Landrat kritisiert Amerikaner

Landrat Roger Graef kritisiert nach dem Vorfall in Nattenheim die Informationspolitik der Amerikaner - zwei Kampfjets hatten Scheinangriffe auf das Eifeldorf geflogen. Wenn so etwas, wie die Amerikaner sagen, tatsächlich den Regeln entspräche, dann habe man ein Problem, sagt Graef.

Bitburg/Nattenheim. Kurzfristig hat der Bitburg-Prümer Landrat Roger Graef wegen der Scheinangriffe von US-Kampfjets auf den Eifelort Nattenheim gestern zu einer Pressekonferenz geladen und dabei sehr deutliche Worte gefunden: "Ich habe ein Problem, wenn ich auf simple Fragen keine Antworten bekomme." Er hatte von der Airbase Spangdahlem wissen wollen, warum man ihm nicht sagte, in welcher Flughöhe die Jets unterwegs waren, wenn doch, wie die Airbase der Presse und auch ihm mitgeteilt hatte, nicht gegen Regeln verstoßen worden war.

Die Frage nach der Höhe ist entscheidend, da, wie das Luftwaffenamt bestätigt, Tiefflüge unter 600 Metern Höhe normalerweise nicht nach 17 Uhr stattfinden dürfen. Wie das Amt gestern Abend auf TV-Anfrage mitteilte, waren Tiefflüge zur Zeit als die simulierten Angriffe stattfanden, jedoch weder beantragt noch genehmigt.

Statt Graef zu antworten, hatte ihn die Airbase an das Luftwaffenamt verwiesen, das mit Hilfe von Radaraufzeichnungen Auskunft über Flughöhen geben könne. Normalerweise. Doch laut Luftwaffenamt wurden an eben jenem Dienstag Wartungsarbeiten an dem nächstgelegenen Radargerät vorgenommen, so dass keine Daten über Flughöhen vorliegen. Die Airbase hatte Graef auch mitgeteilt, dass es sich um genehmigte Trainingsflüge zweier Flugzeuge gehandelt habe, die simulierte Luftangriffe auf Nattenheim einschlossen (siehe Extra). "Wenn das also alles so in Ordnung war, dann müssen wir damit rechnen, dass solche Flüge nun öfter stattfinden - und dann haben wir ein Problem", sagte er. Dass keineswegs Genehmigungen für Tiefflüge vorlagen, konnte Graef zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Ebenso wie Verbandsgemeindebürgermeister Jürgen Backes fragt er sich, ob es notwendig ist, Dörfer als Ziele zu nutzen. Eine Frage, die er auch den Amerikanern gestellt hat. Bislang allerdings, ohne eine Antwort zu erhalten. Vielleicht ändert ein Gespräch mit dem Kommodore etwas daran, das kurzfristig noch für gestern Abend verabredet worden war. Sowohl Backes als auch Graef betonten, dass ihnen absolut verlässliche Zeugenaussagen über den Vorfall vorlägen. "Da ist etwas passiert, das alles Dagewesene übersteigt", sagte Backes. Etwas, das man offensichtlich so nicht zu akzeptieren bereit ist.

Meinung

Zeit für ehrliche Antworten

Man kann nach diesem Vorfall als Gastland erwarten, Antworten zu bekommen. Ehrliche Antworten. Die Amerikaner müssen wissen, in welcher Höhe ihre Jets am 14. Oktober um 18.30 Uhr geflogen sind. Warum sagen sie es nicht? Das legt doch die Vermutung nahe, dass es etwas zu verbergen gibt. Eine Verdacht, der durch die neuesten Informationen noch erhärtet wird. Höchste Zeit, mit offenen Karten zu spielen.

k.hammermann@volksfreund.de

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