"Ich ärgere mich über Falschinformationen"

Zuversicht trotz abspringender Gesellschafter und Kritik aus allen Rohren: Im TV-Gespräch will Michael Billen, Aufsichtsratsvorsitzender der Flugplatz Bitburg GmbH, aufräumen mit den - wie er sagt - "Falschinformationen", die über das Industrie- und Frachtflughafen-Projekt in Umlauf sind.

Bitburg. Der Kreistag Vulkaneifel hat entschieden: Er bleibt bei seinem Ausstieg aus der Flugplatz GmbH. Am Montag tagen die Kreistage Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg. Nichts deutet darauf hin, dass sie ihre Kündigung noch vor Jahresende zurückziehen. GmbH-Chef Michael Billen im Gespräch mit TV-Redakteurin Dagmar Schommer:

Was sagen Sie dazu, dass nun gleich drei Gesellschafter die GmbH verlassen?

Michael Billen: Ich verstehe diese Gesellschafter nicht. Erst wollen sie die Instrumentenflug-Genehmigung, jetzt ist sie mit Sofortvollzug da, und sie steigen aus. Ich gehe fest davon aus, dass der Kreistag mit großer Mehrheit dem CDU-Antrag auf Übernahme der Anteile zustimmen wird.

Was ist mit der Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Flugplatz Bitburg mbH (EBFB)? Auch die wollen sich ja zurückziehen…

Michael Billen: Ich finde die Idee der EBFB, bei der ich mich ausdrücklich bedanken möchte, sehr gut. Sie will Stück für Stück ihre Anteile an Firmen, die den Flugplatz nutzen wollen, verkaufen. So haben auch Kleinst-Anleger eine Chance, indirekt in die GmbH einzusteigen. Das ist eine Umstrukturierung der EBFB, kein Ausstieg.

Sie sagten, dass Sie sich ärgern. Worüber?

Michael Billen: Die Information über den Fortlauf der Entwicklung des Flugplatzes ist mir wichtig. Ich habe großes Verständnis, wenn Menschen Vorbehalte gegen den Flugplatz haben. Ich ärgere mich über die Falschinformationen, die gezielt verbreitet werden und die damit zu diesen Vorbehalten führen. Die Tragfähigkeit und Breite unserer Landebahn entspricht - entgegen den Behauptungen mancher Gegner - allen Voraussetzungen, um das Starten und Landen aller Flugzeuge zu ermöglichen. Lediglich für einen voll betankten Jumbo müssten wir die Landebahn verlängern. Und wenn ich schon nur "Millionengrab" höre...

…ein Vorwurf, der immer wieder ins Feld geführt wird.

Michael Billen: Wir haben unter finanziellen Minimalbedingungen ein optimales Ergebnis erreicht, die Instrumentenflug-Genehmigung. Widersprüche haben keine aufschiebende Wirkung, sie ist rechtskräftig. Allein mit der vorhandenen Infrastruktur haben wir einen Wert, der rund 150 Millionen Euro beträgt. So eine Infrastruktur darf man nicht verkommen lassen.

Also verstehen Sie die Sorge, dass öffentliches Geld fehlinvestiert sein könnte, gar nicht?

Michael Billen: Jeder Unternehmer geht bei einer Investition ein Risiko ein. Aber wenn wir das nicht eingehen, um Arbeitsplätze zu schaffen, wäre das falsch. Schließlich ist das Risiko kalkulierbar, und wir werden erst dann in die Umsetzung der Genehmigung investieren, wenn wir einen Nutzer haben. Wir haben die ganze Zeit solide gearbeitet, halten mit Tower und mehr ein Vermögen von rund 1,7 Millionen Euro und sind absolut liquide. Einer Stimmungsmache mit Schlagwörtern wie "Millionengrab" fehlt jede Grundlage.

Inwiefern?

Michael Billen: In den Hahn sind 150 Millionen Euro Landesmittel geflossen, nach Zweibrücken 30 Millionen. In Bitburg sind es gerade mal 2,7 Millionen Euro, wenn wir in die Instrumentenflug-Technik investiert haben. Die Relationen sollte man sehen.

