"Maria, der Turm fällt!"

WAXWEILER. Turmspitze im freien Fall, der Dachstuhl brennt: Ein Feuer in der Kirche von Waxweiler hat am Donnerstag sehr hohen Sachschaden verursacht - rund ein Jahr nach der Sanierung des Gebäudes.

Feuer in der Waxweiler Kirche "St. Johannes der Täufer": Gegen elf Uhr geriet am Donnerstag der Turm-Dachstuhl in Brand. Nur kurze Zeit später neigte sich die Turmspitze zur Seite, stürzte aus 50 Metern Höhe hinab, durchschlug das Dach des Seitenschiffs und das Gartenhaus von Kirchen-Nachbarin Maria Schwickerath. Weitere Turmtrümmer flogen bis in die angrenzenden Gärten und Grünanlagen.Holzschutzmittel in Flammen

Die Ursache ist laut Polizei-Inspektion Prüm bereits ermittelt: Zwei Mitarbeiter einer Sanierungsfirma aus Orenhofen waren gerade dabei, das Dachstuhl-Holz zu imprägnieren. Als Lichtquelle im Turm benutzten sie einen Strahler. "Und von dem Imprägniermittel sind dann ein paar Tropfen auf den heißen Strahler gefallen", berichtet Franz Mereien von der Kriminalpolizei. Das Holzschutzmittel sei dabei sofort in Flammen aufgegangen. Kurz darauf brannte es lichterloh im Turm und wurde lebensgefährlich für den Bauarbeiter: "Es brannte ja schon unter ihm. Er wollte dann noch löschen, aber es war schon zu spät", sagt Mereien. Die beiden Arbeiter hätten sich in nahezu letzter Sekunde aus der Kirche retten und die Feuerwehr alarmieren können. "Ich wollte zur Bank - und da habe ich es gesehen", berichtet Maria Schwickerath, die unmittelbar hinter der Kirche wohnt. Und dann habe sie auch schon eine ihrer Nachbarinnen rufen hören: "Maria, Maria, lauf heim, der Turm fällt!" Keine halbe Stunde dauerte es vom Brand-Beginn bis zum Einsturz der Turmspitze. "Wir saßen im Büro und hörten, dass draußen die Leute schreien", erzählt Peter Schier. Dann habe der Turm sich langsam zur Seite geneigt - und Maria Schwickerath musste mitansehen, wie seine brennende Spitze in Richtung ihres mehr als 200 Jahre alten Gartenhauses stürzte. Die Trümmer- durchschlugen das Dach des kleinen Hauses und zerschmetterten den Kamin. Der obere Teil der Turmspitze krachte anschließend auf das Terrassen-Geländer. Von zwei Seiten nahmen die Feuerwehren aus Prüm und Bitburg mit ihren Leiterwagen den Großbrand in die Zange. Den Dachstuhl konnten sie nicht mehr retten. Aber gemeinsam mit den Wehren aus Waxweiler und Lünebach verhinderten sie ein Übergreifen des Feuers auf das Hauptschiff. Die Bauarbeiter - erschüttert, aber nicht verletzt - wurden von Rettungssanitätern versorgt. Was indessen in der Kirche alles in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Allerdings rechnet der Leiter der Niederprümer Rendantur, Peter Philippe, mit sehr hohen Kosten: "Bestimmt eine Million Euro", sagt Philippe.Schwerer Schlag zur Weihnachtszeit

Ein schwerer Schlag für die Pfarrei so kurz vor Weihnachten - aber nicht nur aus diesem Grund: Erst vor einem Jahr ist die Kirche nämlich für rund 200 000 Euro renoviert worden, sie erhielt ein neues Dach und einen neuen Anstrich. "Die Holzschutzmaßnahme hätte noch dazu gehört", sagt Philippe, "und damit wäre die Renovierung beendet gewesen." Das Wichtigste bleibt aber für den Rendantur-Chef, "dass die Leute noch rechtzeitig rausgekommen sind und niemandem was passiert ist." "Es tut mir richtig Leid um mein altes Häuschen", sagt Maria Schwickerath - und trauert zugleich um den Kirchturm: "Ob man den noch mal so aufbauen kann, wie er war... Ich weiß es nicht. Das war so etwas Tolles." Dabei bleibt sie trotzdem - und während immer wieder das Telefon klingelt, weil besorgte Verwandte und Bekannte anrufen - so gefasst, wie man das unter diesen Umständen überhaupt sein kann: Das Wohnhaus sei immerhin unbeschadet geblieben. "Und zum Glück ist keinem was passiert." Außer dem Wetterhahn: Denn der bleibt bis auf Weiteres verschollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort