Luftnummer oder Goldgrube?

Bitburg · Für die einen ist er eine Goldgrube, für die anderen ein Grund zu klagen, und fast allen fällt es noch schwer, wirklich daran zu glauben: Die Meinungen zur geplanten Entwicklung des Flugplatzes Bitburg (der TV berichtete) gehen stark auseinander.

 Platz frei für die Großflugzeuge: 40 Frachtflugzeuge wöchentlich will Investor Frank Lamparski auf dem Bitburger Flugplatz landen lassen. Foto: iStock

Platz frei für die Großflugzeuge: 40 Frachtflugzeuge wöchentlich will Investor Frank Lamparski auf dem Bitburger Flugplatz landen lassen. Foto: iStock

Die Neuigkeiten vom Flugplatz Bitburg sind in der Region wie eine Bombe eingeschlagen. Auch wenn die Meinungen zu den Plänen, die der luxemburgische Projektentwickler Frank Lamparski mit der ehemaligen Airbase hat, stark auseinander gehen - Staunen dürften sie bei den meisten ausgelöst haben: Lamparski will Hunderte Millionen investieren, um den Flugplatz in den kommenden Jahren zu einem Werft-, Fracht- und Passagierflughafen auszubauen, an dem schon 2013 rund 40 Frachtmaschinen wöchentlich be- und entladen werden. Ab 2015 sollen Menschen von Bitburg aus auch in den Urlaub oder zu Geschäftsreisen Richtung Osteuropa aufbrechen können. Für bis zu 2,5 Millionen Menschen jährlich soll der Terminal des "Bit-Airports" ausgelegt sein, der, so die Schätzung Lamparskis, 2025 rund 2000 Menschen eine Arbeit bieten wird. Und das angeblich ganz ohne, dass der Staat auch nur einen müden Cent investieren müsste. Der TV hat sich umgehört, was die Orts-Chefs der näheren Umgebung davon halten.

Klaus Proost, Röhl: "Ich bin zu der Sache positiv eingestellt. Meine Hoffnung ist, dass es tatsächlich so kommt und dass es neue Arbeitsplätze gibt. Das ist für unsere Region etwas Gutes. Eine große Lärmbelästigung befürchte ich nicht - schlimmer als der Auto-Motorenlärm am Wochenende kann es nicht werden. Man darf auf jeden Fall nicht direkt sagen: Das wird nichts."

Otto Kranz, Scharfbillig: "Wir lehnen jede fliegerische Nutzung ab. Diese Pläne sind nichts als Träumerei. Wo will der Investor 2,5 Millionen Passagiere hernehmen? Und warum sollten die alle in osteuropäische Staaten fliegen wollen? Von Passagierflug war außerdem vorher nie die Rede. Wir hatten hier 40 Jahre lang Lärmschutzzone 1. Das reicht!"

Hermann Schilz, Sülm: "Wenn das so kommen würde, dann wäre das sehr positiv. Aber ich bin noch sehr vorsichtig mit der Euphorie. 1,2 Milliarden Investitionen ohne öffentliche Zuschüsse - das wäre eine Goldgrube. Wenn so 2000 Arbeitsplätze entstünden, wäre das immens! Und der Lärm: Sülm liegt so weit abseits, dass wir auch nicht mehr zu befürchten hätten als durch Spangdahlem."

Leo Maus, Hüttingen: "Von diesen Plänen halte ich gar nichts. Das ist eine Luftnummer: 2,5 Millionen Passagiere und 2000 Arbeitsplätze. Wo sollen die denn herkommen? Und Exporte nach China: In zehn Jahren sind die so weit, dann produzieren die ihre Maschinen selbst. Eine Luftnummer! Aber wir werden dennoch dagegen angehen und vermutlich mit dem Verein ,Bürger gegen Nachtflug' gegen die Instrumentenfluggenehmigung klagen. Wir hatten 40 Jahre Lärm. Das reicht!"

Willi Niederprüm, Niederstedem: "Ansich sehe ich das sehr positiv. Wir brauchen hier unbedingt Arbeitsplätze. Es ist ein Lichtblick, dass da noch etwas kommt! Es wäre sehr schlecht, den Flugplatz und diese Chance nicht zu nutzen."

Michael Ringelstein, erster Beigeordneter der Stadt Bitburg, die mit 16,32 Prozent an der Flugplatz Bitburg GmbH beteiligt ist: "Wie es nun weitergeht, werden wir in den Gremien diskutieren müssen. Wir müssen uns das Konzept genau anschauen und dann entscheiden, ob die Stadt ihre Anteile verkauft. Ich hoffe, dass das bald passiert, denn der Zeitplan der Investoren ist eng gestrickt."

Otmar Kaufmann, Gondorf: "Es ist schön, dass ein privater Investor gefunden wurde und der Flugplatz nicht von öffentlichen Trägern finanziert werden muss. Ich bin aber mal gespannt, wie sich das entwickelt. Es sind schon so viele Enten da oben gelandet. Für Gondorf hoffen wir natürlich, dass die fliegerische Nutzung, insbesondere nachts, eingeschränkt wird."

Peter Endres, Oberstedem: "Was die Arbeitsplätze angeht, wäre das für unsere Region sehr positiv. Was den Fluglärm angeht, wäre das für unsere Gemeinde bedenklich. Aber um die Arbeitsplätze zu bekommen, müsste man das in Kauf nehmen."

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Meinung

Jetzt wird es ernst

Die Rede von der Industriewerft, die hoch qualifizierte Arbeitsplätze bringt, aber nur zwei, drei kleine Starts und Landungen pro Woche zählt und dabei aber wirtschaftlich erfolgreich ist, war wie eine Beruhigungspille im Tauziehen um die Entwicklung des Bitburger Flugplatzes. Seit Frank Lamparski seine Projektskizze zum "Bit-Airport" vorgelegt hat, sollte klar sein, dass der Traum vom erfolgreichen, aber lautlosen Flugplatz endgültig ausgeträumt ist. Damit in Zukunft nicht einzig und allein die wirtschaftlichen Interessen des neuen Großanteilseigners entscheiden, sollten sich die öffentlichen Gesellschafter nicht ganz aus der Flugplatz GmbH stehlen. Für Kreis und Stadt gilt es, sich Mitspracherechte dauerhaft zu sichern. d.schommer@volksfreund.de

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