Apropos Hahn: Der Hunsrück-Flughafen zählt rund 32 000 Flugbewegungen im Jahr. Laut Verkehrsprognose sollen es bis zum Jahr 2020 in Bitburg 34 000 Flugbewegungen sein.

Michael Billen: Die Eifel steht für Erholung und Feriengebiet. Wir brauchen Arbeitsplätze im Fremdenverkehr und darüber hin aus. Die größten Wirtschaftszentren und Metropolen sind dort entstanden, wo auch die Verkehrsanbindung vorhanden war. Somit trägt auch ein Flugplatz zum Aufschwung einer Region bei. Gedacht ist nicht an 50 Flieger täglich, sondern vielleicht zehn Flugbewegungen am Tag. Und ich sage: Je mehr, desto besser, dann gibt es auch mehr Jobs. Im Endstadium wären wir dann, was die Flugbewegungen angeht, wie Hahn. Dort habe ich noch nicht gehört, dass sich die Leute in erster Linie über Fluglärm beklagen, da jubelt man über den wirtschaftlichen Aufschwung. Die Gegner müssen sich entscheiden: Entweder sie fürchten ein "Millionengrab" oder den Lärm. Denn wenn der Flugplatz brummt, ist er sicher kein "Millionengrab".

Sie sind ja eine durchaus umstrittene Persönlichkeit. Was sagen Sie zu der Kritik, dass Sie nicht der Richtige seien, um alle an einen Tisch zu bringen?

Michael Billen: Ich bin sicher eine Person mit Ecken und Kanten und führe politische Ausein andersetzungen mit offenem Visier. Da werde ich auch manchmal in Töpfe gesteckt, in die ich überhaupt nicht reingehöre. Damit lenken manche bewusst von ihren eigenen Entscheidungsschwächen ab. So gibt es Leute, die sagen, es läge an meiner Person, wenn nun drei Kreise aussteigen. Es gibt Leute, die sagen, es läge an den gescheiterten Sparkassen-Fusionen oder dar an, dass ich sie nicht genug gefragt habe. Ich entscheide nach Sach- und nicht nach Stimmungslage. Stimmungen kommen und gehen, aber die Fakten bleiben, und die sprechen ganz eindeutig für das Projekt.

Was erhoffen Sie sich?

Michael Billen: Das Flugaufkommen im Personen- und Frachtverkehr wird sich in den nächsten 20 bis 30 Jahren weltweit verdoppeln. Das Fluggewerbe ist eine Wachstumsbranche. Große Flughäfen suchen nach Erweiterungsmöglichkeiten. Das ist eine weitere Chance für den Bitburger Flugplatz, die wir nutzen wollen, um einfache bis hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen.

Haben Sie denn schon Investoren an der Hand?

Michael Billen: Wir haben viele Gespräche mit vielen Interessenten aus ganz Europa und Amerika. Aber da bin ich Realist: Der Vertrag ist erst geschlossen, wenn man beim Notar war - und erst dann werde ich Namen nennen.

Sollte man mit der Suche nach Investoren nicht bis nach der Kommunalwahl warten?

Michael Billen: Nein. Wir wollen die hochwertigen Arbeitsplätze so schnell wie möglich schaffen. Jeder Investor ist willkommen. Wir schaffen für die Investoren Rechtssicherheit, indem wir die Gesellschafter auf fünf Jahre binden. Dieses Projekt Flugplatz Bitburg ist eine Vision, die weit über die fünf Jahre hin ausgeht. Es ist ein Zukunfts-Projekt mit positiver Strahlkraft in die nächsten Jahrzehnte. Deshalb ist es auch unabhängig von Wahlausgängen, zumal auch die Landrats-Kandidaten Glauben und Streit an das Projekt "Flugplatz Bitburg" glauben. EXTRA Zur Person: Michael Billen (Jahrgang 1955; Foto: TV-Archiv) ist Aufsichtsratsvorsitzender der Flugplatz Bitburg GmbH. Er ist CDU-Bezirksvorsitzender und Mitglied des Landtags Rheinland-Pfalz. Er lebt in Kaschenbach, ist verheiratet und hat vier Kinder.

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