Landwirtschaft zum Anfassen

LEIDENBORN. (ako) Nachdem ihn ein Jahr lang der TV begleitet hat, blickt Landwirt Hermann Schwalen auf einen turbulenten Zyklus zurück. Mit einem großen Fest startet am komenden Sonntag, 6. Juni, in Leidenborn der "Tag des offenen Hofes".

Eigentlich muss sich Hermann Schwalen zurzeit um Dinge wie Unkrautvernichtung kümmern. Zudem stehen die Geburten von einigen Kälbern an. Doch noch laufen die Vorbereitungen für ein großes Hoffest auf Hochtouren, das am 6. Juni Scharen von Besuchern anlocken wird - wie der Bauern und Winzerverband Rheinland-Nassau schätzt: Auf dem Schwalen-Hof findet die Auftaktveranstaltung zum "Tag der offenen Höfe" statt. Er macht insgesamt vier Bauernhöfe in der gesamten Eifel für Neugierige zugänglich und bietet "Landwirtschaft zum Anfassen". So ist auch am Sonntag der Fleischmarkt Billen in Nattenheim zu besichtigen. Anschauliche Informationen und Familienspaß zugleich wird es in Leidenborn geben. Nicht nur von seinen Kollegen bekam Schwalen die Rückmeldung, dass er mit dem Mitwirken an der TV -Serie "365 Tage Landwirt" einen wichtigen Beitrag zum Verständnis jenes Berufsstands geleistet habe, der die Region noch immer maßgeblich prägt. "Ich wurde oft im Supermarkt von ganz normalen Verbrauchern angesprochen, dass sie einen richtigen Aha-Effekt in Sachen Lebensmittel hatten", beschreibt er die durchweg positive Resonanz. Bei vielen hätten sich unrealistische Vorstellungen über den Alltag in der Landwirtschaft zurecht gerückt. "Etliche sagten mir, dass sie vorher gar nicht wussten, mit wie viel naturwissenschaftlichem und betriebswirtschaftlichem Know-How wir arbeiten und wie viel handwerkliches Geschick notwendig ist", berichtet Schwalen. "Es ging mir darum, jenseits von Krisen und Aufregungen die moderne Wirklichkeit darzustellen und keinen romantisch verklärten Bilderbuchbauernhof zu präsentieren." Der vergangene Jahreszyklus hatte es in sich: Zunächst Kahlfröste, dann Dürre und Futterknappheit, fallende Milchpreise und schließlich eine Borkenkäferplage. "Uns hilft kein Bedauern, sondern wir wollen nur Verständnis", wehrt sich Hermann Schwalen gegen die verbreitete Meinung, Landwirte seien stets negativ eingestellt. "Bei allen Problemen war das zurückliegende Jahr nicht kritischer als andere. Früher hatten wir mit den Themen Schweinepest, BSE und Maul- und Klauenseuche zu kämpfen." Wie ein landwirtschaftlicher Betrieb zukunftsfähig zu führen ist, mag der optimistische Landwirt Schwalen nicht empfehlen: "Jeder Hof hat andere Bedingungen." Nicht jeder fühle sich dazu berufen, wegen der permanenten Anforderungen in der Milchviehhaltung etwa auf Urlaub oder freie Wochenenden zu verzichten. Zudem habe jeder unterschiedliche Bodenqualitäten, die sich auf die Palette der möglichen Erzeugnisse auswirken. Die Familie spielt zudem eine wichtige Rolle: "Alles sieht anders aus, wenn man engagierte Familienmitglieder hat und sicher sein kann, dass ein Kind den Hof eines Tages übernehmen will. Und auch dessen Talente müssen frühzeitig in der Planung berücksichtigt sein."

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