Kein Faulenzer-Freibrief

Einen festen monatlichen Grundbetrag, der deutlich über dem Existenzminimum liegt, fordert die Bürgerinitiative "Bedingungsloses Grundeinkommen Eifel", die sich vor wenigen Tagen in Fließem gegründet hat. Und die 25 Gründungsmitglieder sind mit dieser Forderung nicht allein.

 Weg von Hartz IV, Bedürftigkeitsprüfung und fragwürdigen Bildungsmaßnahmen, wie sie von der Agentur für Arbeit angeboten werden, möchte die Bürgerinitiative. TV-Foto: Uwe Hentschel

Weg von Hartz IV, Bedürftigkeitsprüfung und fragwürdigen Bildungsmaßnahmen, wie sie von der Agentur für Arbeit angeboten werden, möchte die Bürgerinitiative. TV-Foto: Uwe Hentschel

Fließem. Der Name der Gaststätte ist bedeutungsschwanger. Hochschwanger. Zumindest an diesem Abend. "Litfass" heißt die kleine Kneipe neben dem Fließemer Gemeindehaus, in der sich rund 25 Menschen versammelt haben, um eine Forderung zu formulieren, die später einmal dazu beitragen soll, das deutsche Sozial- und Steuersystem komplett umzukrempeln. Es geht um die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen für jeden Menschen. Von der Wiege bis Bahre. Ohne Bedürftigkeitsprüfung und Arbeitszwang."Wir wollen ein Einkommen, das zumindest deutlich über dem Existenzminimum liegt, damit für jeden Menschen soziale und kulturelle Teilhabe möglich ist", sagt Brigitte Kranenberg aus Balesfeld, die gemeinsam mit Christina Gertz aus Nimshuscheid die Bürgerinitiative ins Leben gerufen hat. Profitieren sollen davon im Grunde alle: die Nichterwerbstätigen, weil sie dadurch nicht mehr drangsaliert, kontrolliert und zu fragwürdigen Maßnahmen gezwungen werden könnten, aber auch die Erwerbstätigen, weil sie es sich dann leisten könnten, weniger zu arbeiten, um ein gesünderes Leben zu führen oder aber mehr Zeit für die Familie zu haben. Und die Gruppe der Künstler und Kreativen, die in der Regel den Vorteil haben, dass sie einer Arbeit nachgehen, die ihnen Spaß macht, dafür aber meist nicht viel verdienen. Wie die Kreativen aus der Künstlersiedlung Weißenseifen, von denen viele im "Litfass" erschienen sind. "Es geht uns auch um die Entwicklung eines anderen Verhältnisses zur Arbeit", sagt Gastredner Christoph Schlee von der Kölner Initiative Grundeinkommen, die vor einem Jahr gegründet wurde und das gleiche Ziel verfolgt wie alle anderen Gruppen, die sich derzeit in Deutschland bilden. "Bei beispielsweise 1000 Euro Grundeinkommen haben Arbeitnehmer eine ganz andere Verhandlungsposition gegenüber ihren Arbeitnehmern", erklärt Schlee. "Natürlich wird dann nicht jeder eine Arbeit machen können, die ihm Spaß macht", fügt er hinzu, "aber die Ausgangslage ist eine ganz andere."Die Befürchtung, dass ein Grundeinkommen ohne Arbeitszwang in Deutschland zur Faulenzerei führen könnte, teilen Schlee und Kranenberg nicht. "Ich kann arbeiten, ich darf arbeiten, aber ich muss nicht arbeiten", erklärt Brigitte Kranenberg, die damit gewonnene Freiheit für jeden einzelnen Bürger sieht. Menschen seien nicht von Natur aus abgeneigt, zu arbeiten, sagt sie. "Warum denken wir immer, dass andere Menschen faul sind, nur wir nicht?"Die Bürgerinitiative "Grundeinkommen Eifel" trifft sich jeden ersten Montag im Monat um 20 Uhr im Gasthaus "Litfass", Fließem.

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