Im Rückwärtsgang über die Enz

SCHANKWEILER. 320 000 Euro hat der Bau der Enzbrücke in Schankweiler gekostet. Doch für große Linienbusse ist sie nicht geeignet. Sie können die Brücke nicht problemlos passieren (der TV berichtete).

Dienstagvormittag in Schankweiler: Vor der Brücke - aus Richtung Holsthum kommend - hält ein Linienbus der Moselbahn, 15 Meter lang mit 72 Sitzplätzen. Er ist auf Testfahrt, um in Schankweiler eine innerörtliche Umleitung auszuloten, weil die Ortsdurchfahrt der L2 zum Ausbau ansteht. Doch ehe der Bus seine Zielstrecke erreicht, ist die Fahrt an der Enzbrücke am Dorfrand erst einmal zu Ende. Die Insassen, Busfahrer Karsten Klasen, Theo Blitsch von der Moselbahn sowie Emil Michaeli von der Kreisverwaltung Bitburg, können es nicht fassen: Die neugebaute Enzbrücke der Landesstraße ist zu eng für den Linienverkehr des ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr). Test mit Langholz und Gelenkbussen

Der Bauherr der Brücke, der Landesbetrieb Straßen und Verkehr in Gerolstein, sieht dies anders. Die Brücke sei in ihrer Dimension geblieben wie sie früher war. "Wir können das Problem nicht nachvollziehen", sagte der stellvertretende Leiter Karl-Josef Tölkes dem TV. "Wir haben die Planung mit Schleppkurven geprüft für alle gängigen Fahrzeuge, auch LKW bis 16,5 Meter Länge, Holztransporter, Gelenkbus und 15-Meter-Bus, wobei der 15-Meter-Bus die größte Herausforderung ist, weil er den meisten Platz braucht." Das Planspiel mit den "Schleppkurven" sei bundesweit Standard in der Verkehrswegeplanung. Von zwei anvisierten Fahrweisen habe jedoch nur eine Version Erfolg gehabt, räumte Tölkes ein. Die Realität sieht jedoch so aus: Große Fahrzeuge können nur mit allergrößter Aufmerksamkeit die einspurige Brücke passieren, wenn überhaupt. "Ein Problem ist es, wenn es dunkel ist und die Fahrer die Konturen nicht genau erkennen können", sagte Theo Blitsch. Enttäuscht zeigte sich auch Alois Pelletier, Ortsbürgermeister von Schankweiler: "Typisch Gerolstein. Die bauen immer zu eng. Wir wollten nicht nur eine schöne, sondern auch eine funktionsfähige Brücke haben." Für den landwirtschaftlichen Bedarf hatte er mit einem Schlepper und einem langen Anhänger die Brücke testen lassen. "Das hat geklappt", sagte er: "Darum habe ich nicht damit gerechnet, dass Linienbusse Schwierigkeiten haben könnten." Die Straßenbaubehörde in Gerolstein will das Problem nun lösen. Die Hochbordsteine sollen durch Flachbord ersetzt und der Radius erweitert werden. "Dadurch kann eine Entschärfung von 20 Zentimetern erreicht werden", sagte Tölkes. Er bestätigte, dass die Brücke offiziell für den Verkehr freigegeben sei. Zur Zeit würden nur noch Restarbeiten erledigt. Anfang Juni werden die Bauarbeiten in der Ortsdurchfahrt Schankweiler beginnen. Die innerörtliche Umleitungsstrecke konnte von der Moselbahn dennoch erfolgreich getestet werden. Der Bus wendete vor der Brücke und passierte sie im Rückwärtsgang. Das dies allerdings keine Dauerlösung sein kann, darüber waren sich alle Beteiligten einig. Zum Ausbau der Ortsdurchfahrt teilte die Straßenbaubehörde mit, dass 800 Meter Straße erneuert werden, einschließlich Wasserleitung, Kanal und teilweise Gehwege. Die Bauzeit wird voraussichtlich ein Jahr betragen. Die Kosten belaufen sich auf 1,13 Millionen Euro.

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