Lieber Eifel als Provence

Mehr als 30 Jahre hat er am privaten Sankt-Josef-Gymnasium in Biesdorf Französisch und Englisch unterrichtet. Jetzt genießt der ehemalige Oberstudienrat i.Pr. Bernard Mairesse die ersten Wochen seines Ruhestandes.

 Nach mehr als 30 Jahren ging Bernard Mairesse am privaten Sankt-Josef-Gymnasium in Biesdorf in den Ruhestand. Foto: Sankt-Josef-Gymnasium Biesdorf

Nach mehr als 30 Jahren ging Bernard Mairesse am privaten Sankt-Josef-Gymnasium in Biesdorf in den Ruhestand. Foto: Sankt-Josef-Gymnasium Biesdorf

Biesdorf. (red) "Dieser Lehrer war ein echtes Original; der hat uns geprägt; bei dem haben wir etwas gelernt," sagen Schüler von Bernard Mairesse, der nach 31 Jahren aktiven Schuldienstes in den Ruhestand geht. Aber mit Monsieur Mairesse geht nicht nur ein Original, mit ihm verlässt ein Stück französisches Savoir vivre das private Sankt-Josef-Gymnasium in Biesdorf: Denn geboren und aufgewachsen ist der Lehrer für Französisch und Englisch 1944 in St. Vaast im Norden Frankreichs. "Ich habe nie Probleme als Franzose in Deutschland gehabt", sagt Bernard Mairesse, "eher mal umgekehrt, wenn man mich in meiner französischen Heimat mit deutschem Nummernschild hat fahren sehen. Aber das waren nur Einzelne. Das Gros ist sehr tolerant." Nach Deutschland, genauer ins geteilte Berlin, hat den damals 21-Jährigen der Militärdienst verschlagen. Hier hat er zunächst an der FU in Berlin studiert. Wegen der Nähe zur französischen Heimat und weil er einen "Berlinkoller" in der abgeriegelten Stadt hatte, ging er 1970 nach Trier, wo er sein Studium fortsetzte und 1976 das zweite Staatsexamen ablegte.Noch im selben Jahr hat er seinen Dienst am St.-Josef-Gymnasium angetreten. "Beim Vorstellungsgespräch bin ich zunächst nach Biersdorf am See gefahren. Ich kam eine halbe Stunde zu spät nach Biesdorf. Doch Pater Büllesbach," erinnert sich Herr Mairesse, "kannte das schon. Wenige Tage zuvor stand schon der damalige Kultusminister Bernhard Vogel in Biersdorf, obwohl er nach Biesdorf wollte. Da habe ich die Stelle dann doch bekommen."Viel hat sich seit damals verändert. "Das Kollegium war damals kleiner, die Atmosphäre noch privater, als sie es heute schon ist. Das hat vieles leichter gemacht." Auf die Frage, ob sich denn die Schüler auch verändert haben, lacht der Pädagoge und fragt: "Haben sich die Schüler oder meine Wahrnehmung verändert?" Nachdenklich fügt er hinzu, dass sich die Schüler sehr wohl verändert hätten: "Sie sind offener. Das ist positiv. Sie wissen aber häufig nicht recht, wo die Grenzen im Umgang mit ihren Mitmenschen sind. Das ist problematisch."Derweil hat Mairesse schon seit über 20 Jahren bei seinen Schülern einen speziellen Spitznamen, den er nicht verheimlicht: Honka. "Meine Unterrichtsbeispiele für den richtigen Gebrauch der Zeiten im Französischen waren manchmal etwas blutig. Zur gleichen Zeit trieb in Hamburg ein Frauenmörder mit Namen Fritz Honka sein Unwesen. Irgendwann haben die Schüler dann seinen Namen auf mich übertragen", schmunzelt der Pensionär. "Heute kennen die Schüler den Mörder von damals nicht mehr."Zurück nach Frankreich möchte Bernard Mairesse, der 1979 in Biesdorf ein Haus gebaut hat, als Rentner nicht: "Auch wenn es vielleicht anfangs etwas schwer war mit den Eifelern, wenn man einmal mit ihnen Freundschaft geschlossen hat, dann richtig. Meine Landsleute in Nordfrankreich sind da ganz ähnlich." Selbst den reizvollsten Landschaften Frankreichs zieht der Wahleifeler seine neue Heimat vor: "Lieber Eifel als Provence! Die einzige Landschaft in Europa, die mit der Eifel mithalten kann, ist Südtirol." Wenn das kein Kompliment ist!

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