Mehr Geld für Projekte

IRREL. Den kommunalen Goldesel wird es wohl auch in Zukunft nicht geben. Mit guten Ideen und Engagement können regionale Projekte dennoch realisiert werden. Möglichkeiten zeigten Experten bei einer Carrefour-Veranstaltung in Irrel auf.

Carrefour, das EU-Forum für den ländlichen Raum, versteht sich als direkte Schnittstelle zwischen Europäischer Union und den Kommunen. Insofern verwunderte es nicht, dass sich das Info-Seminar von Carrefour Rural Niederweis in Irrel vor allem um eines drehte: Wie mit EU-Geldern Projekte vor Ort finanziert werden können. Denn den meisten Gemeinden fehlt das Geld, Vorhaben außerhalb ihres Pflichtprogramms zu realisieren.Erfahrungen mit EU-Geldern hat Thomas Schaumberg von der Vogelsberg-Consult gemacht. Diese Gesellschaft erbringt Beratungsleistungen für den Vogelsbergkreis in Hessen. Für zahlreiche Vorhaben akquirierte Schaumberg EU-Gelder aus Förderprogrammen wie "Leader".Dabei ist seine Beobachtung, dass noch vor zehn Jahren deutlich leichter an europäisches Geld zu kommen war als heute. Reichte es früher, hinreichend kundig in "Antragsprosa" zu sein, sprich: eine gut klingende Projekt-Beschreibung einzureichen, müssen sich die Antragssteller laut Schaumberg heute mit umfangreichen Kriterienkatalogen herum plagen. Schuld daran sind nach Meinung Schaumbergs nicht zuletzt die Bundesländer, die die Verteilung der EU-Mittel an sich gerissen hätten. "Und seit Roland Koch sich zum obersten Sparbrötchen aufschwingt", sei es in Hessen noch schwieriger geworden, sagte Schaumberg und beklagte dieses "unzuverlässige staatliche Handeln".Ein anderer Weg, an Gelder zu kommen, ist das Instrument der Stiftung, sagte Jörg Martin von der Deutschen Stiftungsagentur in Neuss. Die Rahmenbedingungen für Stiftungen ließen vielfältige Optionen offen, und nicht zuletzt komme ein günstiges steuerliches Umfeld Stiftungen entgegen, die im Übrigen nicht nur von Adeligen und Unternehmen gegründet werden könnten. Mit Bürgerstiftungen ließen sich zudem verschiedenste gesellschaftliche Gruppen mit ins Boot holen.Dieter Popp von Büro "Futour" in München machte klar, dass es aber auch noch andere Wege gibt. Er empfahl, örtliche Finanzquellen anzuzapfen, beispielsweise regionale Kreditinstitute. Und am Beispiel der Gemeinde Nettersheim verdeutlichte Popp, dass auch bürgerliche Eigenleistungen zum Ziel führen: Für Projekte, die die Bürger befürworten, engagieren sie sich, für andere nicht. Ein Plädoyer für "Projekt-Demokratie" also.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort