, so dass die Praktikanten zwei Betriebe kennen lernen. Auch wenn sie sich danach manchmal noch unsicher sind, welcher Beruf der richtige ist, so wissen sie jedoch meist genau, was sie auf keinen Fall wollen, sagt eine der betroffenen Jugendlichen.

In einem Bildvortrag präsentierten sie ihre Erfahrungen in den Praktikumsbetrieben. Auch für die Ausbildungsbetriebe ist das Praktikum ein gute Sache. "Ich habe zwei Wochen Zeit, um den Schüler zusammen mit seinen schulischen Leistungen einzuschätzen. Das reicht", sagt Lothar Fallis, Chef der Firma Farben-Fallis, Neuerburg. Es gebe zwar weniger gute Hauptschüler als früher. Dennoch seien die Voraussetzungen für gute Schüler in der GHS gegeben, eine Lehre im Handwerk erfolgreich abschließen zu können, meint er.

"Die Anforderungen an die Auszubildenden sind gestiegen", räumt Hans-Joachim Kurth, Geschäftsführenden Gesellschafter der Firma Kurth Elektrotechnik aus Bitburg, ein. Zwei Drittel seiner Auszubildenden kommen von der Hauptschule, weil sie das Gros der guten Praktiker stelle, die im Handwerk gefragt seien. Das Gesprächsforum ist für ihn eine "Super-Sache".

"Wir müssen im Gespräch bleiben, um auszuloten, was die Schule geben kann", sagt Schulleiter Klaus Balmes. Der Dialog zwischen Schule und Betrieben soll deshalb ausgedehnt werden. Geplant ist ein Berufsinformationstag für Schüler und ihre Familien, bei dem sich Betriebe vorstellen. Diese Art Ausbildungsbörse soll eine praxisnahe Ergänzung des bisherigen Angebots von Schule und Arbeitsamt für die Berufsfindung sein.

Ihren Beruf gefunden haben bisher elf von 36 Schüler, die im Sommer die Neuerburger Hauptschule verlassen. Michael Gasper, 16 Jahre alt, wird Schlosser und Kunstschmied lernen. Er hat in seinem künftigen Lehrbetrieb im vergangenen Jahr ein zweiwöchiges Praktikum absolviert und ist überzeugt, dass dies der richtige Beruf für ihn ist. Für seinen gleichaltriger Schulkameraden Johannes Schütz steht fest, dass er Koch werden will. Er kann sich zwischen zwei Angeboten entscheiden. Gereon Heck (16) hat sich noch nicht für einen Beruf entschieden. Er will die Berufsfachschule Wirtschaft in Bitburg besuchen. Damit ist er einer von vielen Abgängern, die sich beruflich noch nicht orientiert haben und weiter zur Schule gehen wollen.

"Es macht uns Kummer", sagt Balmes, "dass viele Schüler es zwei Jahre hinausschieben, ehe sie in den Beruf einsteigen." Die Schule will sich deshalb einem rheinland-pfälzischen Pilotprojekt anschließen, in dem praxisorientiertes Wirtschaftswissen vermittelt wird. Es soll Einblick in die Wirtschaftlichkeit eines Betriebs geben und die Arbeitsmotivation steigern. Aber der Schulleiter weiß auch: "Wir können nicht alles richten." Er will jedoch alles tun, um Schülern den Weg in den Beruf zu eben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort