Lehrer in der Belastungsfalle?

BITBURG-PRÜM/DAUN. Mit Befremden hat der Verband Bildung und Erziehung (VBE) den neuen Rahmenplan zur Fremdsprachenarbeit an Grundschulen zur Kenntnis genommen. Die VBE-Kreisverbände Bitburg-Prüm und Daun sehen im Umsetzen der ministeriellen Vorgabe unzumutbare Belastungen und Realitätsferne.

Es war ein recht ungemütlicher Nachmittag für Hans-Josef Dormann. Der ministerielle Grundschulchef aus dem Mainzer Bildungsressort sah sich am Mittwoch im Bitburger Hotel Eifelbräu einer rundweg echauffierten Lehrerschar gegenüber, die alles andere als gut auf ihn zu sprechen war.Was den im Werden befindlichen Rahmenplan Fremdsprachenunterricht an Grundschulen angeht, hatten die Schulleiter aus dem Altkreis Prüm nämlich bereits Anfang Dezember mit deutlichen Worten kundgetan, was sie über den neuerlichen Ukas denken. Das sinngemäße Fazit der Eifel-Pädagogen in freier Übersetzung: We are not amused (Wir sind alles andere als begeistert).Fakt ist: Das Umsetzen des Sprachenplans stellt Schulleitungen und Lehrer vor große Herausforderungen. Klassenleiter sollen zum Beispiel durch ihre Sprachenqualifikation entscheiden, welche Sprache die Klasse zu lernen hat. Besitzt dieser keine Unterrichtserlaubnis dafür, soll kein integrierter Fremdsprachen-unterricht vermittelt werden. In diesem Fall soll ein Fachlehrer, falls vorhanden, eingesetzt werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Nachqualifikation. Wesentliches Kriterium für die ablehnende Haltung der Lehrer: In der Stundentafel für die Klassen drei und vier ist die Fremdsprache mit einer Stunde veranschlagt."Das bedeutet im Klartext rein rechnerisch: Zehn Minuten Fremdsprachenarbeit pro Schultag. Wie groß der persönliche Lernerfolg eines Schülers (Klassenstärke 27 bis 30) bei diesem Zeitmaß sein kann, ist fraglich", schrieb am 2. Dezember vergangenen Jahres die Bleialfer Grundschulrektorin Astrid Bohr-Haas im Auftrag zehn weiterer Kollegen nach Mainz.Ministerium: "Sie sind wohl überfordert"

Nicht nur das. Die Rektoren-Riege aus dem Altkreis Prüm wurde noch deutlicher: "Wer im Ministerium den Rahmenplan Fremdsprachen bearbeitet, kümmert sich nicht gleichzeitig um die Erstellung eines schulischen Qualitätsprogramms, die Umsetzung des Rahmenplans Mathematik, die Organisation, Durchführung und Auswertung von Vera" und so weiter. Deshalb schrieben die Schulleiter Ministerin Doris Ahnen ins Stammbuch: "Von Schulleitungen und Lehrerkollegien wird die Umsetzung aller Vorhaben fast gleichzeitig gefordert. Doch sind uns durch nicht zu unterschätzende tägliche schulische Belastungen und ständig anwachsende verbindliche Anforderungen des Bildungsministeriums physische und psychische Grenzen gesetzt."Die Antwort aus der Landeshauptstadt ließ nicht lange auf sich warten. "Ihrem Schreiben entnehme ich, dass Sie sich in vielfacher Weise überfordert fühlen", ließ die Ministerin ihren Grundschul-Experten, Hans-Josef Dormann, mitteilen. Dieser Zustand sei einer ertragreichen Arbeit in einer so wichtigen Funktion sicher nicht zuträglich. Dormann: "Ich werde deshalb die für Sie zuständige Schulaufsicht bitten, mit Ihnen und Ihren Schulleiterkolleginnen und -kollegen im Rahmen einer Schulleiterdienstbesprechung eine eingehende Aufgaben- und Problemanalyse zu betreiben." Zudem empfahl Dormann in seinem Brief einen Blick auf die Grundschul-Homepage des Ministeriums, "auf der insbesondere auch im Bereich der Fremdsprachenarbeit sehr viele praxisbezogene Anregungen abrufbar sind".Dass Lehrer und Rektoren für diese Form der Antwort nur ausgesprochen wenig Verständnis hatten, wurde am Mittwoch in Bitburg sehr rasch deutlich. Nicht nur der Bitburg-Prümer VBE-Chef Klaus Hack (Prüm) setzte sich zur Wehr ("Der Rahmenplan kam, als in den Schulen die Hölle los war"); auch Konrektor Arnold Gierten (Prüm) zeigte sich brüskiert: "Als junger Lehrer habe ich Angst, dass ich den Anforderungen irgendwann nicht mehr gewachsen bin." Und Astrid Bohr-Haas ergänzte: "Wir wehren uns nicht dagegen, aber mit wieviel Stunden soll das geschehen?", fragte sie.Hans-Josef Dormann verteidigte den Plan, den die Ministerin Ende des Monats der Presse vorstellen wird: "Es war ein dornenvoller Weg." Aber er sei überzeugt, dass das Konzept aufgehen werde, wenn die Schulen bereit seien, neue Mechanismen in der täglichen Arbeit zu entwickeln und die entsprechenden Unterstützungsangebote anzunehmen. Auch in Frankreich sei der bilinguale Unterricht problemlos möglich, argumentierte Dormann. In der VBE-Runde blieb am Ende gleichwohl reichlich Skepsis: "Ich bin leicht verwirrt", gestand eine erfahrene Lehrerin. Und eine Kollegin ergänzte: "Ich glaube nicht, dass Sie den Plan so umgesetzt bekommen."

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