Nach 50 Jahren wieder "Ons Hémécht"

BITBURG. Großer Bahnhof für rund 350 ehemalige luxemburgische Soldaten und deren Begleitung. Sie und ihr Heimatland standen im Mittelpunkt der Eröffnung des 41. Europäischen Folklore-Festivals.

So viele Ehrengäste wie in diesem Jahr hat es wohl bisher noch nie bei einer Eröffnung des europäischen Folklore-Festivals in Bitburg gegeben. Es waren so viele, dass das sonst bewährte Haus Beda aus allen Nähten geplatzt wäre und nahezu alle Plätze im leider nicht geheizten Zelt auf dem Festplatz am Alten Gymnasium besetzt waren. So viele Teilnehmer waren es in diesem Jahr, weil neben den Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht nur ein Redner aus dem Patenland zur Eröffnung gekommen war: Neben Jos Scheuer, Vizepräsident der luxemburgischen Abgeordnetenkammer, war auch der ehemalige Landeskonservator Luxemburgs, Georges Calteux, nach Bitburg gekommen, um durch das Programm zu führen. Ebenfalls aus dem Großherzogtum gekommen waren rund ehemalige luxemburgische 350 Soldaten mit Begleitung, die nach einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Liebfrauen ihre alten Kasernen in der Mötscher Straße besucht hatten. Soldaten sagten vor 50 Jahren "Auf Wiedersehen"

Bei diesem personellen Übergewicht für Luxemburg verstand es sich von selbst, dass die musikalische Begleitung des Abends ebenfalls in der Hand der Nachbarn lag. Die Garnisionsmusek Diekirch unter Leitung von Alfred Kayser eröffnete den Abend mit den Nationalhymnen Deutschlands und Luxemburgs sowie der Europa-Hymne. Bei so vielen gestandenen Luxemburgern versteht es sich fast von selbst, dass der Chor der Sänger bei der Hymne "Ons Hémécht" besonders laut erklang. Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit erinnerte an historischen Verbindungen zwischen Luxemburg und dem lange Zeit luxemburgischen Bitburg. Er erinnerte auch an die Leiden der Luxemburger während der deutschen Besetzung des Großherzogtums im Zweiten Weltkrieg. "Als Ergebnis des Kriegs wurde Bitburg von luxemburgischen Truppen besetzt, die vor fast genau 50 Jahren die Stadt wieder verließen", sagte Streit. Damals hätten sich die Luxemburger mit einem "Auf Wiedersehen" verabschiedet. "Dieses Wiedersehen ist am heutigen Tag wahr geworden", sagte Streit. Festredner Jos Scheuer, Abgeordneter und Bürgermeister von Bitburgs Nachbarstadt Echternach, sprach in seiner Vorbereitung scherzhaft vom Luxemburger Abend "als Vorbereitung einer Annexion Bitburgs". Dass es auf luxemburgischer Seite nach dem Krieg wirklich Überlegungen gab, dass Bitburger Land an Luxemburg anzugliedern, ließ er nicht unerwähnt. Auch erinnerte er daran, dass es Jahre lang eine Verordnung gegeben habe, dass mit deutschen Frauen verheiratete Luxemburger nicht in den Staatsdienst treten durften. Aber es gab auch humorvolle Begebenheiten, über die Scheuer berichtete. Sie zeigten, dass nach anfänglicher Distanz Einheimische und Wehrpflichtige gut miteinander auskamen. Sei es beim Sing- und Tanzgelage in Irrel oder beim Handel mit Kaffee und Zigaretten - dem Schmuggel. Eine besondere Ehre wurde Georges Calteaux zuteil. Der nimmermüde ehemalige Landeskonservator Luxemburgs wurde für seine Verdienste nicht nur auf kulturellem Gebiet mit dem Ehrensiegel der Stadt Bitburg ausgezeichnet. Eine deutsch-luxemburgische Co-Produktion boten auch die Volkstanzgruppe Bitburg - die nach Jahren wieder einmal bei der Eröffnung Zeit hatte zu tanzen - und die Volkstanzgruppe "Les Vallées des Sept Châteaux" aus Mersch.

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