Kampfjet-Absturz in Oberfranken: Retter sauer auf US-Militär in Spangdahlem

Bayreuth/Spangdahlem · Anders als das US-Militär den deutschen Behörden mitgeteilt hatte, ist beim Absturz eines F-16-Jets bei Bayreuth doch hochgiftiges Hydrazin ausgetreten. Die Helfer sollen nun zum Arzt.

Monate, nachdem eine F-16 aus Spangdahlem in der Nähe von Bayreuth abgestürzt ist, haben die deutschen Einsatzkräfte eine unangenehme Nachricht erhalten: Anders als das US-Militär mitgeteilt hatte, ist bei dem Unglück im August doch hochgiftiges Hydrazin ausgetreten. Der Raketentreibstoff wurde sowohl an der Absturzstelle als auch im weiteren Umfeld nachgewiesen. Das Landratsamt Bayreuth hat alle beteiligten Feuerwehrleute und Rettungskräfte daher aufgefordert, sich untersuchen zu lassen. Kann der Kontakt mit dem nach Ammoniak riechenden Stoff doch schlimme Folgen haben.

"Wir sind schon sehr überrascht, dass man das nicht erst untersucht hat, ehe man Entwarnung gibt", sagt Michael Benz, Pressesprecher des Landkreises Bayreuth. Da es an dem Tag des Absturzes sehr heiß war, haben viele Rettungskräfte ihre Schutzkleidung bereitwillig abgelegt, nachdem die Entwarnung raus war. Nun schreibt der Betriebsarzt des Landratsamtes, eine Gesundheitsgefährdung könne nicht ausgeschlossen werden. Medienberichten zufolge sind Feuerwehrleute sauer über die Informationspolitik der Amerikaner. Laut Air Base Spangdahlem wurde der Hydrazin-Tank, in dem etwa zehn Prozent der Flüssigkeit fehlten, 200 Meter neben der Absturzstelle gesichert und kontaminierter Boden abgetragen. Tests hätten gezeigt, dass es sicher gewesen sei, die Luft einzuatmen.

Auch als am 14. September 2006 bei Oberkail in der Eifel eine F-16 abgestürzt war, gab es Kommunikationsprobleme. Zwar wurde per Funkspruch vor Hydrazin an Bord gewarnt. Von sechs Litern war die Rede. In Wirklichkeit waren jedoch 26 Liter an Bord. Konsequenz des Absturzes, bei dem der Jet das Dorf nur knapp verfehlte war, dass deutsche und US-Behörden sich trafen, um die Zusammenarbeit zu verbessern.
Hydrazin dient in der F-16 als Brennstoff für ein Notstromaggregat, mit dem das Flugzeug im Notfall steuerungsfähig bleibt. kah

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