Mitten in der Front

RITTERSDORF. Kriegsende vor 60 Jahren: Heute berichtet ein weiterer Zeitzeuge von seinen Erlebnissen.

Am Abend des 25. Februar belegten starke amerikanische Panzerverbände die ganze Flur in voller Breite vor Pützhöhe. Überall in Rittersdorf gab es Spreng- und Brandschäden, die Scheune eines Anwesens in der Waxweiler Straße, ein Saal eines Gasthauses, ein Wohnhaus in der Schlickgasse (jetzt Pfarrer Michels-Straße) brannten lichterloh. Die deutsche Artillerie schoss alle halbe Stunde eine Granate in den Ort.Vater mit drei Kindern getötet

Wir verbrachten die Nacht im Keller eines Nachbarhauses, da der unsere zur Ostseite frei lag und keinen Schutz mehr bot. Durch eine deutsche Granate wurde eine Familie in der Borrengasse schwer getroffen. Als der Vater mit drei Kindern in den anliegenden Burgstollen Schutz suchte, kamen sie zu Tode. Nur die Frau, die zu der Zeit noch im Hause war, kam mit dem Leben davon. Der Beschuss der deutschen Artillerie hielt auch am 26. Februar an. Deshalb suchte eine Familie aus der Prümer Straße Zuflucht außerhalb des Ortes im Gewölbekeller eines Wohnhauses. Ein älterer Mann, bekannt im Dorf als Schneider, sollte nachkommen, doch er kam nicht an. Was war geschehen? Im Krimches Graben liegende amerikanische Panzerverbände hielten vermutlich den Fußgänger für einen flüchtenden Soldaten. Sie feuerten mit einem Panzermaschinengewehr auf ihn. Schwer getroffen blieb er am Straßenrand liegen. Bei Anbruch der Dunkelheit, schleppte er sich in ein nahe liegendes Wohnhaus. Eine Rot-Kreuz Schwester aus Rittersdorf versorgte lange seine Wunden. Er verstarb später an den Folgen der Schussverletzung. Im Wiesental, Langendell, hinter der Kapelle Bildchen vor der jetzigen Bauschutt-Deponie, befand sich nach dem 26. Februar eine amerikanische Artillerie Stellung. Tag und Nacht heulten und zischten die schweren Geschosse über unseren Dorf. Sie galten den deutschen Stellungen an der Kyll. Dort hatten sich die Einheiten wieder formiert und leisteten tagelang erbitterten Wiederstand. Nach etwa acht Tagen entfernte sich die Front. Die Einschläge der deutschen Artillerie hörten auf, der Geschützdonner verstummte. Wir waren froh, dass wir diesem Inferno einigermaßen heil entkommen waren und blickten guten Mutes in die Zukunft. Martin Roths, Jahrgang 1933, wohnt bis heute in Rittersdorf. Er arbeitete unter anderem als Verputzer bei verschiedenen Baufirmen in der Eifel und später als Hausmeister von drei Schulen in der Verbandsgemeinde Bitburg-Land. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort