Lothar, Salvator, Pitter

"Kaiser Lothar, Kaiser Lothar... Mann, die Prümer machen aber wieder einen Bohei", hat Walburga mich angeblafft. Ganz krabbitzig war die. "Was war das eigentlich für einer, dieser Lothar? Hat der überhaupt jemals irgendwatt geschafft?

" "Keine Ahnung!" - hätte ich wahrheitsgemäß sagen müssen. Geht aber nicht: Walburga will Antworten, sonst kommt man in Teufels Küche, vor allem, wenn man schon wieder vergessen hat, den Müll rauszubringen. Also hab' ich losgelegt: "Naja, der Lothar, das war eben der Kaiser...von, öh, Prüm. Und... und... der hat, genau, den Kaiser-Lothar-Preis erfunden! Und... die Kaiser-Lothar-Realschule! Und Elsass-Lothringen! Gelernt hat er aber Konditor." "Konditor!?!" "Ja klar, wegen der Lothar-Kränzchen und der Karolingerkringel! Alles von ihm! Die werden sogar heute noch bei der Salvatorkirmes verkauft!" "Salvator? Wer war das denn schon wieder?", zischte die Gattin. "Salvator, Salvator... das war ...hmmm... der erste italienische Gastarbeiter in der Eifel! Der hat doch damals den Grundstein für die Basilika gelegt. Deshalb heißt die auch so, das kann man sich doch denken." "Soso. Und wieso heißt das Regino-Gymnasium dann Regino-Gymnasium?" "Najaaa... das war die berühmte lotharing...äh...ginische Schenkung! Und zwar aus Dankbarkeit, weil: Der Regino, das war sein Lateinlehrer, der hat ihn damals durchs Abi gepaukt. Und der war verheiratet mit Bertrada, geborene Rolef, der ersten Bürgermeisterin von Prüm, die auch die Bertrada-Grundschule gebaut hat, wo dann später, äh, Oskar Lafontaine... im Konvikt... beim Prümer Sommer... puuh... mit Otto Schily zusammen... auf der Grenzlandschau das, ähm, Prümer Urbar unterzeichnet hat! Wegen Europa!" "Aha", meinte Walburga. "Was du aber wieder alles weißt. Weiter!" "Moment... also, den Lothar haben die in der Basilika beerdigt. Vor... vor 1150 Jahren! Da isser nämlich direkt vorm Altar mausetot aus seinen Sandalen gekippt! Für die gibt's sogar extra einen Schrein, stell' dir das mal vor! Und das feiern die jetzt. Mit einem Theaterstück!" "Ja wie, über die alten Schluffen?" "Genau! "Stand im Volksfreund!" "Im Volksfreund. Dann wird's ja stimmen", meinte Walburga. Und machte dabei dieses Walburga-Gesicht. "Und wer war dann...?" Den Rest habe ich nicht mehr gehört. Mir ist nämlich ganz schnell wieder eingefallen, dass ich noch unbedingt den Müll raustragen, den Rasen mähen, die Rinne reparieren, die Fenster streichen, den Hof kehren und die Garage aufräumen müsste. So sauber war's bei uns noch nie.

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