Jetzt haben Kröten und Frösche Vorfahrt

Nusbaum · Wegen Amphibienwanderungen wird ein Streckenabschnitt der L3 zwischen Nusbaum und Schwarzenbruch bis voraussichtlich Ende April komplett gesperrt. Die Maßnahme soll zum Schutz gefährdeter Arten beitragen.

 Dort, wo die K1 durch das Waldstück „Im Büschelchen“ führt, gibt es bereits Krötentunnel (Bild). Eine modernere Variante ist nun auch entlang der L 3 geplant. TV-Foto: Uwe Hentschel

Dort, wo die K1 durch das Waldstück „Im Büschelchen“ führt, gibt es bereits Krötentunnel (Bild). Eine modernere Variante ist nun auch entlang der L 3 geplant. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Nusbaum Allzu oft kommt so etwas nicht vor. Weswegen Birgit Blosat besonders froh ist, dass es in diesem Fall geklappt hat. In den kommenden Tagen soll der Abschnitt der L3 zwischen Nusbaum und der Einmündung der K1 bei Schwarzenbruch komplett gesperrt werden. Und das nicht etwa, weil dort die Straße erneuert wird oder aber umfangreiche Baumfällarbeiten anstehen. Sondern weil die Laichwanderungen der Amphibien beginnen.

Da gerade in diesem Abschnitt sehr viele Frösche, Kröten und Molche unterwegs sind und unzählige dieser Tiere jedes Frühjahr überfahren werden, hat der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Gerolstein beschlossen, den rund zwei Kilometer langen Abschnitt in diesem Jahr komplett zu sperren. Und das voraussichtlich bis Ende April. Wie Birgit Blosat, Biologin und Mitarbeiterin des LBM und zudem auch Mitglied der Nabu-Gruppe Kylleifel, erklärt, führt dieser Abschnitt durch das Waldstück "Im Büschelchen, wo es mehrere Teiche und Tümpel gibt. Und zu den Amphibien, die diese Gewässer zum Laichen aufsuchen, gehört laut Blosat auch die europaweit geschützte Geburtshelferkröte. "Es werden ja sonst immer Schilder aufgestellt", sagt die Biologin, "aber die bringen nicht viel." Durch die kreisweit einmalige Sperrung könnten die Amphibien erstmals ungestört die Straße überqueren. Zumal es nicht nur die Autoreifen seien, durch die die Tiere getötet würden, sondern auch die extremen Druckunterschiede, die auf der Straße durch fahrende Autos verursacht würden (siehe Extra).

Weil die Amphibienpopulation im Büschelchen in den vergangenen Jahren aufgrund fehlender Schutzmaßnahmen bereits drastisch abgenommen hat, plant der LBM noch für dieses Jahr den Bau einer dauerhaften Amphibienleiteinrichtung in diesem Abschnitt. Ähnliche Krötentunnel gibt es bereits auf dem Abschnitt der K1 zwischen Kruchten und der Einmündung in die L3 bei Schwarzenbruch. Doch wie Blosat erläutert, sei die jetzt geplante Anlage deutlich größer.

Kleine Anlagen wie die an der K1 hätten den Nachteil, dass die Durchgänge oft durch Laub oder Dreck versperrt würden und die Kröten deshalb nicht hindurch kämen. Bei den großen Anlagen bestehe diese Gefahr nicht so schnell. Zunächst aber wird der Abschnitt der L3 erst einmal für die Amphibienwanderung gesperrt. Ab wann genau, steht derzeit noch nicht fest. Nach Auskunft der Straßenmeisterei Irrel, die dafür zuständig ist, hängt das von der Witterung ab. Bislang seien die Nächte noch zu frostig gewesen, sagt Straßenwärtermeister Hans-Josef Krämer. "Wir haben aber alles bereitliegen", fügt er hinzu. Und sobald die nächtlichen Temperaturen auf vier bis sechs Grad stiegen, werde die Vollsperrung errichtet. Der Verkehr soll dann von Nusbaum über die L2 nach Hommerdingen und Kruchten und von dort über die K1 wieder auf die L3 umgeleitet werden. Die gleiche Ausweichstrecke gilt auch für den Verkehr aus Richtung Schwarzenbruch.WAS IST EINE GEBURTSHELFERKRöTE?

Extra

Die Geburtshelferkröte ist eine relativ kleine Art Westeuropas. Die Besonderheit ist die Eigenart, dass die Männchen die Laichschnur bis zum Ende der Embryonalperiode um die Hinterbeine gewickelt mit sich herumtragen und später die Larven ins Gewässer absetzen. Typische Lebensräume befinden sich in Deutschland vor allem in Steinbrüchen und Tongruben, auf militärischen Übungsplätzen und im Siedlungsbereich (Gärten, Friedhöfe). Europaweit geschützt nach der FFH-Richtlinie (Anhang IV) und "streng geschützt" nach Bundesnaturschutzgesetz. Streng geschützte Arten dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Außerdem ist es verboten, sie durch Aufsuchen ihrer Lebensstätten zu beunruhigen. Quelle: NabuTöDLICHE GEFAHR FüR KRöTEN

Extra

 Männliche Geburtshelferkröte mit Eipaket. Foto: NABU/Christian Fischer

Männliche Geburtshelferkröte mit Eipaket. Foto: NABU/Christian Fischer

Foto: (e_eifel )

Ein Großteil der Amphibien, die auf den Straßen zu Tode kommen, stirbt nicht etwa durch die Autoreifen, sondern durch die Druckunterschiede. Wie ein Forscher vor einigen Jahren herausgefunden hat, hängt das mit dem Strömungsdruck zusammen, den Fahrzeuge während der Fahrt verursachen. Vor dem Auto baut sich ein Überdruck auf, der ein paar Zentimeter vor der Stoßstange am größten ist. Unter dem Auto dagegen entsteht ein Unterdruck. Fährt das Auto über die Kröte hinweg, so ist das Tier dieser Druckverteilung ausgesetzt. Je schneller das Auto fährt und je tiefer es auf der Straße liegt, desto größer der Druckunterschied. Schon bei Tempo 50 haben die Kröten damit kaum eine Überlebenschance, selbst wenn sie nicht vom Fahrzeug erfasst werden. Wird an Stellen, wo Kröten unterwegs sind, also langsam gefahren, so werden dadurch automatisch auch weniger Tiere getötet.

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